Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Wahlen 2023
Welche Zürcherinnen und Zürcher es neu in den Nationalrat schaffen könnten

Weil die Zürcher Bevölkerung gewachsen ist, darf der Kanton für die nächste Amtszeit neu 36 statt 35 Personen in den Nationalrat schicken.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Heute Montag ist Meldeschluss für die Nationalratswahlen vom 22. Oktober. Total wurden 44 Listen eingereicht, wie das statistische Amt am Abend mitteilte. Das sind 12 Listen mehr als vor vier Jahren und 9 mehr als vor acht Jahren.

Die Namen der Kandidatinnen und Kandidaten werden am 17. August bekannt gegeben. Bis dann ist überprüft, ob alle Personen zur Kandidatur berechtigt sind und nicht doppelt kandidieren. Die arrivierten Parteien haben die Namen ihrer Kandidatinnen und Kandidaten schon selber bekannt gegeben. 

Der Kanton Zürich darf für die nächste Amtszeit neu 36 statt 35 Personen in den Nationalrat schicken, weil die Zürcher Bevölkerung überdurchschnittlich gewachsen ist.

Sie wollen mehr über dieses Thema erfahren? Entdecken Sie hier den passenden Newsletter dazu.

Vor vier Jahren war der Klimawandel das dominierende politische Thema. Davon profitierten die Grünen und Grünliberalen. Sie eroberten zusammen 11 von 35 Sitzen – 6 Sitze mehr als zuvor. Die meisten anderen Parteien haben Einfluss verloren, vor allem SVP und SP. Nach Corona und Kriegsbeginn in der Ukraine beschäftigen die Wählerinnen und Wähler heute andere Themen stärker als der Klimawandel. Gemäss den Umfragen könnten deshalb die Sieger von damals zu den Verlierern werden und umgekehrt.

Die Listenverbindungen der Parteien sind zwar noch nicht alle bekannt. Dennoch lässt sich schon heute abschätzen, welche Kandidierenden zittern müssen und welche es gelassen nehmen können:

SVP (bisher 10 Sitze) – Im Aufschwung

Wenn die Prognosen stimmen und die SVP Sitze dazugewinnt, hat Martin Hübscher gute Chancen, in den Nationalrat gewählt zu werden.

Die SVP hat 2019 zwei Sitze verloren und hält gegenwärtig 10 Sitze. Die Chancen stehen gemäss den Wahlprognosen gut, dass sie die beiden Sitze wieder zurückholen kann. Mit Ausnahme von Roger Köppel kandidieren alle SVP-Nationalrätinnen und -räte für eine weitere Amtszeit. Diese neun dürften die Wiederwahl schaffen. Somit wäre Platz für drei neue SVP-Frauen oder -Männer.

Auf den Plätzen 10 bis 12 kandidieren der Fraktionschef aus dem Kantonsrat, Martin Hübscher, der neue Parteipräsident Domenik Ledergerber und Kantonsrätin Nina Fehr Düsel. Landwirt Hübscher, der die Wahl vor vier Jahren nur knapp verpasste, ist der Kronfavorit. Beliebt ist bei den SVP-Wählenden auch Fehr Düsel, die Tochter des langjährigen Eglisauer Nationalrats Hans Fehr. 2019 kandidierte sie auf dem 25. Platz und machte bei den Wahlen 11 Ränge gut.

In Lauerstellung sind aber noch andere, etwa der Winterthurer Kantonsrat Tobias Weidmann. Er hat sich im Kantonsrat in nur vier Jahren Respekt verschafft und ist heute Präsident der wichtigen Finanzkommission. Eine Wahl von Gregor Rutz in den Ständerat würden Weidmanns Chancen auf einen Nationalratssitz zusätzlich erhöhen. In den hinteren Regionen der SVP-Liste gibt es noch weitere Kandidierende mit Potenzial, etwa Camille Lothe, die auf Platz 28 startet und seit ihrer Wahl zur Präsidentin der Zürcher Stadtpartei eine ziemlich hohe Medienpräsenz hat.

SP (7 Sitze) – Aus der Talsohle raus

Die Glattfelder Kantonsrätin Michèle Dünki-Bättig ist auf der SP-Liste in Lauerstellung hinter den Bisherigen.

Die Sozialdemokraten haben bei den Kantonsratswahlen entgegen den Prognosen leicht zulegen können. Im Herbst könnte sich die Trendwende gemäss Wahlumfragen verfestigen. Sie haben realistische Chancen, einen zusätzlichen, achten Sitz zu gewinnen.

Da Angelo Barrile nicht mehr antritt, wäre bei dieser Prognose Platz für zwei Neue. Die fünf bisherigen Frauen (Mattea Meyer, Jacqueline Badran, Priska Seiler Graf, Min Li Marti und Céline Widmer) und der eine bisherige Mann (Fabian Molina) dürften die Wiederwahl schaffen. Dahinter sind auf der SP-Liste die Glattfelder Kantonsrätin Michèle Dünki-Bättig und der Zürcher Ex-Gemeinderat Jean-Daniel Strub am besten platziert.

Gute Chancen dürften auch die hinter ihnen Liegenden haben, insbesondere Juso-Präsident und Kantonsrat Nicola Siegrist. Sein grösstes Handicap: Er ist ein Mann. Ein Grossteil der Männer wurde bei der SP vor vier Jahren zurückgestrichen. Deshalb hat auch die Zürcherin Sibylle Marti auf Listenplatz zehn noch Aussenseiterchancen. Sie zählt zu den pointiertesten Rednerinnen im Kantonsrat.

FDP (5 Sitze) – Rückschlag im Wahlkampf

Regine Sauter tritt sowohl für den Ständerat als auch für den Nationalrat an.

Für die FDP sah es lange Zeit gut aus, bis die Credit Suisse zusammenbrach. Dieses Ereignis hat die Lust der Wählenden auf den Freisinn gemäss den Umfragen deutlich geschmälert. Deshalb muss die FDP zufrieden sein, wenn sie ihre fünf Sitze halten kann.

Da Nationalrätin Doris Fiala nicht mehr antritt und Regine Sauter womöglich Ständerätin wird, könnte es trotzdem Platz für frisches Blut in der Zürcher Nationalratsdeputation geben. Favoritin ist Kantonsrätin Bettina Balmer, die auch Co-Präsidentin der FDP-Frauen in Zürich ist. Mit einem aktiven Wahlkampf hatte sie es schon vor vier Jahren geschafft, einige Listenplätze gutzumachen.

GLP (6 Sitze) – Halten ist angesagt

2019 feierten die Grünliberalen noch ausgelassen im Hive in Zürich ihren Wahlsieg. In diesem Jahr dürfte die Feier etwas ruhiger ausfallen.

Vor vier Jahren haben die Grünliberalen ihre Sitzzahl auf sechs verdoppelt. Diesen Riesenerfolg werden sie nicht wiederholen. Bei den Kantonsratswahlen haben sie enttäuschend abgeschnitten und die Wahlumfragen deuten auch im Herbst nicht auf grossen Zuwachs hin. Deshalb muss das Ziel der GLP Halten sein.

Da es bei der GLP keine Rücktritte gibt, wird es für neu Kandidierende schwierig. Die grössten Chancen darf sich Nicola Forster ausrechnen, der auf Platz sieben kandidiert und als Co-Präsident schon einen gewissen Bekanntheitsgrad hat. Die Wiederwahl schaffen werden wohl Ständeratskandidatin Tiana Moser, GLP-Urgestein Martin Bäumle und Co-Parteipräsidentin Corina Gredig.

Um ihre Wiederwahl zittern müssen wohl Jörg Mäder, Barbara Schaffner und vor allem Judith Bellaiche. Diese drei lagen bei den letzten Wahlen in etwa gleichauf.

Grüne (5 Sitze) – Wer wird abgewählt?

Nicht einmal der grüne Parteipräsident Balthasar Glättli hat seinen Sitz im Nationalrat auf sicher.

Bei den Grünen wird es ein Gerangel unter den fünf wieder kandidierenden Nationalrätinnen und Nationalräten geben. Sicher sein kann sich wohl niemand, selbst Parteipräsident Balthasar Glättli nicht. Die Umfragen sagen den Grünen deutliche Verluste voraus. Das könnte ihnen am Ende zwar helfen, da die schlechten Prognosen für die grüne Wählerschaft eine Motivationsspritze sein könnten, an die Urnen zu gehen. Um mindestens einen Sitzverlust werden sie aber kaum herumkommen.

Am schwierigsten dürfte es für Meret Schneider werden. Unter den neu Kandidierenden ist niemand mit echten Aussenseiterchancen in Sicht.

Mitte (1 Sitz) – Was passiert mit Kutter?

Philipp Kutter kandidiert trotz seines schweren Skiunfalls wieder für den Nationalrat – und für einen der zwei Zürcher Ständeratssitze.

Die Mitte hatte vor vier Jahren Wahlpech. Obwohl sie leicht Wähleranteil dazugewann, verlor sie aus wahlarithmetischen Gründen einen Sitz. Diesen werden sie halten können. Spitzenkandidat Philipp Kutter, der trotz seines schweren Skiunfalls wieder kandidiert, ist für die Wiederwahl gesetzt. Er könnte sogar Ständerat werden. Davon könnte Parteipräsidentin Nicole Barandun profitieren, die bei den Mitte-Wählerinnen beliebt ist und schon vor vier Jahren hinter Kutter den zweiten Platz belegte, obwohl sie nur auf dem vierten Platz gestartet war.

EVP (1 Sitz) – Ein Sitz auf sicher

Kann die EVP ihren Wähleranteil halten, dürfte Nik Gugger weitere vier Jahre im Nationalrat bleiben.

Die EVP hält ihren Wähleranteil seit Jahrzehnten mehr oder weniger konstant. Dies wird auch diesmal so sein und für Nationalrat Nik Gugger die Wiederwahl bedeuten. Die EVP, die im Kantonsrat durch eine rein männliche Fraktion auffällt, hat sich für eine Zebraliste (Mann-Frau-Mann) entschieden. Das könnte für Seklehrerin Christina Furrer Aussenseiterchancen bedeuten, wenn sie nicht von Kantonsrat Daniel Sommer überholt wird.

Die Kleinen – Was macht Mass-voll?

Mass-voll-Aushängeschild Nicolas A. Rimoldi will ins nationale Parlament.

Für Kleinparteien wird es schwierig, einen Nationalratssitz zu holen, obwohl diesmal ein Sitz mehr zu verteilen ist. Für einen Sitz braucht es einen Wähleranteil von knapp 3 Prozent. Dies haben bei den Kantonsratswahlen im Februar weder die AL noch die EDU geschafft. Gespannt blicken Beobachter auf die Bewegung Mass-voll um Nicolas A. Rimoldi. Im Februar haben die Massnahmen-Gegner bei den Kantonsratswahlen mit Aufrecht/freie Liste 2,15 Prozent der Stimmen erhalten.