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General Motors in Europa
«Wir beginnen mit einem weissen Blatt Papier»

Mahmoud Samara, Leiter des GM Europe Mobility Start-up in Zürich, posiert in Detroit mit dem rein elektrischen Cadillac Lyriq.
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Mahmoud Samara, ehe Sie letzten Dezember nach Zürich zogen, um die Leitung des mittlerweile sehr überschaubaren GM-Europe-Sitzes zu übernehmen, waren Sie für die Konzernmarke Cadillac in ganz Nordamerika zuständig. Hatten Sie keinen Kulturschock?

Nein, gar nicht. Ich war schon oft in der Schweiz und in Europa – geschäftlich wie auch privat. Die unterschiedlichen Kulturen und Subkulturen faszinieren mich. Hier in Zürich mit seinem See und dieser unglaublichen Sicht auf die Berge zu leben, zu arbeiten und etwas Neues aufzubauen, ist für mich ein Traum, der wahr geworden ist.

Aber wenn Sie sich auf der Strasse umschauen: Meinen Sie wirklich, dass Europa im Allgemeinen und die Schweiz im Speziellen auf das Comeback von GM-Marken wie Cadillac, Chevrolet und Hummer gewartet hat?

Wir haben unsere Präsenz in Europa vor einigen Jahren bewusst reduziert und gesagt, wir kehren erst zurück, wenn wir die richtigen Produkte und Technologien haben. Die haben wir nun. Wir haben eine neue, hochgradig innovative Elektroauto-Plattform entwickelt und angekündigt, bis 2035 unser gesamtes Produktportfolio zu 100 Prozent zu elektrifizieren und bis 2040 ein vollständig CO2-neutrales Unternehmen zu sein. Der Konzern ist ein anderer als zuvor – wir haben uns gewandelt von einem klassischen Autobauer zu einem innovativen Mobilitätsunternehmen –, und in Europa tut sich gerade sehr viel. Es ist weltweit der zweitgrösste und am schnellsten wachsende Markt für E-Autos. Die Ladeinfrastruktur ist bereits viermal so gross wie in den USA. Und nirgendwo sonst wird die Industrie seitens der Politik so stark beim Wandel in ein neues Mobilitätszeitalter unterstützt.

Sie sind in diesem Umfeld aber längst nicht der einzige Konzern, der auf E-Mobilität setzt.

Die Aktivitäten anderer Konzerne kann ich nicht kommentieren. Und letztlich entscheidet sowieso der Kunde, wer in der Vielzahl von Anbietern Erfolg hat. Ich kann aber sagen, dass wir mit unserer Ultium-Plattform eine maximal flexible und skalierbare Elektroauto-Architektur am Start haben, mit der wir sehr gezielt auf Kundenbedürfnisse eingehen können – gezielter und schneller als manch andere. Von Crossovers und SUV bis hin zu Limousinen in verschiedenen Segmenten und unterschiedlichen Preisklassen mit Front-, Heck- oder Allradantrieb lässt sich darauf alles aufbauen, was die Kunden wünschen. Vor allem beschränkt sich unser Angebot nicht auf Fahrzeuge, sondern umfasst ein ganzes Ökosystem aus E-Autos, Software-basierten Lösungen und Dienstleistungen rund um die Mobilität. Unter anderem werden wir künftig auch flexible Besitzprogramme anbieten.

Abgesehen von der ehemaligen Konzerntochter Opel standen GM-Fahrzeuge in Europa bislang eher für grosse, schwere Fahrzeuge mit durstigen V8-Motoren. Wie bringen Sie dieses Bild aus den Köpfen der Leute?

Unterschätzen Sie die Offenheit der Europäer nicht. Der Mindset der Kunden ist völlig anders als noch vor wenigen Jahren. Sie müssen sich das vorstellen wie damals, als das Klapphandy durchs Smartphone ersetzt wurde. Es geht nicht mehr um die Hardware oder um die Geschichte einer Traditionsmarke, es geht vielmehr um Auswahl, Flexibilität und Konnektivität. Um das gesamte Erlebnis, das geboten wird. Das ist auch der Grund, weshalb wir nicht einfach unser altes Geschäft mit neuen Produkten wiederaufnehmen, sondern uns in Europa neu aufstellen, in Form eines Mobility Start-up.

Samara und die weiterhin angebotene Sportwagenikone Chevrolet Corvette 

Ein über 100-jähriger Konzern organisiert sich als Start-up?! Ist Start-up in diesem Fall nicht bloss ein trendiges Schlagwort für: Wir bleiben zunächst klein, um bei einem allfälligen Misserfolg nicht zu viel Geld zu verlieren?

Nein, Start-up bedeutet für uns, dass wir mit einem weissen Blatt Papier beginnen – ohne lähmende Strukturen, ohne Vermächtnisse, ohne Altlasten. Das gibt uns die Chance, Mobilität in Europa neu zu denken. Wir nehmen uns die Zeit, unseren potenziellen Kunden genau zuzuhören. Wir ermitteln, was sie wünschen, wie sie es wünschen, wann sie es wünschen und über welche Kanäle sie mit uns in Kontakt treten wollen. Darauf basieren wir dann unsere Angebote für die einzelnen europäischen Märkte.

Zunächst einmal dürften Sie in Europa mit dem in den USA bereits lancierten Cadillac Lyriq starten. Einem SUV, der zwar elektrisch fährt, in puncto Grösse, Gewicht und Energiebedarf aber nach wie vor den alten American Way of Drive verkörpert.

Der auf besagter Ultium-Plattform basierende Cadillac Lyriq ist das erste batterieelektrische Modell unserer Premiummarke. Er zeigt der Welt, wohin die Reise bei GM geht: in Richtung null Emissionen, aber dank cleverer, Software-basierter Lösungen auch in Richtung null Unfälle und null Staus. Ob und, wenn ja, wann der Lyriq in Europa lanciert wird, steht noch nicht fest. Gehen Sie davon aus, dass wir Sie im Frühjahr 2023 mit Ankündigungen überraschen werden, die nicht nur die Lancierung eines neuen Elektromodells betreffen.