Weniger Züge und Busse: Zürcher Verkehrsverbund steht vor Herkulesaufgabe
Ab Ende Woche müssen ÖV-Nutzer mit Einschränkungen rechnen. Der Betrieb von Bahn- und Buslinien wird deutlich reduziert – trotz regierungsrätlicher Kritik auch im Kanton Zürich.
Die Meldung kam am Montagabend plötzlich: Das Angebot im öffentlichen Verkehr wird ab Donnerstag schrittweise reduziert. Die Anordnung von SBB und Postauto als sogenannte «Systemführerinnen für den öffentlichen Verkehr auf der Schiene und Strasse» überraschte gar den Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker (SVP), der seine Kritik an einer Medienkonferenz nicht zurückhalten konnte: «Die Ausdünnung des ÖV ist aus Sicht des Kantons Zürich der falsche Weg.»
Und dennoch, das wird am Dienstagvormittag klar, muss sich auch der Kanton Zürich an die Regeln halten. Das bestätigt Caspar Frey, Sprecher des Zürcher Verkehrsverbundes, auf Anfrage. Man werde nun genau anschauen, wo man das Angebot praktikabel reduzieren könne. Das sei auch wichtig sagt Frey: «Diejenigen, welche den ÖV wirklich brauchen, sollen ihn auch sinnvoll nutzen können, ohne an einem Bahnhof zu stranden.»
Nachtnetz fällt aus
Ab Donnerstag wird der Fernverkehr ausgedünnt: Die nationalen Verbindungen verkehren dann schrittweise im Stunden- statt im Halbstundentakt. Im Kanton Zürich werde man die Veränderungen wohl zuerst im Nachtnetz während der Freitag- und Samstagnacht spüren, sagt Frey. Dieses werde nämlich bis auf weiteres komplett eingestellt. Ziemlich sicher ist bereits jetzt, dass die Zusatz-S-Bahnen zu den Stosszeiten in Kürze ebenfalls gestrichen werden. Das betrifft etwa die Züge auf den Linien der S20 (Stäfa–Zürich), S21 (Regensdorf–Zürich) oder S23 (Region Winterthur–Zürich).
Ab wann das Angebot im übrigen Regionalverkehr ausgedünnt wird, ist laut Frey noch nicht abschliessend geklärt. Klar ist nur die Stossrichtung: Die Züge und Busse des Regionalverkehrs sollen laut SBB dort, wo der Viertelstundentakt gilt, neu im Halbstundentakt verkehren, und dort, wo heute der Halbstundentakt gilt, neu im Stundentakt. «Wir werden sicherlich von der Möglichkeit Gebrauch machen, Ausnahmen von dieser Regel für gewisse Strecken anzubringen», sagt ZVV-Sprecher Frey.
Nicht gerüttelt wird übrigens an den ersten und letzten Verbindungen des Tages. Diese werden aufrechterhalten, um etwa Früh- und Spätdienste im Gesundheitswesen zu ermöglichen. Zudem gilt der Grundsatz, dass die Länge der fahrenden Züge wenn immer möglich, nicht reduziert wird, wie SBB-Sprecher Reto Schärli sagt: «Damit wird sichergestellt, dass das Social Distancing auch im ÖV umgesetzt werden kann.»
Fahrplanplaner sind gefragt
Die Veränderungen im öffentlichen Verkehr sind für die Planer eine Herausforderung: «Einen Fahrplan macht man normalerweise über mehrere Monate, dass alles aufeinander abgestimmt ist», meint ZVV-Sprecher Caspar Frey. «Jetzt müssen wir es in drei Tagen schaffen, das ist sehr herausfordernd.» Es sei deshalb nicht zu vermeiden, dass einzelne Anschlüsse nicht sichergestellt werden können.
Bereits eingestellt wurde der touristische Verkehr auf den Zürcher Seen, aber auch Busverbindungen in Naherholungsgebiete wie den Sihlwald. Es dürften dieser Tage nicht die letzten eingestellten Linien bleiben: Laut dem ZVV wird etwa auch der Betrieb der für Berufspendler wichtigen Querverbindungen auf dem Zürichsee nochmals überprüft.
ÖV-Kunden wird empfohlen, aufgrund der laufenden Anpassungen vor jeder Fahrt den Online-Fahrplan zu prüfen.
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