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«Indiana Jones» in Cannes
Der 80-jährige Harrison Ford kämpft jetzt digital verjüngt 

Das Patenkind (Phoebe Waller-Bridge, hinten) reisst ihn aus dem Ruhestand: Harrison Ford als Indiana Jones.
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Zu Beginn von «Indiana Jones and the Dial of Destiny» trägt der Archäologe seinen berühmten Hut gar nicht. Er wird mit einem Sack über dem Kopf in den Film gezerrt, von bösen Männern in Uniform. Ist das feine Ironie, weil der unterdessen über 80-jährige Harrison Ford noch einmal mit Peitsche und dem schiefen Lächeln im Gesicht anzutreten hat?

Nein. Denn kaum ist der Sack weggezerrt, gibt es eine Überraschung. Nicht ein Greis blinzelt einem da entgegen, sondern ein digital verjüngter Harrison Ford. Wie eh und je kämpft er gegen Nazis, um ein wertvolles Stück der Menschheitsgeschichte aus deren Händen zu reissen: Es ist die Lanze von Longinus, die mit dem heiligen Blut von Jesus getränkt sein soll.

Digitale Verfolgungsjagden, digitale Verjüngungen

Zuerst muss sich Indy aber vom Galgen befreien, dann mit Auto und Töff Uniformierte abschütteln und zuletzt auf einem fahrenden Zug auch noch einen gefangenen Freund retten. Dieser Auftakt spielt gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, die Nazis haben schon bessere Tage gesehen. Und wir fragen uns: Wird das ewig so digital weitergehen?

Sieht zwischenzeitlich ein bisschen jünger aus: Harrison Ford im neuen «Indiana Jones»-Film. 

Doch nicht. Der Film macht einen Zeitsprung, die Amerikaner sind auf dem Mond gelandet. Indy lebt offenbar allein in einem billigen Apartment in Manhattan, wo er seine Socken vor dem Fenster zum Trocknen aufhängt. Und wenn er bei den Nachbarn reklamieren geht, weil sie wieder mal in voller Lautstärke diesen modernen Krach der Beatles abspielen, sprechen diese vom «Alten von oben». Sie werden sich noch wundern.

Die «Indiana Jones»-Trilogie in den 1980er-Jahren war die wohl einflussreichste Reihe der Filmgeschichte, die das Blockbuster-Kino so richtig etablierte. George Lucas (als Produzent) und Steven Spielberg (als Regisseur) konnten sich darin austoben, da gabs Action, Witz und schon bald unzählige Nachahmerfilme. Das Original blieb jedoch unerreicht.

So hat alles begonnen: Harrison Ford bei den Dreharbeiten zu «Raiders of the Lost Ark» zu Beginn der 1980er-Jahre.

Als Spielberg und Lucas allerdings ihren Archäologen im Jahr 2008 selbst wieder aktivierten, ging das schief, da konnte Cate Blanchett als böse Russin noch so viel Gift spritzen. Dieser vierte Film, der eigentlich den damaligen Spielberg-Liebling Shia LaBeouf als neuen Indy lancieren sollte, blieb – zum Glück – ohne Folgen.

Jetzt also noch einmal. Und es sei gleich gesagt: Der neue Film mit dem Schicksal im Titel funktioniert besser als derjenige mit dem Kristallschädel vor 15 Jahren. Die Figurenkonstellation ist interessanter: Aus seinem Ruhestand wird Indiana Jones nämlich von seinem Patenkind geholt, auch eine Archäologin, aber eine mit Hintergedanken.

Bald im Vordergrund: Phoebe Waller-Bridge unterwegs mit ihrem Götti in «Indiana Jones and the Dial of Destiny».

Gespielt wird diese von Phoebe Waller-Bridge, um die sich nach ihrem TV-Erfolg mit «Fleabag» alle zu reissen scheinen. Zum letzten «James Bond» hatte sie als Autorin ein paar schmissige Dialogsätze beigesteuert, hier sorgt sie ebenfalls für frischen Wind. Apropos James Bond: Mads Mikkelsen ist der böse Obernazi, der allerdings deutlich weniger Ausstrahlung hat als vor Jahren sein Bösewicht in «Casino Royale».

Von der Geschichte her geht in dieser Inszenierung von James Mangold aber alles seinen formelhaften Weg, es gibt grausiges Ungeziefer, einbrechende Tunnels und was sonst noch so dazugehört. Überraschungen sind bis auf einen historischen Abstecher nicht im Programm. Viel Nostalgie, wenig Aufregung.

Am Ende muss aber noch die Frage beantwortet werden, ob es das jetzt endgültig gewesen ist mit Indiana Jones. Auch dazu gibts ein Bild, das symbolisch verstanden werden kann: Der Archäologe nimmt seinen Hut. 

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