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Epischer Paris-Halbfinal
Wenn Tennis grösser wird als Corona

Was für ein Triumph! Novak Djokovic stösst Rafael Nadal vom Thron.
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Zwölf Tage lang hatte man in ­Roland Garros die nationalen ­Coronaregeln peinlich genau eingehalten. Wer seine Maske nicht über die Nase gezogen hatte, wurde ermahnt. Die Sperrstunde wurde durchgesetzt, auch wenn es bedeutete, dass die Stadien mitten im Spiel geräumt werden mussten. Doch an diesem Freitagabend wurde das Tennis grösser als das kleine, heimtückische Virus.

Es war 22.40 Uhr, Novak Djokovic hatte sich in diesem begeisternden Halbfinal gegen Rafael Nadal eine 2:1-Satzführung verschafft, als der Speaker bekanntgab, die Zuschauer dürften bleiben bis zum Schluss.

Der Entscheid sorgte für Begeisterungsstürme bei den 5000 im Stadion, die ja entweder zweimal geimpft, gerade negativ getestet worden waren oder die Corona-Erkrankung nachweislich durchgemacht haben. Sie alle innert nützlicher Frist aus dem Stadion zu treiben, wäre wohl ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit geworden. Der Entscheid sei von den Behörden abgesegnet, es seien «aussergewöhnliche Umstände», gab das Turnier bekannt.

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Und so ging das Tennisspektakel also weiter mit einem Publikum, das sich bewusst war, welches Privileg es genoss, und sich immer wieder lautstark bemerkbar machte. Mit grösseren Sympathien für Nadal, den 13-fachen Sieger und gezeichneten Helden. Doch es nützte nichts mehr. So sehr sich der Spanier gegen seine dritte Niederlage in 16 Jahren Roland Garros stemmte, Djokovic war nicht mehr zu bremsen. In einem Abnützungskampf über 4 Stunden und 10 Minuten setzte er sich 3:6, 6:3, 7:6, 6:2 durch. Um 23.20 Uhr war dieses epische Duell vorbei.

115 Mal hatte Nadal zuvor gesiegt, wenn er in einem Best-of-5-Match auf Sand den ersten Satz gewonnen hatte. Beim 116. Mal riss diese imposante Serie. Er ging im vierten Durchgang zwar noch 2:0 in Führung, doch danach holte er kein Game mehr.

Nadal fehlte die Frische

Ihm fehlte die Frische, um Djokovic in den Ballwechseln nochmals so richtig zu bedrängen. Zudem liess ihn nun plötzlich sein Aufschlag im Stich. Besonders wehtun wird Nadal der verpasste Satzball bei 6:5 im dritten Durchgang, als er etwas zu passiv war und ihn Djokovic mit einem Stoppball überraschte.

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Es ist eine ungewohnte und bittere Niederlage für den Spanier, der das 58. Duell der beiden in ähnlichem Stil begonnen wie den letztjährigen Pariser Final, den er verblüffend klar dominiert hatte (6:0, 6:2, 7:5). Nadal gewann auch diesmal die ersten fünf Games, doch in der Folge gelang es Djokovic immer besser, ihn in den Grundlinienduellen aus der Komfortzone zu drängen. Und das hinterliess Spuren beim 35-Jährigen.

Der 21. Grand-Slam-Titel, mit dem er Roger Federer hinter sich gelassen hätte, muss für Nadal also noch warten. Derweil hat Djokovic die Chance, im Final gegen Stefanos Tsitsipas seinen 19. zu erringen. Es sind aufregende Tage im Tennis.

Tsitsipas, der erste Grieche

Auch für Tsitsipas, der am Sonntag der erste Grieche in einem Grand-Slam-Endspiel sein wird. Der 22-Jährige setzte sich in seinem vierten Major-Halb­final erstmals durch. Gegen das launische Genie Alexander Zverev hatte er im Nachmittagsspiel aber äusserst schwierige Momente zu überstehen. Der Deutsche gab die ersten zwei Durchgänge mit einer Flut von Fehlern an, spielte dann aber plötzlich gross auf, glich auf 2:2-Sätze auf und kam zu Beginn des fünften zu drei Breakbällen.

Doch Tsitisipas blieb ruhig, gewann sein Aufschlaggame nach dem 0:40 noch und schliesslich die Partie 6:3, 6:3, 4:6, 4:6, 6:3. Wie er sich in jenen Momenten verhielt, zeigt, dass er weiter gereift ist, nicht nur spielerisch, sondern auch mental.

Bei seiner Premiere unter den letzten vier war er am Australian Open 2019 von Nadal noch deklassiert worden. Im vergangenen Herbst scheiterte der Grieche in Roland Garros im Halbfinal an Novak Djokovic in einem Fünfsatzkrimi. Anfang Jahr am Australian Open war sein Tank gegen Daniil Medwedew leer, nachdem er im Viertelfinal Nadal niedergerungen hatte.

Tennisgeschichte geschrieben: Stefanos Tsitsipas, erster Grieche in einem Major-Endspiel.

Als er es in Paris nun endlich geschafft hatte, konnte er die Tränen im Platzinterview nicht zurückhalten. Später erklärte er, er habe an früher gedacht. «Ich schaute am TV Roland Garros, seit ich klein war. Es war das Lieblingsturnier meines ersten Coaches (Giorgos Spiliopoulos), der nun in Athen ist. Ich war auch emotional wegen ihm.»

Ein Triumph von Tsitsipas würde in seiner Heimat wohl ähnliche Glücksgefühle auslösen wie der EM-Titel 2004 der Fussballer. Er ist so nah dran – und angesichts des nimmermüden Djokovic doch noch so weit weg.

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