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Explodierende Infektionszahlen
Was ist in Irland los?

Noch am Silvester waren die Strassen von Dublin gefüllt. Hat die Regierung zu lange gewartet?
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Das bisherige Vorzeigeland Irland hat sich innerhalb weniger Wochen zum Corona-Sorgenkind entwickelt. Der EU-Staat meldet umgerechnet auf die Bevölkerung derzeit hohe Infektionszahlen.

In den kommenden Tagen erwarten die Behörden eine weitere Verschärfung der Lage. Sie warnen, dass bald die Zahl der Intensivbetten nicht mehr ausreichen könne, um Patienten zu versorgen. Mehr als 7000 Pflegekräfte fallen derzeit aus verschiedenen Gründen aus. Auch deshalb sollen Mitarbeiter, die zwar Kontakt mit Corona-Fällen hatten, aber selbst negativ getestet wurden, wieder zur Arbeit erscheinen.

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Bis nächsten Montag könnten 2000 neue Corona-Patienten ins Spital eingeliefert werden, sagt der klinische Vorsteher der irischen Gesundheitsbehörde HSE, Dr. Colm Henry. Mehr als 220 dieser Patienten dürften Intensivpflege benötigen, womit das Gesundheitssystem an seine Grenze stossen würde. Die Einführung des Impfstoffs könne die Situation nicht rechtzeitig entschärfen. «Dies ist keine Lösung, mit der diesem Anstieg kurzfristig begegnet werden kann», sagt Henry der «Irish Times».

Fünf Todesfälle im November, 56 seit Jahresbeginn

Irland hatte noch Anfang Dezember EU-weit die niedrigste Infektionsrate, mittlerweile weltweit aber mit die höchste. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen war von gut 150 Fällen Anfang Dezember zum Jahreswechsel sprunghaft gestiegen und hatte am 8. Januar über 8000 gelegen. Die Behörden machen dafür die rasche Ausbreitung der in Grossbritannien entdeckten Virus-Mutation verantwortlich. Zuletzt verlangsamte sich das Infektionsgeschehen wieder; am Mittwochabend gab die Regierung 3569 Neuinfektionen innert Tagesfrist bekannt.

Laut des National Public Health Emergency Team (Nphet) haben sich fünf Todesfälle im November ereignet, einer im Dezember und 56 in diesem Monat. Die Zahl der am Mittwoch gemeldeten Todesfälle (63) ist die zweithöchste seit Ausbruch der Pandemie. Die höchste Zahl (77) wurde am 20. April gemeldet.

«Wir haben noch einen langen, langen Weg vor uns.»

Tony Holohan, Chefarzt von Irland

Der irische Chefarzt und HSE-Vorsteher Dr. Tony Holohan sagte der «Irish Times», es gebe «einige frühe Anzeichen von Fortschritten» in Bezug auf die täglichen Fallzahlen und die Positivitätsrate. «Wir können darauf hoffen, aber wir haben noch einen langen, langen Weg vor uns.»

Vorwürfe an die Regierung

Experten machen die Regierung verantwortlich. Der zweite Lockdown sei zu früh beendet worden, ausserdem habe es über die Weihnachtsfeiertage zu viele Kontakte gegeben, sagte Tomás Ryan vom Trinity College Dublin der Deutschen Presse-Agentur. «Die Regierung ist vor kurzfristigen Interessen von Unternehmen eingeknickt.»

Regierungschef Micheal Martin hatte kurz vor Weihnachten die Schliessung von Pubs und Restaurants ab dem 24. Dezember nachmittags angeordnet. Das sei zu spät gewesen, zumal Reisen innerhalb des Landes noch bis zum 27. Dezember erlaubt waren, kritisierte Ryan.

«Mit einer aggressiven Unterdrückung des Virus ist ein normaler Sommer möglich.»

Tomás Ryan, Trinity College Dublin

Seit dem 1. Januar sind landesweit schärfere Massnahmen in Kraft, so sind nicht lebensnotwendige Geschäfte und Einrichtungen geschlossen und private Besuche verboten. Ryan forderte: «Wir brauchen eine aggressive Unterdrückung des Virus mit strikten Restriktionen.» Dann sei ein normaler Sommer möglich.

Hat nach Ansicht von Gesundheitsexperten zu spät gehandelt: Der irische Premier Micheal Martin.

Bisher hat das Land mit 4,9 Millionen Einwohnern knapp 160’000 Corona-Fälle gemeldet, 2600 Menschen starben. Die Regierung hofft, dass bis Ende März 700’000 Menschen gegen Corona geimpft sind. Experte Ryan sagte, eine weitreichende Impfung der Bevölkerung sei erst im Spätsommer oder Herbst realistisch.

Hohe Infektionsraten auch in Portugal und Spanien

In Portugal tritt am Freitag ein erneuter Lockdown zur Eindämmung des Coronavirus in Kraft. Die harten Restriktionen sollen mindestens einen Monat lang gelten, wie Ministerpräsident Antonio Costa am Mittwoch ankündigte. Alle gastronomischen Einrichtungen sowie sämtliche Geschäfte, die für die Versorgung der Bürger nicht von wesentlicher Bedeutung sind, müssen geschlossen bleiben.

«Die Regel ist einfach: Jeder von uns muss zu Hause bleiben» sagte Costa. Das Verlassen der Wohnung und des Hauses ist aber unter anderem für die Teilnahme an den Präsidentschaftswahlen am 24. Januar erlaubt. Wer aus dem Ausland nach Portugal einreist, muss einen negativen Corona-Test vorweisen, wie Aussenminister Augusto Santos Silva mitteilte.

In Portugal waren bereits seit November einige Corona-Restriktionen in Kraft, vor allem in den besonders betroffenen Regionen. Nachdem diese Massnahmen jedoch über die Feiertage gelockert worden waren, stiegen die Infektionszahlen an. Seit Beginn der Pandemie wurden in dem Land rund 507’000 Ansteckungs- und mehr als 8200 Todesfälle verzeichnet.

Laut einer Statistik der Nachrichtenagentur AFP liegt Portugal bezogen auf die Bevölkerungszahl weltweit an sechster Stelle der Länder mit den höchsten Infektionsraten innerhalb der vergangenen sieben Tage.

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In Irland, Portugal und Spanien steigen die Fallzahlen seit Jahresbeginn stark an. Hier gelangen Sie zu unserem Corona-Dashboard mit allen Zahlen.

Auch in Spanien steigen die Infektionsraten stark an. Sorge herrscht insbesondere auf den Ferieninseln Mallorca und Ibiza. Trotz heftiger Proteste von Gastronomen und anderen Unternehmern sind auf den beiden Inseln die Pandemie-Massnahmen drastisch verschärft worden. Seit Mittwoch müssen dort unter anderem alle Restaurants, Bars, Cafés und Fitnessstudios zunächst für zwei Wochen schliessen.

Zudem sind auch private Treffen von Menschen, die nicht im selben Haushalt leben, sowohl zu Hause als auch in der Öffentlichkeit verboten. Diese und weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens hatte die Regierung der Balearen am Montagabend wegen der steigenden Infektionszahlen beschlossen.

Die Balearen hatten die Pandemie lange Zeit relativ gut im Griff. Seit Dezember wird die Lage aber immer besorgniserregender. Zeitweise hatten die Inseln die höchsten Zahlen ganz Spaniens. Die Zahl der Neuinfektionen je 100’000 Einwohner binnen sieben Tagen lag am Mittwoch nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Madrid bei gut 304. Die Lage in den Krankenhäusern ist entsprechend prekär.

Nach 640 Neuinfektionen binnen 24 Stunden näherte sich die Region mit knapp 1,2 Millionen Einwohnern am Dienstag der Marke von insgesamt 42’000 Ansteckungen. Die Zahl der Menschen, die mit Covid-19 sterben, kletterte um sieben auf insgesamt 498.

oli/sda/afp