WEF-Direktor über Davos«1000 Franken pro Nacht für ein Bett in einer Wohnung sind üblich»
Angeblich ist das WEF für den Bund ein Geschäft. Sicher ist es ein Geschäft für die vielen Trittbrettfahrer: Würden diese zu frech, dann würden sie verklagt, sagt Alois Zwinggi.
Das hat sich der bald 86-jährige Klaus Schwab noch nie nehmen lassen: Die Vorstellung seiner Gäste am Weltwirtschaftsforum in Davos. Dazu und zu der Frage, wer denn die enormen Sicherheitskosten des diesjährigen Forums zahlt, nimmt Alois Zwinggi, der geschäftsführende Direktor des WEF, Stellung.
Herr Zwinggi, bei der Vorstellung der illustren Gästeschar letzten Dienstag war Klaus Schwab nicht anwesend, sondern der WEF-Präsident Børge Brende. Was ist der Grund?
Das war ein gemeinsamer Entscheid von der Stiftungsleitung. Wir wollten zeigen, dass es neben Klaus Schwab noch andere Leute gibt, die für das Gelingen des Jahrestreffens wichtig sind.
Das hat natürlich zu Gerüchten geführt. Es scheint zwar fast, als ob Herr Schwab als einziger Mensch immer jünger wird, aber trotzdem braucht es doch irgendwann eine Nachfolgeregelung.
Langfristig operierende Organisationen wie die unsere sind immer auf solche Situationen vorbereitet.
Das diesjährige WEF dauert einen Tag länger als üblich, weil am Sonntag bereits eine Sicherheitskonferenz zum Thema Ukraine stattfindet. Diese nützt die Infrastruktur des WEF. Daraus entstehen zwar relativ wenig direkte Kosten, allerdings ist der Sicherheitsaufwand dieses Jahr viel höher als üblich: Vor allem der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski und der amerikanische Aussenminister Antony Blinken werden schwer bewacht. Das schlägt mit rund 8 Millionen Franken zu Buche. Davon übernimmt das WEF aber nur die Hälfte. Hinzu kommt der Armee-Einsatz, dessen Kosten nicht beziffert sind.
Herr Zwinggi, ist es eigentlich gerechtfertigt, dass sich das WEF seine Sicherheitskosten vom Bund finanzieren lässt?
Wir haben von der Hochschule St. Gallen eine Studie machen lassen. Demnach generiert das WEF in Davos eine Wertschöpfung von 100 Millionen Franken, schweizweit kommen nochmals 80 Millionen hinzu. Zusätzlich dazu fallen beim Bund, beim Kanton und bei der Gemeinde Steuern in der Höhe von über 11 Millionen Franken an.
Neben den Kosten sorgen auch die Gewinne der sogenannten Trittbrettfahrer für Ärger. Und unter den exorbitanten Zimmerpreisen leiden sowohl die Davoser Bevölkerung als auch die Touristen.
Herr Zwinggi, ein Dauerärgernis sind die überhöhten Hotel- und Wohnungspreise während der Veranstaltung in Davos. Das WEF hat auch schon mit einem Wegzug gedroht. Drohen Sie immer noch?
Nein. 2024 lief für uns gut an. Seit 2020 haben wir mit den Hotels und der Gemeinde intensiv gesprochen. Letztes Jahr ging es recht harzig, aber dieses Jahr haben wir den Davosern glaubwürdig aufzeigen können, dass wir nicht langfristig in Davos bleiben können, wenn sich die Situation nicht bessert. Das ist offenbar eingefahren, und nun sind wir bei den Hotels gut unterwegs. Bei den Wohnungen ist es besser, aber noch nicht gut.
Warum?
Ich habe unglaubliche Preise gesehen.
Was heisst das?
Der gängige Preis ist ein Bett pro Nacht für 1000 Franken, auch in einer Ferienwohnung.
Es gibt Hotels, die Schwierigkeiten haben, ihre Zimmer zu füllen, wenn grad nicht WEF ist. Das Belvedere und das Alpengold, das sogenannte Goldene Ei, stehen sogar zum Verkauf.
Das wird dramatischer dargestellt, als es ist. Beim Goldenen Ei wurde wohl einfach der Markt getestet, beim Belvedere ist der Pächterwechsel auf guten Wegen. Was uns mehr Sorgen macht, ist die allgemeine Wohnungsnot in Davos. Es gibt Wohnungsbesitzer, die nur während des Jahrestreffens vermieten, weil sie in dieser Zeit so viel Geld machen.
Es gibt auch viele Trittbrettfahrer, die Ladenlokale für ein Riesengeld anmieten, während des WEF ganze Chalets aufstellen und Parallelveranstaltungen durchführen.
Ja, letztes Jahr führte das bei den Feriengästen zu viel Unmut. Da schreitet einerseits die Gemeinde ein, die die temporären Bauten reguliert. Die Woche nach Weihnachten und Neujahr war der Aufbau verboten.
Unter den Veranstaltern gibt es auch dubiose Firmen.
Stimmt, gerade gestern gingen wir mit unserem Anwalt gegen das World Crypto Forum vor. Der Name ist eine Frechheit, die haben nichts mit uns zu tun. Und zudem sind wir seit Jahren mit dem Blockchain Economic Forum vor Gericht.
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