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FC Zürich - Grasshoppers 2:1
Wer denn sonst? Dzemaili entscheidet das Derby und will Europa

Die Leichtigkeit vor dem Rücktritt: Seine Mitspieler lassen Blerim Dzemaili hochleben.

Menschen haben viele Wörter dafür erfunden: Schicksal, Vorsehung, Bestimmung. Der legendäre Trainer Alex Ferguson hat einst eine Kurzformel dafür kreiert: «Football, bloody hell!»

Und ja, zur Hölle, genau das ist Fussball: 54. Minute, ein Steilpass in den Strafraum der Grasshoppers. Eigentlich scheint der Ball etwas zu lang für den grau melierten Herrn, der ihm so rasch nachjagt, wie es seine 37-jährigen Beine noch zulassen.

André Moreira könnte mit den Händen zum Ball hechten und die Chance zunichtemachen. Aber so etwas lässt dieser Moment nicht zu. Also zögert der GC-Goalie etwas, lässt einen Abpraller zu. Blerim Dzemaili trifft.

Natürlich trifft Dzemaili. Und logisch, dass es der Siegtreffer ist an diesem Nachmittag vor über 21’000 Menschen im Letzigrund. Was anderes soll denn in seinem letzten Derby passieren?

«Genau für diese Spiele bin ich zurückgekommen», erzählt er später. Vorher haben ihn seine Mitspieler vor der Südkurve in die Luft geworfen, haben ihn die Fans mehrfach wieder zurückgerufen, um ihn hochleben zu lassen. «Diese Emotionen wollte ich wieder erleben», sagt Dzemaili.

Er hat viel riskiert und alles gewonnen

Er hat einiges riskiert mit seiner Rückkehr aus dem Ausland vor bald zweieinhalb Jahren. Der alternde FCZ-Bueb, der noch einmal zu seinem Jugendverein kommt, hätte durchaus seinen Ruf ramponieren können. Aber daran hat er nicht gedacht. Für ihn steht fest: «Wenn du seriös arbeitest, dann kommt immer etwas zurück.»

Und er hat seriös gearbeitet. Hat sich nicht als Star verstanden, der in Zürich noch ein paar Franken verdient, bevor er sich in den Ruhestand begibt. Vor der vergangenen Saison wurde er gefragt, wie es sich so lebe als alter Held in seiner Heimatstadt. Und Dzemaili? Meinte: «Alter Held? Viel lieber würde ich ein neuer Held werden.»

Er ist es geworden mit dem Meistertitel 2022. Und jetzt, da er unter der Woche bekannt gegeben hat, dass in diesem Sommer endgültig fertig ist, kommt dieses Tor. Das alles ist so gut, da kann sich Petar Pusic noch so sehr mit Fäkalausdrücken über die Niederlage ärgern («sch… mich an»). Selbst er, der Ur-GCler, anerkennt neidlos: «Das mit Blerim ist schon eine schöne Geschichte. Da kann man nur gratulieren.»

Vor dem Spiel hat Goalie Yanick Brecher extra noch vorgerechnet, warum Dzemaili das Spiel unbedingt gewinnen müsse: «Er hat mir gesagt, dass er eine ausgeglichene Derby-Bilanz habe.» Jetzt hat er das auch noch rasch korrigiert. Nach neunzehn Derbys steht Dzemaili bei sechs Siegen, acht Unentschieden und fünf Niederlagen.

«Jedes Spiel, als ob es das letzte wäre»

Schicksal, Vorsehung, Bestimmung? Dzemaili gibt nach dem Spielschluss erst mal Autogramme, steht für Selfies hin. Und als er danach lange, lange nach allen anderen Spielern in der Medienzone auftaucht, hat er darauf noch keine Antwort parat.

Klar, «Märchen» könnte man das Ganze auch nennen, findet er. Aber für ihn ist nicht wichtig, wie man das alles in Worte fasst. Seit er weiss, dass nun wirklich bald Schluss ist, da saugt er ganz bewusst seine letzten Momente als Fussballprofi ein: «Ich spiele jedes Spiel, als ob es mein letztes wäre.»

Zweimal könnte er noch auf dem Feld stehen. Erst am Donnerstag in Winterthur, dann zum Saisonabschluss zu Hause gegen Lugano. Und Blerim Dzemaili hätte niemals diese wunderbare Karriere hingelegt, wenn er nicht selbst in diesem Moment noch ein Ziel anvisieren würde: «Jetzt müssen wir versuchen, den fünften Platz zu holen!»

Rang fünf steht für die Qualifikation zur Conference League. Es ist auch der Platz, auf dem die Grasshoppers vor dem Anpfiff stehen. Und in der 8. Minute sieht es so aus, als ob GC einen grossen Schritt in Richtung europäischem Fussball machen könnte. Pusic trifft zur Führung.

Aber danach ist der Auftritt der Grasshoppers zu wirr, zu ungenau, um die Niederlage abzuwenden. Vor Dzemailis Auftritt trifft Lindrit Kamberi per Kopf zum 1:1. «Wenn du das Derby verlierst, dann hat dir etwas gefehlt», analysiert Giorgio Contini nach seinem drittletzten Spiel als GC-Trainer trocken. Und so rutscht sein Team wegen der Tordifferenz hinter Basel auf Rang sechs. 

Zwei Punkte dahinter liegt der FCZ punktemässig gleichauf mit St. Gallen, aber mit der klar schlechtesten Tordifferenz aller vier Clubs. Trotzdem ist es eine fast schon unglaubliche Leistung, dass die Zürcher nach ihrem debakulösen Saisonstart zwei Runden vor Saisonende tatsächlich noch nach Europa schielen dürfen.

«Wir haben es nicht mehr in unseren Füssen», stellt Bo Henriksen zwar fest. Aber der FCZ-Trainer sagt auch: «Zum ersten Mal, seit ich hier arbeite, spielen wir nicht mehr gegen etwas. Sondern, um etwas zu gewinnen.»

Nächstes Rendezvous: das Derby am Donnerstag in Winterthur. Mit einem Blerim Dzemaili, der noch zweimal ein Date mit dem Schicksal hat.

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