Black Lives MatterWie Google rassistische Begriffe abschaffen will
Die Demonstrationen gegen Rassismus zwingen die Techkonzerne, Stellung zu beziehen. Sie machen das auf unterschiedliche Weise – manche geschickter als andere.
Die Black-Lives-Matter-Bewegung drängt nicht nur auf die Strassen, sondern auch in die sozialen Medien und den virtuellen Raum. Die Techunternehmen kommen nicht darum herum, Stellung zu beziehen. Die meisten Unternehmen zeigen sich solidarisch und bekennen sich zur Diversität.
Apple-Chef Tim Cook hat in der Manier seines Vorgängers Steve Jobs einen offenen Brief verfasst und sich unmissverständlich auf die Seite der Demonstranten geschlagen. Cook erwähnt im Brief eine Spende an die gemeinnützige Organisation Equal Justice Initiative, ohne deren Höhe zu spezifizieren. Ein subtiles Zeichen setzt der iPhone-Konzern in seiner Karten-App: Der riesige Schriftzug «Black Lives Matter», den die Washingtoner Bürgermeisterin Mayor Muriel Bowser auf die zum Weissen Haus führende 16th Street pinseln liess, tauchte umgehend in der Satellitenansicht von Apple Maps auf.
Microsoft tritt ins Fettnäpfchen
Nicht alle Konzerne haben sich ähnlich geschickt verhalten. Microsoft hat die Künstlerin Shantell Martin engagiert, vor dem Microsoft Store an der 5th Avenue ein Wandbild anzubringen, das die Black-Lives-Matter-Bewegung ehrt. Doch in einem Mail hat sich der Konzern überaus unglücklich ausgedrückt: Die Künstlerin solle das Wandbild möglichst schnell anfertigen, «solange die Proteste noch relevant seien».
Martin hat dieses Mail öffentlich gemacht, worauf sich die Marketingchefs umgehend und nachdrücklich entschuldigt haben.
Auch Google stellte sich auf die Seite der Demonstranten. Auf der Startseite der Suchmaschine und auf der Videoplattform Youtube waren Bekenntnisse zur Gleichheit zu lesen. Und Youtube stellte eine Million US-Dollar für den Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit in Aussicht.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Der Suchmaschinenkonzern will es nicht bei Zeichen belassen, sondern sich auch gegen den Alltagsrassismus stellen. Den kennt das Unternehmen auch von innen: 2019 hat ein Mitarbeiter vor seinem Abgang ein Memo in Umlauf gebracht, in dem er den Rassismus beschreibt, den er als Mensch mit dunkler Hautfarbe in der Niederlassung in New York erfahren hat. Obwohl er sich mit der Zeit wohler dabei fühlte, in solchen Momenten des Alltagsrassismus die Kollegen zu konfrontieren, habe er «nie aufgehört, die Last des Schwarzseins bei Google zu spüren».
Blockierliste statt «Blacklist»
Eine Massnahme zielt auf die Fachbegriffe, die die Entwickler in ihren Dokumentationen verwenden. Die müssen nicht nur geschlechtsneutral abgefasst werden, sondern auch ohne Rassendiskriminierung auskommen. Eine Anleitung für das Chromium-Projekt (Googles Chrome-Browser) verbietet beispielsweise die Begriffe Whitelist und Blacklist: Schwarze Listen enthalten verbotene Elemente, weisse explizit zugelassene.
Diese Terminologie verstärke die Wahrnehmung, schwarz sei böse und weiss gut, argumentiert der Verhaltenskodex. Als Ersatz sollen die Begriffe Blockierliste und Positivliste verwendet werden. Die Massnahme erscheint zwar als kleiner Schritt, doch es gibt mehr als 2000 Erwähnungen von Blacklists im Programmcode des Browsers.
Vor allem schärft diese Vorgabe die Wahrnehmung des Problems. Die Techunternehmen sehen sich auch mit dem Problem konfrontiert, dass Algorithmen rassistisch sein können. Durch die Mechanismen beim maschinellen Lernen übertragen sich Vorurteile der Entwicklungsteams auf die Produkte. Das durch Stiftungsgelder finanzierte Recherchenetzwerk Pro Publica hat gezeigt, dass ein System, das die Rehabilitierungsaussichten beurteilen sollte, Weissen bessere Chancen einräumt als Schwarzen. Reuters hat 2018 berichtet, wie Amazon ein Werkzeug zur Beurteilung von Bewerbungsdossiers aus dem Verkehr ziehen musste, weil es Männer bevorzugt und Frauen benachteiligt hat. Und Studien weisen nach, dass die Gesichtserkennung bei weissen Gesichtern im Schnitt besser funktioniert als bei schwarzen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.