Kommentar zu Immomarkt-RisikenWichtiger als Worte sind Taten
Selten hat ein Vertreter der Nationalbank so dramatisch vor Gefahren am Immobilienmarkt gewarnt, wie jetzt Fritz Zurbrügg. Dabei ist der Hauptgrund für die Entwicklung die Politik der SNB selbst.

Schon seit einem Jahrzehnt warnt die Nationalbank vor Gefahren an den Immobilienmärkten. Wie am Dienstagabend Vizepräsident Fritz Zurbrügg ausführte, kommt der SNB-Kommunikation eine besondere Bedeutung zu, um den steigenden Risiken entgegenzuwirken. Zu bewirken scheint sie damit wenig.
Die Konsequenz sind immer schrillere, wenn auch berechtigte Warnungen: Die Verwundbarkeiten seien gegenwärtig hoch, erklärte Zurbrügg am Dienstagabend, und selbst einen «grossen Immobiliencrash» will er nicht ausschliessen. Dafür hat er einen ganzen Kranz von Daten geliefert.
Dennoch, die Wirksamkeit solcher Töne ist gering und nimmt weiter ab: Die Immobilienpreise und das Volumen der vergebenen Hypotheken sind trotz früherer Warnungen ständig weiter gestiegen – selbst im Corona-Krisenjahr 2020.
Der Hauptgrund für die Entwicklung an diesen Märkten ist die Politik der SNB selbst: vor allem die extrem tiefen Zinsen.
Hinter den drohenden Worten steckt letztlich die Machtlosigkeit der Nationalbank. Denn der Hauptgrund für die Entwicklung an diesen Märkten ist die Politik der SNB selbst: vor allem die extrem tiefen Zinsen. Sie verbilligen die Hypotheken und befeuern die Nachfrage nach Immobilien. Die bisher ergriffenen Massnahmen, um dem entgegenzuwirken, wie höhere Sicherheitspuffer für Banken und strengere Anforderungen für Kreditschuldner, waren offenbar zu zahnlos.
Vor allem wird sich am Brandbeschleuniger der tiefen Zinsen auch in Zukunft kaum etwas ändern, wie Zurbrügg in seinem Vortrag ebenfalls klargemacht hat. Alle grossen und für die Schweiz wichtigen Notenbanken sehen kein Ende bei den Tiefstzinsen. Wie soll sich da jemand vor den Folgen steigender Zinsen fürchten? Wichtiger als Worte sind Taten. Es braucht Sand im Getriebe.
Dazu zählt der antizyklische Kapitalpuffer, der Banken zusätzlich zu den übrigen Sicherheitspolstern auferlegt wurde, um ihnen die Hypothekarvergabe zu verteuern. Im Zuge der Corona-Krise wurde er aufgehoben, um die Banken zu schonen. Dass er angesichts der betonten hohen Risiken nicht bereits wieder eingeführt wurde, ist unverständlich.
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