Acht Begrüssungs-Typen«Wir dürfen ja jetzt wieder …»
Händeschütteln, Umarmen oder Zurückschrecken? Begrüssungen sind auch unter Geimpften kompliziert geworden.
Die Kampfschüttler
Sie strecken die Hand aus, dazu gibts den Standardspruch: «Wir dürfen ja jetzt wieder …» Und nein, sie nehmen die Hand nicht weg, wenn das Gegenüber nicht einschlägt. Sie lassen sie da, bis man sie nimmt. Tut man das nicht, wird der Kampfschüttler zum Schmoller. Was, du verschmähst mich? Hältst du mich für ungeimpft? Oder dich für etwas Besseres? Das sagt er zwar nicht. Aber man sieht, dass er es denkt, während er einen stehen lässt, um die Hand dem nächsten entgegenzustrecken.
Hygiene ★★☆☆☆
Stil ★☆☆☆☆
Postpandemisches Potenzial ★★★☆☆
Die Anpasserinnen
Sie sind durch die Pandemie verunsichert. Was darf man, was nicht? Ist das Gegenüber geimpft? Und was heisst das überhaupt genau? Geimpfte können das Virus ja auch übertragen? Derart ins Grübeln gekommen, streben die Anpasser einen unsicheren Fistbump an – nur um diesen in einen Handshake fliessen zu lassen, wenn das Gegenüber einen solchen andeutet. Blöd ist es, wenn zwei Anpasserinnen aufeinandertreffen: Der salopp gedachte Gruss verkommt zur umständlichen Pein.
Hygiene ★★★★☆
Stil ★★☆☆☆
Postpandemisches Potenzial ★★☆☆☆
Die Ellbögler
Auf dem Fussballplatz bekämen sie die Gelbe Karte, im spätpandemischen Alltag sind sie weitverbreitet. Mit spitzen Ellbogen stürmen sie auf einen zu und signalisieren damit unmissverständlich, dass Händeschütteln nicht drin liegt, im Fall.
Hygiene ★★★★★
Stil ★★☆☆☆
Postpandemisches Potenzial ★★☆☆☆
Die Kompensations-Umarmerinnen
Die Umarmung (Denglisch: Hug) ist die intimste Form der Begrüssung, die Oberkörper schmiegen sich aneinander. Huggers mussten fast zwei Jahre auf den Nahkörpereinsatz verzichten. Nun dürfen sie dank der Impfung wieder – und kompensieren die 500 verpassen Umarmungen: Es wird geherzt, wer in den Weg kommt. Eltern, Geschwister, Freunde, Bekannte, entfernte Bekannte, selbst Arbeitskollegen, die man nun endlich wieder im Büro antrifft.
Hygiene ★★★☆☆
Stil ★★☆☆☆
Postpandemisches Potenzial ★★★☆☆
Die Ironiker
Sie verbeugen sich, sobald sie einen erblicken, und zwinkern dabei über dem Maskenrand. Die Geste ist ein Zitat, gell, wir zelebrieren hier den Corona-Gruss, obwohl wir ja nicht mehr müssten.
Hygiene ★★★★★
Stil ★★★★☆
Postpandemisches Potenzial ★ ★★☆☆
Die Zu-Hause-Bleiberinnen
Hände schütteln oder nicht? Abstand wahren, Maske lüpfen oder doch eher umarmen? Für sie stellt sich die Frage nicht, denn sie bleiben zu Hause. Ist ja gemütlich dort. Und niemand fragt einen, ob man geimpft sei.
Hygiene ★★★★★
Stil ★★★☆☆
Postpandemisches Potenzial ★☆☆☆☆
Die Übervorsichtigen
Kommt man in ihre Nähe, treten sie einen Schritt zurück. Kurzer Griff an die Maske, ja, sie sitzt. Dann starren sie einen an wie das Kaninchen die Schlange, man spürt den mühsam unterdrückten Fluchtreflex. Da hilft nur eins: Covid-Zertifikat zücken. Behutsam einen Schritt nach dem anderen vorrücken, bis man so nahe ist, dass ein Gespräch ohne Megafon möglich ist. Und verständnisvoll nicken, wenn der andere sagt, ihm sei diese ganze Normalität irgendwie noch nicht wirklich geheuer.
Hygiene ★★★★★
Stil ★★☆☆☆
Postpandemisches Potenzial ☆☆☆☆☆
Die Küsserinnen
Nur in der Schweiz, Leute, nur in der Schweiz: Die Drei-Küsschen-Begrüssung, während der Pandemie verschwunden, ist zurück. Kann man charmant finden – wenn es bei gehauchten Küsschen bleibt und nicht in veritable Küsse von der schlabbrigen Sorte ausartet, mit Speichelresten auf der Wange. Merke: Ekel lässt sich nicht wegimpfen.
Hygiene ★☆☆☆☆
Stil ★★★☆☆
Postpandemisches Potenzial ★★☆☆☆
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