Nachfolge von Simonetta SommarugaWas Pascale Bruderer dem Bundesrat vorzieht
Seit ihrem Rückzug aus der Politik hat die Aargauer Sozialdemokratin ein lukratives Portfolio von Wirtschaftsmandaten gesammelt. Sogar eine Königin zählt zu ihrem Netzwerk.
In der SP Aargau versuchten sie alles, um ihren Superstar Pascale Bruderer zum politischen Comeback zu bewegen. SP-Grossrätin Lelia Hunziker lancierte sogar eine Onlinepetition mit dem Text: «Liebe Pascale. Die Schweiz braucht jetzt genau Dich. Wir bitten Dich, für den Bundesrat zu kandidieren.»
Grossrätin Hunziker und die Schweiz müssen nun ohne eine Bundesrätin Bruderer auskommen. Am Montagabend sagte die 45-Jährige offiziell ab. Auf Linkedin schrieb sie, mit ihrem Rücktritt aus dem Ständerat vor drei Jahren habe sie sich für eine «berufliche Neuorientierung» entschieden. Sie habe nun Aufgaben in der Wirtschaft übernommen, die ihr «sehr viel Befriedigung» geben würden.
Tatsächlich hat sich die Ex-SP-Politikerin ein umfangreiches Portfolio von Wirtschaftsmandaten aufgebaut. Das finanziell attraktivste ist das Verwaltungsratsmandat bei Galenica, dem Gesundheits- und Logistikkonzern mit über 7000 Mitarbeitern und 3,8 Milliarden Franken Umsatz. Für Bruderer sprang dabei letztes Jahr eine Entschädigung von total 153’000 Franken heraus.
Seit April 2020 ist sie Mitglied des Verwaltungsrats der TX Group, die auch diese Zeitung herausgibt. Hier betrug ihre Entschädigung laut Geschäftsbericht im letzten Jahr 112’000 Franken. Nicht öffentlich ist das (wohl etwas bescheidenere) Entgelt, das sie für ein weiteres Verwaltungsratsmandat bei der Bernexpo AG erhält.
Allein diese drei Mandate verschaffen Bruderer ein Einkommen von weit mehr als der Hälfte eines Bundesratslohns (derzeit 456’854 Franken). Im Vergleich zum Bundesratsamt haben die Verwaltungsratsmandate aber den Vorteil, dass sie Bruderer noch viel Zeit für viel anderes lassen.
Bruderer und der «digitale Franken»
Bruderer ist auch Eigentümerin oder Teilhaberin von drei weiteren Firmen. Erst vor kurzem, im Mai 2022, wurde im Handelsregister die Swiss Stablecoin AG eingetragen. Ihr Aktienkapital beträgt eine halbe Million Franken, einzige Verwaltungsrätin ist bislang Pascale Bruderer. Sie wolle mit der Firma «den Anstoss für einen digitalen Schweizer Franken geben», verkündete Bruderer in der «Handelszeitung».
Wie die Zeitung schrieb, stehen hinter der Firma weitere Personen, die aus nicht bekannten Gründen anonym bleiben. Laut Bruderers Angaben soll die Firma eine neue Kryptowährung schaffen, die an den Schweizer Franken gebunden sei. Deshalb soll sie weniger Wertschwankungen ausgesetzt sein als etwa der Bitcoin.
Auch bei der Firma Crossiety ist Bruderer als Verwaltungsrätin und Teilhaberin eingestiegen. Dieses Start-up aus dem Kanton Zürich hat einen «digitalen Dorfplatz» entwickelt, eine Einwohner-App für Gemeinden.
Wie Albert Rösti
Ausserdem hat Bruderer schon während ihrer Zeit im Parlament eine GmbH gegründet, die Kommunikations- und Politikberatungen anbietet – ein ähnliches Konstrukt, wie es auch der SVP-Bundesratskandidat Albert Rösti mit seiner Büro Dr. Rösti GmbH unterhält (lesen Sie hier mehr darüber).
Ehrenamtlich ist Bruderers Engagement bei der UniBE-Foundation, einer neu gegründeten Stiftung der Universität Bern, die die Forschungs- und Lehraktivitäten der Universität Bern unterstützt. Neben Bruderer sitzt unter anderem Alt-FDP-Bundesrat Johann Schneider-Ammann in der Stiftung.
Globaler ist das Netzwerk, das Bruderer in der Schwab Foundation for Social Entrepreneurship pflegen kann. Präsidiert wird die Genfer Stiftung von Hilde Schwab, die zusammen mit ihrem Mann Klaus Schwab das Weltwirtschaftsforum (WEF) gegründet hat. Zu den neun Stiftungsratsmitgliedern zählen Helle Thorning-Schmidt, die frühere Premierministerin von Dänemark, sowie Ihre Majestät, Königin Mathilde von Belgien – und Pascale Bruderer, die Nun-doch-nicht-Bundesrätin aus Nussbaumen, Kanton Aargau.
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