Tipps für die WanderungWelcher Rucksack taugt am besten? 13 Fragen an den Fachmann
Die grosse Auswahl an Modellen verwirrt so manchen Wanderfan. Outdoor-Verkaufsberater Thomas Rentsch erklärt, worauf es beim Kauf ankommt.
Dieser Artikel stammt aus der Schweizer Familie
Herr Rentsch, wann ist ein Wanderrucksack schlecht?
Wenn er einen zu kurzen oder zu langen Rücken hat. Heutzutage gibt es bei manchen Modellen verschiedene Rückenlängen, als Verkäufer schaue ich mit dem Kunden oder der Kundin, welche Variante passt. Vor allem auf mehrtägigen Touren oder Trekkings mit Zelt, Mätteli, Kocher ist das wichtig, da kommen an die 20 Kilo Traglast zusammen. Der Rucksack muss sitzen. Das ist viel wichtiger als die Literzahl, also das Volumen.
Trotzdem die Frage: Wenn ich einen Tag in die Berge gehe, wie viele Liter soll der Rucksack fassen?
Circa 10 bis 30 Liter.
Wie wichtig ist ein Hüftgurt?
Je mehr der Rucksack fasst, desto wichtiger wird er. Über die Hälfte des Traggewichts sitzt auf der Hüfte, wenn man den Gurt umschnallt. Aber auch da wieder: Die Rückenlänge muss stimmen. Sonst sitzt der Rucksack nicht richtig auf der Hüfte.
Was ist der wichtigste Unterschied zwischen einem Herren- und einem Damenmodell?
Die Schulterträger und der Hüftgurt sind bei den Damenmodellen anders geformt. Vorn zieht der Träger höher oben auf die Seite, sodass er nicht auf die Brust drückt. Jeder Mensch ist aber anders gebaut. Ich habe Kundinnen, die lieber einen Herren- oder einen Unisex-Rucksack wollen. Und es gibt feingliedrige Männer, die auch mit einem Damenrucksack gut bedient sind.
Sind heutige Rucksäcke umweltfreundlicher?
Es wird immer mehr rezykliertes Material verwendet. Meist sind es PET-Flaschen. Auch Fischernetze und anderen Abfall aus dem Meer kann man aufbereiten. Wir schauen darauf, bei uns möglichst viele solche Rucksäcke anzubieten.
Kann man Rucksäcke flicken?
Viele Marken haben in der Schweiz eine Reparaturstelle. Wir verkaufen Rucksäcke im mittleren oder oberen Preissegment. Wenn jemand mit einem Rucksack von uns kommt, an dem etwas kaputt ist, schauen wir, ob man ihn zur Reparatur schicken kann. Das lohnt sich oft.
Was geht besonders oft kaputt?
Die Riemen und Schnallen.
Wie entsorgt man einen Rucksack?
Er geht in den Hausabfall. Etwas anderes gibt es derzeit nicht.
Trends?
Es besteht ein Trend zu immer leichteren Modellen. Meist geht das aber zulasten praktischer Details, etwa eines zweiten Zugriffs auf den Rucksackinhalt mit einem Reissverschluss wie beim Koffer.
Zu welcher Farbe raten Sie?
Früher mied man schwarze Rucksäcke, weil die Sonne sie stark aufheizte. Heutige Materialien haben diesen Nachteil nicht mehr so stark. Die Farbe ist Geschmackssache. Allenfalls ist eine grelle Farbe gut bei einem Unfall, man ist im Gelände von weit her sichtbar.
Welche Gadgets, also schlauen Vorrichtungen gibt es?
Modelle von Osprey haben eine zweite Stockhalterung seitlich links neben der normalen hinten. Das finde ich toll. Wenn ich im schwierigen Gelände sehe, oh, da vorn muss ich die Hände frei haben zum Kraxeln, dann kann ich die Stöcke im Gehen kürzen und sie am Rucksack fixieren. Ohne mich zu verrenken und ohne den Rucksack abzunehmen.
Hat manches Modell nicht zu viele Abteile und Fächer?
Wenn man einen solchen Rucksack hat, ist es jedenfalls wichtig, dass man dieselben Dinge immer am selben Ort verstaut. So findet man sie schnell.
Wieso gibt es spezielle Kinderrucksäcke?
Der Rücken ist bei Kindermodellen weicher und dem Kinderrücken angepasst. Das Volumen reicht je nach Modell von 9 bis 60 Liter. Wenn ein Kind ins Pfadilager geht, braucht es einen grossen Rucksack. Der ist schwer, darum lohnt sich ein Modell mit weichem Rückenteil. Für Kinder unter 10 Jahren empfehle ich einen Kinderrucksack.
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