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Time-Out mit …
«Wenn wir im Sommer wieder öffnen können, überleben wir»

Bar-Betreiber Benedikt Pfister (rechts) neben seinem Bruder Raphael (links) und Claude ‹Didi› Andrey (mittig), dem FCB-Aufstiegstrainer von 1994.
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«Als die Meldung kam, dass die Bars wegen des Coronavirus schliessen müssen, war mein erster Gedanke: Fuck - und jetzt? Wie sollen wir überleben? Ohne Fussball, ohne Einnahmen? Die Bundesrat-Verordnung riss uns den Boden unter den Füssen weg. Ich fragte mich echt, ob das Didi Offensiv das überlebt.

Die Bar ist eine Herzensangelegenheit. Mein Bruder, der mit mir und meiner Partnerin die Bar aufbaute, sagte mal: ‹Das ‹Didi› war eine Kaffeeidee, keine Schnapsidee›. Und damit hat er recht. Ich war mit meiner Freundin in München und sah eine Themenbar, die sich mit den Olympischen Spielen von 1972 beschäftigte. Wir wollten was Ähnliches für Basel umsetzen. Das ‹Didi› entstand.

Benannt ist die Bar nach Claude ‹Didi› Andrey, dem FCB-Aufstiegstrainer von 1994. Die Wände sind behängt mit zahlreichen Trikots, Zeitungsausschnitten, Wimpeln und anderen Fan-Objekten und gerade bei FCB-Auswärtsspielen hat sich das ‹Didi› zu einem wichtigen Treffpunkt für Fussballverrückte gemausert. Mittlerweile ist die Eröffnung über 5 Jahre her.

Stammgäste waren eine Motivation

Ob es nochmals 5 Jahre besteht, steht in den Sternen. Die Corona-Epidemie traf die Bar schon hart. Glücklicherweise hat sich die Situation mittlerweile ein wenig entspannt. Dass die EM nicht abgesagt wurde, sondern nur verschoben wird, war wichtig. Auch, dass die Meisterschaften bis jetzt nicht abgebrochen wurden. Und natürlich haben wir auch Kurzarbeit beantragt. Doch die Ungewissheit, wie es weiter geht, ist belastend. Wenn wir im Sommer wieder öffnen können und noch Fussball gespielt werden kann, überleben wir. Wenn es später wird, wird es schwierig.

«Wenn wir im Sommer wieder öffnen können und noch Fussball gespielt werden kann, überleben wir. Wenn es später wird, wird es schwierig.»

Berührt hat mich, wie viel Solidarität wir von unseren Stammgästen erhalten haben. Wir haben ein breites, vom Alter her sehr durchmischtes Publikum. Diese Unterstützung zu spüren, ist eine grosse Motivation, durch diese schwierige Zeit zu kommen.

Alles ist anders, irgendwie unwirklich

Mich belastet aber nicht nur die Situation des ‹Didis›. Ich vermisse auch einfach den Fussball. Vor allem jetzt im Frühling. Die Blumen blühen und das Gras spriesst. Ich habe den Duft von gemähtem Rasen in der Nase. Der Frühling war stets die Zeit, die ich besonders mit dem Fussball verbinde. Die Entscheidungen in den nationalen und internationalen Wettbewerben stehen an. Auch im Amateursport beginnt normalerweise dann die heisse Phase.

Doch dieses Jahr? Alles ist anders, irgendwie unwirklich. Aber ja, das ist Klönen auf hohem Niveau. Wenn man aus Italien hört, dass über 80-Jährige in den Spitälern nicht mehr beatmet werden, ist das heftig. Es wird einem klar, dass alles, wirklich alles hinten anstehen muss – so auch der Fussball und natürlich auch die Bar.»

* Benedikt Pfister (41) ist Geschäftsführer der Basler Fussballkulturbar Didi Offensiv. Auch arbeitet er als Historiker.