AboHinter Gittern in Hindelbank«Wenn ich an die Delikte denke, schaudert es mich manchmal»
Annette Keller ist Direktorin des einzigen Frauengefängnisses der Deutschschweiz. Ein Gespräch über Vorurteile, Drogenschmuggel und das Aufwachsen in Gefangenschaft.
Frau Keller, Sie sagen, ohne Mitgefühl sei Ihr Job nicht zu erledigen. Wie viel Empathie können Sie denn einer Mörderin entgegenbringen?
Die Frauen sind viel mehr als bloss die Tat, die sie verübt haben. «Mörderin» beschränkt sich auf das Delikt. Es ist wichtig, ihnen Empathie entgegenzubringen, aber auch gleichzeitig ihre Tat zu verurteilen. Nur so können sie sich weiterentwickeln. Auch mich schaudert es manchmal, wenn ich an die Delikte denke. Aber diese darf und will ich nicht ausblenden.