Tennis-Junioren im HochWenn auch Federer und Wawrinka gratulieren
110 Nachrichten, Gratulationen von der Bundesrätin, von den Schweizer Tennisstars: Nach dem Paris-Final erlebten Dominic Stricker und Leandro Riedi turbulente Momente.
Es wurde eine kurze Nacht für die beiden Paris-Finalisten. «Mehr als drei Stunden schliefen wir nicht», sagten Dominic Stricker und Leandro Riedi am Sonntagnachmittag in Biel. Dort hatte Swiss Tennis im Leistungszentrum flugs eine Medienkonferenz anberaumt. Verbandspräsident René Stammbach zeigte sich grosszügig: Für die zwei 18-Jährigen gab es Checks über 10’000 und 8000 Franken.
Stricker hatte am Samstag als erster Junior seit 1986 in Paris die Titel im Einzel und (neben dem Italiener Cobolli) im Doppel gewonnen. Er habe noch nie in seinem Leben so viele Emotionen erlebt, sagte er, «unbeschreiblich». Riedi sprach von einer «Achterbahnfahrt».
Die beiden Finalisten verbrachten den Samstagabend gemeinsam, assen zusammen und jassten mit ihren Coachs, Sven Swinnen und Yves Allegro. Am Sonntag fuhren die beiden Duos in zwei Autos von Paris nach Biel. Derweil trafen immer weitere Nachrichten auf ihren Handys ein.
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Etwa 110 Nachrichten seien es gewesen, sagte Stricker. Besonders freuten sich die Teenager, dass ihnen auch Roger Federer und Stan Wawrinka via ihre Coachs gratulierten. Sie sollen geniessen, was sie erreicht hätten, liess Federer ausrichten (Lesen Sie hier, wie er den Junioren bereits vor zwei Jahren Tipps gegeben hat).
Für beide endet mit Roland Garros ihre Juniorenzeit, ab 2021 sind sie hier nicht mehr spielberechtigt. Im Gegensatz zum 2003 geborenen Jérôme Kym, der in der Junioren-Weltrangliste auch schon in den Top 25 klassiert ist, genau wie Jeffrey von der Schulenburg, der das talentierte Schweizer Tennis-Junioren-Quartett vervollständigt. Stricker und Riedi, der im Sommer Allegro als Privatcoach engagierte, rückten dank Paris von den Rängen 10 und 11 auf 3 und 6 vor, für beide neue Bestmarken.
Swiss Tennis hilft beim Punktesammeln
Ab sofort wechselt der Fokus aber auf die ATP-Weltrangliste, die entscheiden wird, welche Turniere sie künftig spielen können, sofern sie keine Wildcards erhalten. Im Bestreben, den jungen Schweizern das Punktesammeln zu erleichtern, kündigte Stammbach bereits an, dass Swiss Tennis das Budget von etwa 300’000 auf 500’000 Franken erhöhen werde, um neue Challengerturniere auszutragen, «eventuell schon im Februar in Biel».
Der Bassersdorfer Riedi liegt im Profiranking auf Rang 939, Stricker auf Rang 1148. Um Grand-Slam-Qualifikationen bestreiten zu können, ist ein Ranking von etwa 250 notwendig – ein langer Weg. Als sie Roland Garros verliessen, sagte denn Sven Swinnen, der Stricker weiterhin als Verbandstrainer betreut, zum French-Open-Sieger: «Zieh die Atmosphäre nochmals rein. Damit du motiviert bist, möglichst bald wieder hier spielen zu können.»
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Alessandro Greco, Chef Leistungssport bei Swiss Tennis, tut zwar alles, um hohe Erwartungen in die Talente zu dämpfen. Nach seiner Rechnung beträgt die Chance eines Top-Juniors, den Durchbruch zu schaffen, 0,5 Prozent. Wer die Liste der Junioren-Finals in Paris anschaut, findet neben völlig verschwundenen Spielern aber auch sehr viele bekannte Namen. 15 der 20 Finalisten der vergangenen zehn Jahre stehen heute unter den Top 300, angeführt von Dominic Thiem, Alexander Zverev, Andrei Rublew und Felix Auger-Aliassime.
Er werde nun einige Tage pausieren und sich dann einige Wochen seiner körperlichen Fitness widmen, sagte Stricker. Ob er in Biel, wo er im Verbandszentrum wohnt, seine KV-Ausbildung an einer Sportschule fortsetzt, die noch eineinhalb Jahre dauert, ist unklar. «Wir müssen schauen, ob er schon bereit ist, sieben, acht Stunden täglich zu trainieren, oder ob ihm die Schule als Ablenkung noch guttut», sagt Swinnen, als Junior einst ein harter Rivale Federers.
«Sie haben jetzt das Basislager des Mount Everest erreicht.»
Auch wenn im Pariser Juniorenturnier einige der Besten fehlten, dürfen Stricker und Riedi das Kapitel Profitennis zuversichtlich angehen. «Jemand formulierte es richtig: Sie haben jetzt das Basislager des Mount Everest erreicht», sagt Swinnen. «Viele schaffen es nicht einmal dorthin. Aber nun wird die Arbeit bestimmt nicht kleiner, im Gegenteil.»
Das mittelfristige Ziel – wie fast jedes Spielers – sei es, in die Top 100 zu kommen, um die vier Majorturniere bestreiten und vom Tennis leben zu können. «Cool ist, dass sie jetzt gesehen haben, wie es an den Grand Slams läuft.»
«Kein Gratis-Ticket zur Profitour»
Die Gefahr, dass die beiden Freunde abheben, scheint klein. «Dieser Sieg ist kein Gratis-Ticket zur Profitour», sagt Stricker. «Aber er gibt mir die Motivation, jeden Tag noch härter zu arbeiten.» Bei Riedi tönt es gleich: «Es ist wichtig, jeden Tag alles zu geben. Es wäre fatal, nachzulassen oder zu denken, man habe es schon geschafft.» Die beiden wirken geerdet, was sie antreibt, ist die Freude am Spiel. Und sie haben den Vorteil, dass in der Schweiz schon einige den Weg zur Spitze vorgezeigt haben, während die Luft dünner und dünner wird.
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