Schweizer setzen auf EdelmetallWegen Corona kaufen Schweizer sogar österreichische Goldmünzen
Der Goldpreis steigt und steigt – laut einer HSG-Umfrage kommt die grössere Nachfrage auch aus der Schweiz, denn in unsteten Zeiten verspricht das Edelmetall Sicherheit.
Es ist eine starke Beziehung, die bei jeder Krise noch etwas enger wird. Die Schweizer besitzen gerne Gold, und wenn die Zeiten unsicher sind, kaufen sie noch mehr. Gelagert wird es oft im Schliessfach bei der Bank oder auch einfach zu Hause. Das Forschungszentrum für Handelsmanagement der Uni St. Gallen (HSG) hat mit dem Edelmetallhändler Philoro untersucht, wie die Schweizer zum Gold stehen. Christian Brenner, Geschäftsführer von Philoro in der Schweiz, sagt: «Der Wunsch, Gold zu kaufen, steigt; dazu trägt auch die Corona-Krise ihren Teil bei.»
Laut der repräsentativen HSG-Umfrage unter rund 2300 Schweizern ist Gold die zweitbeliebteste Anlageform nach Immobilien. «Die Kunden haben in der Krise den sicheren Hafen gesucht», so Brenner. Es ist ein einfaches Produkt, das jeder versteht. «Man weiss, dass man in Krisenzeiten keine bösen Überraschungen erlebt», so Brenner.
Das zeigt auch die Preisentwicklung der letzten Monate, denn Gold ist eine der wenigen Anlageklassen, die dieses Jahr an Wert gewonnen haben.
2000 Tonnen Gold in der Schweiz
Der Goldpreis pro Unze hat seit Jahresbeginn um mehr als 10 Prozent zugelegt. Im März sackte die Notierung kurz ab. Dabei spielte es auch eine Rolle, dass einige Unternehmer ihr Gold zu Geld machen mussten, um Kapital für ihre Firma zu beschaffen. Doch erholte sich der Preis bald wieder. Dies auch, weil die expansive Geldpolitik der Notenbanken, um der Corona-Krise zu begegnen, jenen Käufern von Gold zusätzliche Argumente gibt, die sich das Edelmetall als Schutz vor einer drohenden Inflation kaufen.
«Im März haben die Kunden alles gekauft.»
Die Krise hat auch das Kaufverhalten verändert. Normalerweise kaufen die Schweizer gerne ein Goldvreneli, aber in den letzten Wochen waren auch grössere Stückelungen wie Unzen oder gar Kilobarren gefragt. «Im März haben die Kunden alles gekauft», so Brenner. Es war ihnen dann auch nicht so wichtig, um welche Münzprägung es sich handelte. «Die Münze Österreich war mit die einzige Prägeanstalt, die in der Krise noch produzieren konnte und in ausreichender Menge Ware zur Verfügung stellte, daher wurde der Wiener Philharmoniker auch in der Schweiz sehr oft verkauft», so Brenner.
Die HSG hat in der Studie den privaten Goldbesitz in der Schweiz hochgerechnet. Sie kommt auf einen Wert von 920 Tonnen Gold. Das macht für jeden Erwachsenen rund 131 Gramm und entspricht insgesamt einem Wert von rund 50 Milliarden Franken. Zusammen mit der Schweizerischen Nationalbank, sie hält rund 1000 Tonnen, käme die Schweiz so auf einen Goldbestand von 2000 Tonnen. Das entspricht nicht ganz 1 Prozent des globalen Goldbestandes von 187’000 Tonnen.
Der Anteil dürfte weiter steigen. «Das Goldvolumen wird in der Schweiz drastisch wachsen», so Brenner. Das wirkt sich auch auf das eigene Geschäft aus: «Wir haben letztes Jahr rund 550 Millionen Franken Umsatz gemacht, dieses Jahr wird er mehr als das Doppelte davon betragen.»
Tessiner Goldschmelzen standen still
Laut der HSG-Studie bevorzugen Männer Gold gegenüber der Immobilie, bei Frauen ist die Reihenfolge umgekehrt. Rund die Hälfte der Befragten kann sich vorstellen, bald Gold zu kaufen. Der grösste Teil davon plant laut der Studie eine Anlage mit bis zu 10’000 Franken. Das deckt sich mit anderen Umfragen. Laut einer vor wenigen Wochen veröffentlichten Umfrage des Vergleichsdienstes Moneyland.ch besitzen rund ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung Gold. «Je reicher die Befragten sind, desto häufiger haben sie Gold», heisst es da. So besitze rund die Hälfte der Schweizer Millionäre das Edelmetall als Anlage.
Die letzten Wochen haben auf dem Schweizer Goldmarkt auch einige Besonderheiten mit sich gebracht. Die Goldschmelzen im Tessin beliefern die ganze Welt. 70 Prozent des global geförderten Goldes wird dort verarbeitet. Doch in einer Phase, in der die Nachfrage besonders gross war, mussten sie wegen des Lockdown zusperren. Ab dieser Woche dürften sie wieder voll produzieren. Am Markt wird aber noch länger mit Lieferverzögerungen gerechnet.
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