Was an den Golden Globes abgeschafft gehört
Neben den Preisträgern geben auch die Dankesworte und die taktischen Überlegungen der Produzenten zu reden.
Es kommt ja nicht allzu oft vor, dass potenzielle Preisträger während einer Gala umplatziert werden. Im Fall von Jim Carrey schritten die Golden-Globes-Moderatoren Andy Samberg und Sandra Oh jedoch ein und baten den Darsteller der TV-Serie «Kidding», den Sektor für Filmstars zu verlassen, da er ja inzwischen fürs Fernsehen arbeite. Worauf Carrey murrend von dannen zog.
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Es war einer der seltsameren Momente der stargespickten Awardshow im Beverly Hilton Hotel in Los Angeles. Natürlich alles einstudiert und abgesprochen und nicht zuletzt eine Promotion in eigener Sache: Bei den Golden Globes ist man stolz darauf, Filme und Serien gleichermassen zu würdigen. Denselben Scherz hätte man aber auch mit Michael Douglas machen können (er wurde in derselben Kategorie für «The Kominsky Method» ausgezeichnet), die Verwirrung wäre vermutlich grösser gewesen, man hätte den Witz kaum noch als solchen erkannt.
Im Vergleich zu 2018, als die meisten Schauspielerinnen als Protest gegen sexuellen Missbrauch und Diskriminierung bei den Golden Globes Schwarz trugen, wird 2019 als ein bunteres Jahr in Erinnerung bleiben. Nicht nur wegen des aufsehenerregenden Kleids von Lady Gaga, sondern auch wegen scheinbar unpolitischer Dankesreden, die es dann doch in sich hatten.
Regina King (Beste Nebendarstellerin, «If Beale Street Could Talk») war vom Orchester schon fast weggespielt worden, als sie bekannt gab, sich als Produzentin in den nächsten zwei Jahren für eine Frauenquote von 50 Prozent einzusetzen. Und Glenn Close (Beste Darstellerin, Drama für «The Wife») gedachte ihrer Mutter und erinnerte unter Tränen daran, dass Frauen nicht zu Ernährerinnen reduziert werden dürfen, sondern so selbstverständlich wie Männer ihre Träume verwirklichen sollten. Sie erhielt eine Standing Ovation.
Merkwürdig altmodisch
Es blieb dann allerdings bei den Globes nicht bei der Bekräftigung des weiblichen Selbstbewusstseins, sondern setzte auch einige handfeste Überraschungen ab. Bei den TV-Serien gewann zum Beispiel keine der favorisierten Erstlingsproduktionen, sondern die etablierte Spionageserie «The Americans». Bei den Filmkomödien triumphierte «Green Book», ein Feelgoodmovie über Alltagsrassismus in den Sechzigerjahren.
Und als bestes Filmdrama wurde nicht wie von vielen erwartet «A Star Is Born», sondern die Queen-Biografie «Bohemian Rhapsody» ausgezeichnet. Wobei auffiel, dass der Regisseur in den Dankesreden unerwähnt blieb – Bryan Singer war vom Studio während der Dreharbeiten gefeuert worden.
Merkwürdig altmodisch mutet es bei den Golden Globes jedoch an, dass man immer noch zwischen Dramen und Komödien/Musicals unterscheidet und damit taktischen Überlegungen der Produzenten Vorschub leistet, in welcher Kategorie sie ihren Film antreten lassen. Oder anders gesagt: «Green Book» und «Bohemian Rhapsody» hätten dieses Jahr wohl auch in der jeweils anderen Kategorie figurieren können – es hätte keinen grossen Unterschied gemacht. Warum also diesen alten Zopf nicht einfach abschneiden?
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