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Häufige Sportverletzung
Warum schwarze Zehennägel eine Auszeichnung sind

Dieser Text wurde für die Laufwoche neu aufbereitet. Er erschien erstmals im Februar 2023.

Am Anfang dieses Textes braucht es ein Geständnis: Der Autor dieser Zeilen wurde mit schwarzen Zehennägeln sozialisiert. Denn sein Vater war sehr lange ein sehr eifriger Läufer – und der Sohn darum über viele Jahre mit den schwarzen Zehennägeln des Vaters konfrontiert (und später selber davon betroffen).

Denn jeder Sport hat seine Wehwehchen. Wer viele Trainingskilometer in Laufschuhen abspult und zudem den einen oder anderen längeren Wettkampf einstreut, kennt das Übel. Oder er kennt zumindest jemanden, der vom Übel betroffen ist: schwarze Nägel, die oft abfallen. Betroffen sind primär die längsten Zehen, also der grosse und sein Nachbar. Das kann dann ausgesprochen unelegant aussehen. 

Im Englischen gibts dafür gar einen eigenen Begriff: «runner’s toe» (wobei er aus anderen Gründen auch im Tennis, Squash, Klettern oder Fussball vorkommt). Der Fachbegriff lautet: subunguales Hämatom, weil es sich um einen Bluterguss unter dem Nagel handelt

Aufgepasst beim Schuhkauf

Wie viele Läuferinnen und Läufer davon exakt betroffen sind, ist unbekannt. Bei einer Studie mit rund 600 Marathon- und Ultramarathonläufern waren es immerhin 60 Prozent. Denn egal, ob Profis oder Amateure, viele von ihnen erleiden dieses kleine Trauma, das meist harmlos verläuft – es sei denn, darunter sammelt sich viel Blut an. Dann sollte man den inneren Hobby-Arzt zum Schweigen bringen und einen Spezialisten aufsuchen. Er wird dann mit entsprechendem Gerät ein Loch in den Nagel bohren.

Schwarze Zehennägel sind oft so sicher wie das Amen in der Kirche, sie lassen sich kaum verhindern. Klar ist: Ein zu kleiner und enger Schuh wird gerade bei vielen Laufkilometern fast schon mit Sicherheit zum «runner’s toe» führen. Also hilft es, einen etwas grösseren Laufschuh mit mehr Raum für die Zehen zu kaufen. Der mag allenfalls nicht so schnittig aussehen wie die mittlerweile hochgezüchteten Superschaum-Renner, mindert aber das Schwarze-Nägel-Risiko.

Was viele Läuferinnen und Läufer beim Kauf des Schuhs nämlich ignorieren: dass der eine Fuss einen Tick kleiner als der andere ist. Statt die Grösse aber auf den grösseren Fuss abzustimmen und eine halbe Nummer zur Standardgrösse draufzuschlagen, weil der Fuss unter (stunden-)langer Belastung stark anschwellen kann, fokussieren sie beim Kauf meist auf den kleineren Fuss.

Dann kann passieren, was Viktor Röthlin einst erlebte. Der langjährige Schweizer Marathon-Rekordhalter büsste nach einem Marathon gleich sieben Zehennägel ein. Um sein Nagelbett zu schützen, musste er sich darauf künstliche Nägel ankleben lassen. Als Konsequenz weilte der frühere Laufprofi regelmässig in der Pedicure, auch, um Hornhaut weg- und die Nägel kurz zu haben. Zu kurz sollten die Nägel allerdings auch wieder nicht geschnitten sein, weil sie dann einwachsen können. 

Röthlin warnt auch davor, die Ecken zu extrem wegzuschneiden, das könne ebenfalls zu Problemen führen. Im Training dafür immer wieder die Schuhe zu wechseln, findet er sinnvoll, sagt aber auch: «Für viele Läuferinnen und Läufer sind schwarze Zehennägel eine Auszeichnung. Sie fühlen sich damit im Club der eifrigen Kilometersammler angekommen.»

Denn: So unelegant schwarze Zehen aussehen, meist wird daraus kein lang anhaltendes Problem. Es handelt sich oft eher um einen ästhetischen Makel. Wobei permanent geschädigte Nägel, selbst wenn sie nachgewachsen sind, dünn und schwächlich werden können. Die Nägel vom Vater des Autors sind es auf jeden Fall.