Super League: GC - SionUnd am Ende sagt der Captain: «Ein brutal komisches Spiel»
Die Grasshoppers verlieren gegen Sion 1:3 – auch, weil vieles gegen sie läuft. Das Tabellenende ist plötzlich wieder näher gekommen.
Schon das eine oder andere Mal hat der Fussball die Welt gelehrt, dass es, wenn es schon schlecht läuft, nur noch schlimmer kommt. Bei den Grasshoppers nimmt das Unheil an diesem regnerischen Sonntag zwischen etwa 17 und 18 Uhr seinen Lauf. Und als eine knappe Stunde später alles vorbei ist, herrscht vor allem: Fassungslosigkeit.
Da ist zum Beispiel Amir Abrashi. Der Captain dreht sich auf dem Weg in die Kabine noch einmal um, schüttelt den Kopf, verwirft die Hände. «Brutal komisches Spiel», sagt er, der sonst nie nach Worten suchen muss, «brutal komisch.» Oder da ist Giorgio Contini, der Trainer, der das berühmte Andi-Brehme-Zitat mit der «Sch… am Schuh» braucht. Er wandelt es nur leicht ab: «an beiden Schuhen».
Die Reihe von für GC ziemlich unglücklichen Ereignissen beginnt schon in der ersten Halbzeit. Erst, es läuft die 38. Minute, steigt Meritan Shabani unbeholfen in einen Zweikampf mit Joël Schmied und sieht die Rote Karte. Dann erzielt Mario Balotelli das 1:0, mit dem ersten Walliser Schuss aufs Tor. Seinen Torjubel widmet Balotelli den GC-Fans, die es davor für nötig befunden haben, seine Mutter zu beleidigen.
Dazwischen noch dies: Dominik Schmid prallt mit einem Gegner zusammen, bleibt mit einer Kopfverletzung draussen und wird zur zweiten Halbzeit durch Teruki Hara ersetzt. 20 Sekunden danach wird der Japaner von Kevin Bua überlaufen, in der Mitte macht Giovanni Sio das 2:0. Noah Loosli verhindert das 3:0 in der 49. Minute auf der Linie stehend gleich dreimal hintereinander, als wäre er ein Goalie.
Überhaupt kann man den Grasshoppers nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben. Nach Looslis Rettungstaten beginnen sie, sich in Unterzahl gegen ein drohendes Debakel aufzulehnen. Und sie gefallen sich durchaus in der Rolle des scheinbar Geschlagenen. Tomas Ribeiro schiesst das Anschlusstor.
Die letzte bittere Pointe des Spiels
«Die Spieler zerrissen sich, nicht nur für sich, sondern auch für den Verein», sagt Contini. Und Abrashi: «Die Mannschaft lebt.» Es klingt wie ein Versprechen, das aus der Verzweiflung entsteht, wie eine Durchhalteparole. Aber unrecht hat der Thurgauer damit nicht. GC macht viel dafür, dass das Spiel offen bleibt, kurz nach Ribeiros Tor trifft Loosli die Latte, auch Hara taucht einmal allein vor dem Tor auf und hat das 2:2 auf dem Fuss.
Aber je länger das Spiel dauert, desto mehr scheint es, als wäre das einzig Garantierte an diesem Abend, dass GC dieses Spiel verlieren wird. Das 3:1 ist so sonderbar, dass André Moreira vom vielleicht glücklichsten Tor, das er je gesehen habe, spricht. Ein Prellball fliegt in hohem Bogen und über den GC-Goalie an die Latte und landet vor den Füssen Wylan Cypriens, 3:1, die Entscheidung. Und als bräuchte dieses Spiel noch eine letzte bittere Pointe, schiesst Petar Pusic in der Nachspielzeit einen an sich herrlichen Freistoss – na, wohin wohl? An die Latte.
Es wäre allerdings zu einfach, diese Niederlage nur auf fehlendes Glück zurückzuführen. «Wir müssen in der ersten halben Stunde zwei Tore machen», sagt Contini. Es ist die Phase des Spiels, in der GC teilweise richtig schönen Fussball spielt. Shabani zum Beispiel verpasst ein Tor, nachdem er sich mittels Doppelpässen mit Tsiy Ndenge und Giotto Morandi hervorragend in den Strafraum gespielt hat. Es ist ein GC zu sehen, das dieses Spiel eigentlich nicht verlieren kann.
Dann aber geht alles in die Hose. Und plötzlich ist das Tabellenende wieder nur fünf Punkte entfernt. Ein GC-Mitarbeiter lehnt an die Wand, nippt an seinem Kaffee, lacht und sagt: «Gute Zeiten, schlechte Zeiten, da haben Sie Ihre Schlagzeile.» Manchmal hilft nur noch Galgenhumor.
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