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Meinung

Glosse zum Social Distancing
Wie lang sind eigentlich zwei Meter?

Corona-Plakat aus Guatemala: Einfach an einen Tapir denken, und schon klappt es mit der richtigen Distanz.
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In Guatemala haben sie es gut. Dort müssen sich die Leute nur vorstellen, sie hätten einen Tapir zwischen sich und den anderen – und schon wissen sie, wie viel zwei Meter sind. So jedenfalls ist es gezeichnet auf einem Plakat, das man gern schon jetzt zum sympathischsten Bild dieser unsympathischen Corona-Krise küren würde.

Bei uns sind Tapire nun allerdings nicht besonders weit verbreitet, und selbst wer sie kennt aus dem Zoo, hat ihre genauen Masse kaum intuitiv gespeichert. Es stellt sich also die Frage, mit welchen Tricks wir uns die Einhaltung der geforderten sozialen Distanz erleichtern können.

Eine Kollegin sagt, sie stelle sich jeweils vor, dass ein Bett zwischen ihr und der nächsten Person Platz haben müsste. Auch der Esstisch wäre brauchbar, oder eine Tür, von unten respektive oben betrachtet. Nur ist es nicht ganz einfach, das Mobiliar mental auch auf dem Trottoir wirklich präsent zu haben. Und mitnehmen ist umständlich.

Was tun also? Die Frage treibt viele um, auf Twitter werden sogar Kurse zur Bildung eines gesunden Abstandsgefühls gefordert. Und längst gibt es Merkblätter mit Antworten drauf: Da stehen sich zum Beispiel zwei Menschen mit ausgestreckten Armen gegenüber, zwischen ihnen hätte noch ungefähr ein dritter Arm Platz. Aber eben: ungefähr. Und ist es wirklich vorstellbar, dass wir jedes Mal armgymnastisch Mass nehmen, bevor wir Guten Tag sagen?

Die einzige Lösung des Problems scheint der Reifrock zu sein.

Nein, es müssen andere Lösungen her, einfache, idiotensichere, ästhetisch akzeptable. Überdimensionierte Dächlikappen scheiden da gleich wieder aus, schon normal dimensionierte sollte sich nicht einmal ein amerikanischer Präsident aufsetzen.

Auch Jo-Jos, die, im Kreis gespielt, einen sauberen Radius vorgeben könnten, taugen wenig. Zu schwierig ist das Seitwärtsspiel, zu gross die Gefahr, dass sich die Jo-Jos verschiedener Passanten verheddern könnten. Und die Idee, sich stattdessen einen Bauch anzufressen, der jedes Gegenüber auf Sicherheitsdistanz hält, dürfte kaum Anhänger finden.

Mit einem Brautkleid hält man die Mitmenschen wirkungsvoll auf Distanz.

Die einzige Lösung des Problems scheint also der Reifrock zu sein. Bald sind ja die Museen wieder offen, da kann man auf Gemälden vergangener Jahrhunderte nachschauen, welche Modelle da passen würden. Die spanischen eher nicht, die gingen vor allem in die Breite. Auch die französischen wären ungünstig, da sie nur den Hintern polsterten (deshalb der charmante Name: Cul de Paris). Krinolinen dagegen wären geeignet, auch die radikaleren Varianten der Petticoats. Oder noch besser: eines jener Brautkleider, die einen in eine Art überdimensionierte Meringuetorte verwandeln. Die hängen ja derzeit, da keine grossen Hochzeiten stattfinden können, sowieso nutzlos in den Läden.

Nur die zugehörigen Korsette, die schenken wir uns. In Sachen Atemnot sind wir gerade ein bisschen empfindlich.