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Was für ein Zirkus!

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«Welcome to Circus Knie» - Nubya performt das eigens komponierte Lied im Zelt-Kleid. Rechts im Bild der poetische Clown Yann Rossi.
Es ist das grosse Comeback von Géraldine Knie. Ihre Dressur wird von Sängerin Nubya begleitet.
Stabsübergabe: Fredy Knie jun. übergibt die Verantwortung für den Zirkus der siebten und achten Generation. Hier symbolisch an Chanel Marie Knie.
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Endlich wieder ein Dickhäuter in der Arena. Mike Müller nimmt den Platz der fehlenden Elefanten in der Mange würdig ein. Ein dreister Vergleich? Mitnichten. Der Komiker kokettiert zusammen mit seinem Manegen-Kompagnon Viktor Giacobbo seit Wochen über seine Ähnlichkeit mit den Rüsseltieren.

Das ist auch in der Manege nicht anders. Zwar bleiben die Rüsselvergleiche aus dem Vorfeld an der Premiere aus, und trotzdem bleiben die Witze von Giacobbo/Müller im erwarteten Rahmen. Klamauk auf Stammtischniveau. Das ist aber nicht zwingend negativ: Auf das Duo ist seit Jahren Verlass. Ob auf der Bühne, im Fernsehen oder jetzt in der Manege. Bei den beiden ist kein Angewöhnen an den Sägemehlring zu spüren, wie das bei anderen Komikern im Knie manchmal fast schon quälend der Fall war. Müller glänzt beim Ponyreiten als Armin Grütter ebenso wie als Mike Shiva im fahrenden Raupen-Bully. Giacobbo hat das Publikum als Fredy Hinz auf seiner Seite, ebenso wie damals bei seinem Soloauftritt im Knie 2006.

An der Premiere der Jubiläumstournee wurde gestaunt und viel gelacht. Für Komik sorgen die Stargäste Viktor Giacobbo und Mike Müller. Der grösste Star war jedoch die junge Chanel Marie Knie. Video: SDA/Keystone.

Der Zirkus, ein Traum

Das Jubiläumsprogramm lebt aber auch vom besonderen Mix: Sängerin Nubya eröffnet den Abend mit einem eigens komponierten Jubiläumslied «Welcome to Circus Knie». Sie singt von den Träumen, die der Circus in den letzten 100 Jahren wahr werden liess. Da passte das Kleid perfekt, das einem Zirkuszelt ähnelte und mit aufgestickten Tiermotiven die Geschichte der Dynastie Knie aufleben liess. Der Funke sprang auf das Publikum aber weniger in diesem lauten Showblock über, als in einem ganz stillen Augenblick.

Da war dieser eine magische Moment, als die gesamte Familie Knie mitten in der Manege stand, Fredy Knie jun. mit roten Rosen im Arm. Das Publikum zollte der Familie Knie mit stehenden Ovationen Respekt für 100 Jahre Zirkusdynastie. In diesem Moment weiss das Publikum noch nicht, dass der 72-jährige Fredy Knie jun. zum Schluss der Premiere die Verantwortung für den Zirkus der siebten und achten Generation der Familie übergeben wird.

Die intensiven Momente des Abschieds, auch jene zum Schluss der Vorstellung, zeigen exemplarisch, weshalb Zirkus auch nach 100 Jahren nichts von seiner Faszination verloren hat.

Die Atmosphäre machts

Tiere, Komik, Akrobatik – dafür steht die Sägemehlmanege viel mehr als Technik. Zum Glück hat das auch die Familie Knie erkannt und die im letzten Jahr eingesetzten Drohnen verbannt. Die auf eine Art Mini-Zelt projizierten Bilder aus der Zirkusgeschichte mögen zwar einen hübschen Einblick in die Vergangenheit bieten, aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie eben nur eine Projektion sind.

Faszinierender ist die Artistik deshalb, weil bei ihr eben nicht der Computer über Erfolg und Misserfolg entscheidet, sondern Kraft, Konzentration und Präzision. Das gilt für die rasante Nummer der Fratelli Errani – sie balancieren sich gegenseitig auf den Füssen – ebenso wie für das Duo Golden Dream an den Strapaten oder Luftakrobatin Anastasia Makeeva. Gar stehende Ovationen gibt es für die Hand-zu-Hand-Akrobaten des rumänischen Duos Ballance.

Die Abschiedsrede von Fredy Knie jun.

Ein Abend für Pferdefans

Emotionen wecken aber auch die zahlreichen Pferdedressuren im Jubiläumsprogramm. Die «ungarische Post» – stehend auf zwei galoppierenden Pferden zu balancieren – führt ebenso zu staunenden Blicken wie die Nummer von Fredy Knie jun. der eine unzählige Schar von Pferden durch die Manege dirigiert. Gefeiert wird auch Géraldine Knie, die nach langer Manegenabstinenz ihr Comeback gibt.

Aber gegen eine kommt nicht einmal die feinfühligste Pferdedressur und die hochkarätigste Akrobatik an: Chanel Marie Knie. Die Achtjährige erobert die Herzen des Publikums im Sturm. Die zusätzliche Manegenzeit mit den poetischen und wortlos-witzigen Clowns Davis Vassallo, Yann Rossi und Francesco Fratellini macht sich bezahlt. Aber Chanel ist besonders zauberhaft, als sie sechs Shetlandponys mit mechanisch auf und ab hüpfenden Puppen im gleichen Look dressiert. Das ist neu, das ist kreativ, aber vor allem auch witzig. Die Nummer zeigt aber auch, dass klassischer Zirkus mit dem nötigen Pepp auch die nächsten 100 Jahre funktionieren wird. Die nächste Generation weiss bereits heute, wie das geht.