AboNachruf auf Maria Wittpennig Wenn sie sang, verstummten die grössten Flegel
Die Stimme bestimmte das Leben von Maria Wittpennig. Für ihren Lehrergatten in Regensdorf war sie zu Hause und in der Klasse eine wichtige Stütze.
Maria Wittpennig schritt stets in würdevoller Eleganz zum Klavier. In ihrem stilvollen Kleid, mit nachgezogenen Augenbrauen und dezent geschminkten Lippen strahlte sie die Zuhörenden im Saal an. Und wartete. Erst, wenn die letzte Stimme verstummt war, nickte sie ihrem Mann am Piano zu und begann zu singen. Lieder von Liszt, Schubert, Schumann und Opernarien. Manchmal auch Paul Burkhards «O mein Papa». Ob ihr Freunde, Hochzeitsgäste oder Mitglieder des Hauseigentümerverbandes zuhörten, ihr Gesang berührte alle. Deswegen stand sie gern auf der Bühne. Und auch, als sie längst ergraut war, verblasste ihre Grandezza nicht.