Landkarte der GefühleDie Älteren leiden am wenigsten unter der Krise
Die sogenannt vulnerablen Personen erweisen sich in der Corona-Krise als am psychisch stabilsten. Das geht aus einer Studie hervor.
Nachdem sich das Virus wie ein Flächenbrand ausgebreitet hatte, galten ältere Personen vorab als vulnerable Personen, als besonders Gefährdete, die man schützen und für die man einkaufen soll. Psychisch erweisen sich aber gerade Personen ab 65 Jahren als stabil in der Corona-Krise.
Dies geht aus einer Studie der Kampagne «Wie geht’s dir» hervor. Das Forschungsinstitut Sotomo liess darin die Psyche der Schweizerinnen und Schweizer ausleuchten. Dafür befragte Sotomo Ende Mai 9279 Personen in der Deutschschweiz, am Mittwoch wurde das Resultat vorgestellt.
Vulnerabel sind die Jüngeren
Die Studie zeigt: Während der Krise waren die über 65-Jährigen am ausgeglichensten. 59 Prozent geben an, dass sich der Lockdown gar nicht oder nur positiv auf ihre Stimmung auswirkte. Unter dieser Gruppe wuchsen auch die Dankbarkeit, die Zufriedenheit und das Interesse am stärksten. Bei den 15- bis 24-Jährigen hingegen geben nur 40 Prozent an, dass die Krise sie nicht nur negativ oder nur positiv beeinflusst habe. Zwar ist auch bei ihnen die Dankbarkeit grösser, aber auch der Stress und der Druck.
«Vulnerabel sind eher die Jüngeren als die Älteren», sagte Fabienne Amstad von der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz vor den Medien. Gerade die ältere Generation hat mehr Ausnahmesituationen erlebt und verfügt über entsprechend mehr Erfahrung. Den Jüngeren, die ohnehin mehr kritische Lebensübergänge erleben, fehlen diese Erfahrung, und entsprechend werden sie eher von Krisen erschüttert.
In der Krise sind die Schweizer dankbarer geworden
Als die Umfrage durchgeführt wurde, waren die Einschränkungen des Lockdown bereits etwas gelockert worden, der Lockdown selber aber noch sehr präsent. Fast die Hälfte der Befragten gibt an, dass sich die Krise negativ auf ihre Grundstimmung niedergeschlagen habe, vor allem Jüngere und Frauen. Manche Gefühle verstärkten sich in dieser Zeit, vor allem Dankbarkeit und Zufriedenheit
«Manchmal braucht es eine Krise, um zu merken, wie privilegiert wir sind», sagte Michael Hermann, dessen Forschungsinstitut die Umfrage durchführte. Zugenommen haben aber auch Stress, Unsicherheit und das Gefühl der Machtlosigkeit. Die negativen Gefühle wurden aber seltener genannt.
Junge Frauen haben ein bewegtes Gefühlsleben
In der Umfrage wurden die Teilnehmer nicht nur zu ihrem Befinden während des Lockdown, sondern ganz grundsätzlich zu ihrer Stimmung befragt. Positive Gefühle wie Zufriedenheit und Dankbarkeit überwiegen dabei deutlich.
Junge Frauen haben gemäss Studie das bewegteste Gefühlsleben. Sie nennen 16 Gefühle, die sie im vergangenen Jahr erlebt haben, junge Männer 12. Bei den Frauen sind es vor allem Freude, Liebe, aber auch Müdigkeit, bei den Männer Vergnügen und Stolz, aber auch Hass und Verachtung. Ältere Frauen sind öfter von Dankbarkeit und Mitgefühl geleitet, ältere Männer von Interesse und Selbstbewusstsein. «Das erklärt, weshalb ältere Männer anderen so gerne die Welt erklären», bemerkte Michael Hermann.
Über negative Gefühle spricht man wenig
Entsprechend reden Jüngere bis 30 Jahre auch häufiger über Gefühle. 65 Prozent von ihnen sagen, das sei ein wichtiges oder sehr wichtiges Thema. Bei den über 65-Jährigen sagen dies nur 58 Prozent. Manchen fehlt aber auch einfach ein Gegenüber, dem sie sich anvertrauen können.
Viele Befragte antworten auf die Frage: «Wie geht es dir?», nur mit «danke, gut». Auch wenn dies nicht stimmt. «Über Belastendes wird zu wenig gesprochen», konstatierte Fabienne Amstad von Gesundheitsförderung Schweiz. Die Kampagne will dieses Tabu stürzen. Denn je früher man eine psychische Erkrankung erkennt, desto grösser sind die Aussichten, dass sie geheilt werden kann.
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