AboInterview zur Mentalität von Milliardären«Was viele nicht verstehen: Reiche bleiben nicht von alleine reich»
Brooke Harrington ist in die verschwiegene Welt der Vermögensverwalter eingetaucht. Eigentlich dürfe es den Beruf nicht geben, sagt die Wirtschaftssoziologin im Interview.

Die Milliardäre der Welt brauchten nur neun Monate, um sich wirtschaftlich von der Corona-Pandemie zu erholen und wieder genauso reich zu sein wie vorher; für die ärmsten Menschen hingegen könnte die Erholung mehr als zehn Jahre dauern, prognostiziert die Weltbank.
Wie entsteht soziale Ungleichheit und wie lässt sie sich bekämpfen? Wer hat wirklich Einfluss auf Märkte und andere Finanzinstitutionen? Die Wirtschaftssoziologin Brooke Harrington beschäftigt sich seit über fünfzehn Jahren mit diesen Fragen. In ihrem Buch «Capital without Borders – Wealth Managers and the One Percent» befasst sie sich mit einer elitären Berufsgruppe innerhalb des Finanzwesens: den Vermögensberatern. Harrington vertritt die These, dass ihnen eine Schlüsselrolle zukommt bei der stetig wachsenden weltweiten Ungleichheit. Zuvor untersuchte sie in ihrer Forschung die Auswirkungen von Diversität auf Entscheidungsprozesse und die Performance von Investmentgruppen.
Harrington ist Professorin am Dartmouth College in New Hampshire, einer der ältesten und renommiertesten Universitäten der USA. Sie hat in Harvard studiert und war für Forschungs- und Lehraufenthalte mehrere Jahre in Europa. Im Rahmen ihrer Forschung hat Harrington vor einigen Jahren beim weltweit wichtigsten Verband für Vermögensberatung STEP eine zweijährige Ausbildung absolviert, um diese verschwiegene Branche von innen kennenzulernen. Harrington forscht und lehrt derzeit aus dem Homeoffice. Das Interview wurde per Videotelefonie geführt.