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Tourismus in Zürich
Wer macht gerade Ferien in Zürich?

Sie sind weniger, aber sie sind wieder vermehrt hier: Touristinnen und Touristen in Zürich. 
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Normalerweise sind sie in den Sommermonaten zu Tausenden in Zürich. Sie schlendern durch die Altstadt, shoppen an der Bahnhofstrasse, verbringen entspannte Tage am See. Nachdem die Stadt letzten Sommer pandemiebedingt leer gewirkt hat, erkennt man sie nun anhand ihrer gezückten Karten, Kameras, Bauchtaschen und Funktionsrucksäcken wieder: Touristinnen und Touristen. Doch was hat sie dazu veranlasst, hier in Zürich ihre Ferien zu verbringen und nicht an den Stränden Italiens oder Frankreichs? Ein Gang durch die Zürcher Altstadt soll Antworten liefern.

Auf Familienbesuch

Es ist nicht das erste Mal, dass diese litauische Familie in Zürich zu Besuch ist. «Ich war bestimmt schon zwölfmal hier», sagt Lauryna. Der Grund: Ihre Schwester lebt in der Schweiz. «Und die Street Parade», wirft Partner Vytautas ein, «für die kommen wir normalerweise immer nach Zürich.»

Wegen der Pandemie habe es mit dem Familienbesuch lange nicht geklappt. «Wir haben wirklich lange gewartet», sagt Lauryna. Mit doppelter Impfung hätten sie die Reise nun aber gewagt – während zweieinhalb Wochen seien sie in der Schweiz herumgereist. Das Highlight: die Hochzeitsfeier ihrer Schwester.

Reisen normalerweise für die Street Parade nach Zürich: Lauryna, Vytautas und Tochter Jonė aus Litauen.

Auch die Brüder Adam und Jakob aus Österreich sind auf Familienbesuch: «Unsere Tante wohnt in Schlieren», sagt Jakob, «heute haben wir einen Tagesausflug nach Zürich gemacht.» Eine Woche seien sie hier. Auch für sie ist es nicht das erste Mal in Zürich, sie sind mindestens einmal pro Jahr hier. Wie bewerten sie die Corona-Situation in der Schweiz? Schulterzucken. «Ich fühle mich sowieso überall sicher», sagt Adam. Die Regeln seien aber schon etwas lockerer als in Österreich, fügt sein Bruder hinzu.

Die Brüder Adam und Jakob aus Österreich.

Vor den Toren des Grossmünsters treffen wir einen weiteren Touristen. Erkennungsmerkmal: Spiegelreflexkamera. Luis Arbalejo ist aus Menorca angereist, um seine Tochter Paz und deren Partner Nacho zu besuchen, die beide in Zürich leben. Er habe sich vor der Reise zweimal impfen lassen, sagt Arbalejo. Der Flug habe sich sicher angefühlt, auch hier habe er keine Angst vor der Pandemie. Und: «Die Menschen scheinen etwas entspannter als in Spanien.» Nun ist er während fünf Tagen hier, es ist sein erstes Mal in Zürich. «Die Stadt ist wunderschön.» Sagts, zeigt auf das Grossmünster, auf die Limmat und zückt die Kamera.

Ist aus Menorca angereist, um Tochter und Schwiegersohn zu besuchen: Luis Arbalejo (l.).

Aus dem grenznahen Ausland

«Wir wollten nicht mit dem Flugzeug reisen», sagt Hélène Aït-oumeghar, die gemeinsam mit ihrem Sohn Noam und ihrem Mann Laurent aus Lyon angereist ist. In Frankreich, Italien und Spanien habe es für ihren Geschmack momentan zu viele Touristen. Die Schweiz sei für sie daher naheliegend gewesen. Mit Auto und Zelt brachen sie von Lyon auf. Zwischenhalte: Genf, Lausanne, Bern, Basel und jetzt Zürich. Je nach Wetter seien sie zwei bis drei Wochen unterwegs. Auf Zürich würden noch Aufenthalte in München und Dachau folgen. Der Abschluss der Reise? Der Europapark, Sohn Noam zuliebe.

Aus Frankreich angereist: Familie Aït-oumeghar.

Die schnellste Zugverbindung von München nach Zürich dauert knapp vier Stunden. Es ist also nicht verwunderlich, dass wir auffallend vielen Münchnerinnen und Münchnern auf den Zürcher Strassen begegnen. Prachi und Kushan etwa, die vor Zürich einige Tage in Interlaken und Lauterbrunnen verbracht haben. Jetzt, da sie beide zweimal geimpft seien, habe es sich sicher angefühlt, mit dem Zug in die Schweiz zu reisen, sagt Prachi. Ihre Eindrücke am ersten Tag: «Zürich ist sehr sauber und chic.» Schicker als München? «Ja.»

Kushan (l.) und Prachi aus München.

Auf Durchreise

Auf der Münsterbrücke begegnen wir drei Freunden aus Holland, die mit dem Auto durch Europa fahren. «Eigentlich wollten wir nur nach Mailand und Verona», sagt Junjii. Dann hätten sie sich spontan zwei Tage vor der Abreise dazu entschieden, auch in Zürich haltzumachen – zuvor seien sie immer nur an der Stadt vorbeigefahren. Sie würden gerne in der Limmat schwimmen. Wegen der jüngsten Unwetter haben wir ihnen jedoch davon abgeraten.

Ist das erste Mal in Zürich: Junjii aus Amsterdam.

In der Zürcher Tourismusbranche gibt man sich derzeit verhalten optimistisch. Im Vergleich zum Sommer 2019 würden sie zwar riesige Unterschiede feststellen, sagt Ueli Heer, Mediensprecher beim Verein Zürich Tourismus. Vor allem Besucher aus Übersee, insbesondere aus Nordamerika und Asien, blieben aufgrund der Pandemie aus. Zudem sei auch der Geschäftstourismus weggebrochen. Trotzdem gibt Heer sich zuversichtlich: Immerhin kämen wieder mehr Besucherinnen und Besucher als letztes Jahr. «Wir haben festgestellt, dass mehr Romands nach Zürich reisen.» Auch aus dem grenznahen Ausland kämen dieses Jahr wieder vermehrt Gäste.

Auch der Präsident des Zürcher Hoteliervereins Martin von Moos erwartet einen besseren Sommer als letztes Jahr. Im Pandemiesommer 2020 sei der ausländische Markt «praktisch inexistent gewesen». Nun stellt von Moos aber fest, dass wieder Gäste aus dem nahen europäischen Umland in den Zürcher Hotels übernachten. In den letzten Tagen seien sogar vereinzelt Gäste aus den Golfstaaten eingekehrt.