Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Digitale Effekte in «Indiana Jones»
Warum sieht Indiana Jones aus wie 37?

Viele Tricksereien waren nötig, damit Harrison Ford im neuen «Indiana Jones»-Film gut halb so alt aussieht, wie er in Wirklichkeit ist. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

«Nazis!»

Indiana Jones rettet wieder wichtige Artefakte vor seinen ewigen Feinden. Gerade ist der fünfte Teil der Filmreihe bei uns gestartet. George Lucas, der Schöpfer von «Star Wars», hatte sie sich Ende der 70er-Jahre ausgedacht, als Hommage an die Abenteuer-Serials im Kino, die er in seiner Kindheit so gemocht hatte. Steven Spielberg führte Regie bei «Raiders of the Lost Ark», so hiess der erste Teil von 1981. Spielberg und Lucas sind beide Produzenten des neusten Teils, «Indiana Jones and the Dial of Destiny». 

Nostalgie war also von Anfang an ein Antrieb für diese Reihe. Die neue Folge ist sozusagen nostalgisch nach sich selbst: Der Prolog spielt im Jahr 1944, als Indy über das Dach eines fahrenden NS-Zugs sprintet. Harrison Ford, der ihn spielt, war bei den Dreharbeiten 79 Jahre alt. Im Film ist Indy – ja, wie alt eigentlich?

So sieht Harrison Ford mit 80 aus. An der Premiere in London neben Phoebe Waller-Bridge, dem zweiten Star des Films. 

Die digitale Verjüngung, in der US-Filmindustrie «de-aging», ist gerade der Trick der Stunde. Für den Prolog von «Indiana Jones and the Dial of Destiny» wurde das Gesicht von Harrison Ford mit Software so glattgebügelt, dass er wie 37 aussieht. Das ist – kaum zufällig – auch das Alter, in dem Ford im ersten «Indiana Jones»-Film auftrat. Das digitale Botox ist also eigentlich eine Dehnung der Zeit: Ford erscheint trotz seiner (mittlerweile) 80 Jahre so, wie wir ihn kollektiv in Erinnerung haben (und haben werden). Als vitaler Nazijäger und Hüter verlorener Menschheitsschätze. 

Technisch funktioniert es so, dass Fords Dialoge auf dem Set aufgezeichnet werden, danach wird seine Mimik auf die digitale Version seines Gesichts abgebildet. Zudem hatte das Effektbüro Zugriff auf das Archiv von Lucasfilm mit zahlreichen Aufnahmen aus früheren «Indiana Jones»-Folgen. Was wir im neuen Film sehen, sind also buchstäblich alte Bilder. Quasi modernste Recycling-Technologie mit menschlichen Ausdrücken.

Verstörend daran ist vor allem, dass wir in einer Art ewigen Lucas-Spielberg-Kinoabenteuerepoche gefangen bleiben, in der alles so aussieht, wie wir es schon im Kopf haben. Je mehr Technologie, umso weniger Fortschritt. 

Jüngst hat die «New York Times» bemerkt, dass das Phänomen «Indiana Jones» inzwischen älter ist als das durchschnittliche Kinopublikum in den USA; das grösste Segment dort sind Besucherinnen und Besucher von 18 bis 34 Jahren.

Aber auch das ist eine Pointe, die «Indiana Jones and the Dial of Destiny» aufnimmt: Wie um den grössten Kontrast zum glatt gestrafften Harrison Ford zu zeigen, stolpert dieser nach dem Prolog in der Unterhose durch die Wohnung. Und zwar so, wie er heute ausschaut, mit Falten und grauen Haaren. Im Film ist es jetzt 1969, und Professor Indiana Jones nervt sich über seine jungen Hippie-Nachbarn, die ihre Musik zu laut aufdrehen. 

Es hat mehr Wirkung als jeder visuelle Effekt, weil Harrison Ford auch mit 80 Jahren noch grummeligen Charme hat. Wenn man ihn so sieht, passiert wirklich etwas: Wir merken, dass Zeit vergangen ist. 

«Indiana Jones and the Dial of Destiny», in den Kinos.