Canyoning-Unglück: Die PressekonferenzZwei Frauen kehrten zurück, vier Männer stiegen in die Schlucht
Nach dem schweren Canyoning-Unglück am Gigerwaldsee bei Vättis informierten die Behörden über den aktuellen Kenntnisstand. Wir berichteten live.
Das Wichtigste in Kürze:
- In der Parlitobelschlucht bei Vättis SG sind am Mittwochabend mindestens drei Personen ums Leben gekommen. Ein Mann wird noch vermisst.
- Eine Gruppe von sechs Personen begab sich zur Schlucht, zwei Frauen kehrten ohne Aufstieg zurück.
- Die Touristen aus Spanien waren beim Canyoning ohne Guide unterwegs.
- Nach einem heftigen Gewitter waren die vier Männer als vermisst gemeldet worden.
- Die leblosen Körper von drei Männern wurden später im nahen Gigerwaldsee gefunden.
- Die Opfer waren zwischen 30 und 48 Jahre alt.
- Laut SRF war bekannt, dass zu der Zeit ein heftiges Unwetter über die Region ziehen wird.
Zusammenfassung
Die spanischen Touristen, die am Mittwochabend bei einem Canyoning-Unglück im Calfeisental ums Leben kamen, sind von einem heftigen Gewitter überrascht worden. Gesteins- und Wassermassen rissen die vier Männer mit sich. Drei Opfer wurden im Stausee Gigerwald gefunden.
Die Gruppe, vier Männer und zwei Frauen, war um 16 Uhr beim Einstiegsort in der Parlitobelschlucht. «Alle sechs gehen zusammen ihrer Leidenschaft des Canyoning-Sports nach», sagte Polizeisprecher Hanspeter Krüsi am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Vättis. Es handelt sich also um erfahrene Freizeitsportler. Die beiden Frauen wanderten zu Fuss wieder ins Tal. Um 18.10 Uhr ereignete sich ein heftiges Gewitter. Um 19 Uhr schlugen die Frauen Alarm.
«Beim ersten Überflug zeigten sich deutliche Gewittereinwirkungen und Murgänge in der Parlitobelschlucht», sagte Armin Grob, Fachspezialist für Canyoning bei der Alpinen Rettung Ostschweiz.
Zwei Canyoning-Rettungspezalisten hätten die Suche nach den Vermissten aufgenommen. Ein Opfer wurde in der Einmündung des Stausees gefunden. Zwei weitere im Gigerwaldsee. Ein Mann wird immer noch vermisst.
Laut SRF Meteo waren zur Zeit des Unglücks lokal heftige Gewitter mit grossen Regenmengen erwartet worden. Das Gewitter sei von der Zentralschweiz nach Glarus und weiter bis Vättis gezogen, wo um 18.30 Uhr am Unglücksort südlich von Vättis eine Regenmenge von rund 40 Millimetern verzeichnet wurde. Das Gewitter erreichte laut SRF Meteo die Gefahrenstufe 2 von 3 gemäss europäischen Standards, zudem hatten Wetterdienste davor gewarnt.
Die Parlitobelschlucht ist laut Experten nicht besonders anspruchsvoll. Die Begehung lasse bei normalen Verhältnissen keine besonderen Schwierigkeiten für erfahrene Canyoning-Sportler erkennen, sagte Grob. Ob die Sportler die Gefahr hätten vorhersehen können, ist bislang noch offen. Für Aussagen zur Schuldfrage sei es noch zu früh, erklärte Krüsi.
Die Schluchten im Carfeisental seien für jedermann zugänglich. «Sie werden auf verschiedenen Internetforen und in Schluchtenführern beschrieben», so Grob. Videobilder von einer Canyoning-Tour im Jahr 2015 in der Parlitobelschlucht zeigen die Verhältnisse vor Ort.
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Schluss
Die Medienkonferenz in Vättis ist zu Ende. An dieser Stelle folgt in Kürze eine Zusammenfassung.
Die Suche geht weiter
Zu Fuss, mit Hunden, aus der Luft und mit Drohnen, suchten sie nach dem vierten Vermissten, meint Krüsi. Er führt aus: «Wir wissen nicht, wo wir genau suchen müssen.»
Parlitobel bei Canyoning-Sportlern bekannt
Das Parlitobel wie auch andere Canyoning in der Ostschweiz seien im Internet beschrieben und auch für jedermann zugänglich. Die Begehung der Parlitobelschlucht sei grundsätzlich nicht gefährlich, so Grob.
Die Frage nach dem Wetter
«Das Wetter hat sicher eine Rolle gespielt, da sind wir uns alle einig», sagt Krüsi zum Unglück.
Warum so spät in die Schlucht gestiegen?
Warum die Gruppe so spät am Abend noch in die Schlucht eingestiegen ist, lautet eine weitere Frage. Das könne er nicht sagen, so Krüsi von der Kapo.
Erfahrene Freizeitsportler
Die Fragerunde beginnt. Zur Gruppenzusammensetzung sagt Krüsi, alle sechs würden ihrer Leidenschaft, dem Canyoning nachgehen, sie hätten das auch schon in der Vergangenheit zusammen in der Schweiz gemacht. Eine Frau habe ihren Ehemann verloren.
Erneut schlechtes Wetter
«Diverse Spezialisten suchen nach wie vor nach der vierten vermissten Person», so Grob. Krüsi weist darauf hin, dass man auch das Wetter beachten müsse. Sie würden von einer Verschlechterung ausgehen. Deshalb könne auch die Suchaktion wieder unterbrochen werden.
Die Fundstelle
Die Fundstellen der Leichen würden darauf hinweisen, dass sie durch Gesteins- und Wassermassen mitgenommen wurden. Die Toten wurden rund 300 Meter weg von der Unglücksstelle entdeckt.
Suchaktion
Armin Grob ergreift nun das Wort. Kurz nach 19.30 Uhr seien die Spezialisten und die Rega aufgeboten worden. Zwei Spezialisten seien per Winde abgesetzt worden, zudem habe man auch aus der Luft gesucht.
Zwischen 30 und 48 Jahre alt
Die Suche nach dem vierten Vermissten sei gegen 3 Uhr nachts unterbrochen worden und am Morgen wieder aufgenommen worden. Er sei nach wie vor vermisst. Die Männer stammen alle aus dem nordöstlichen Teil Spaniens. Sie sind laut Krüsi zwischen 30 und 48 Jahren alt.
Nicht zum abgemachten Treffpunkt erschienen
Die Witterung zu dem Zeitpunkt des Unglücks sei schlecht gewesen, so Krüsi. Die Männer seien nicht wie abgesprochen beim Treffpunkt erschienen, deswegen hätten die Frauen Alarm geschlagen. Zwei Männer seien zusammen aufgefunden worden. Ein Mann kurze Zeit später.
Vier Männer stiegen in die Schlucht, zwei Frauen kehrten um
«Leider müssen wir von vier Toten, spanischen Freizeisportlern, ausgehen», sagt Hanspeter Krüsi zu Beginn der Pressekonferenz.
Vier Männer und zwei Frauen begaben sich um 16 Uhr zur Parlitobelschlucht. Die beiden Frauen traten den Rückweg an. Die vier Männer stiegen in die Schlucht. Alle Personen kannten sich. Es befand sich ein Paar darunter.
Später ging ein heftiges Unwetter über der Region nieder. Laut Krüsi muss sich das Zentrum exakt über den Schlucht befunden haben.
Die Kantonspolizei informiert
Genauere Informationen zum Unfallhergang werden von der Kantonspolizei St. Gallen am Nachmittag ab 13.45 Uhr an einer Medienorientierung in Vättis bekannt gegeben. Es informieren Hanspeter Krüsi, Infochef und Armin Grob, Fachspezialist für Canyoning bei Alpine Rettung Ostschweiz.
Insbesondere stellt sich die Frage, warum die Touristen in die Parlitobelschlucht gingen obwohl bekannt war, dass ein Unwetter über die Region ziehen wird. Und bekannt ist offenbar auch, dass die Parlitobelschlucht bei grossen Regenmengen gefährlich wird.
Das ist bisher bekannt
Bei einem Canyoning-Unfall in der Parlitobelschlucht bei Vättis SG sind am Mittwochabend mindestens drei Personen ums Leben gekommen. Es handelt sich um spanische Touristen. Ein Mann wird noch vermisst.
Die Touristen waren ohne Guide unterwegs, wie Florian Schneider, Sprecher der Kantonspolizei St. Gallen, auf Anfrage von Keystone-SDA sagte. Nach einem heftigen Gewitter waren die vier Männer als vermisst gemeldet worden. Drei Männer wurden in der Nacht tot aufgefunden. Ein vierter Mann wird immer noch vermisst, wie die Kantonspolizei mitteilte.
Es stand ein Grossaufgebot von Rettungskräften im Einsatz. Die Wetterbedingungen hatten in der Nacht für eine Unterbrechung der Suche gesorgt. Am Donnerstag in den frühen Morgenstunden wurde der Einsatz wieder aufgenommen. Die Zufahrt zur Unfallstelle wurde gesperrt.
40 Millimeter Regen am Unglücksort
Laut SRF Meteo waren zur Zeit des Unglücks lokal heftige Gewitter mit grossen Regenmengen erwartet worden. Das Gewitter sei von der Zentralschweiz nach Glarus und weiter bis Vättis gezogen, wo um 18.30 Uhr am Unglücksort südlich von Vättis eine Regenmenge von rund 40 Millimetern verzeichnet wurde. Das Gewitter erreichte laut SRF Meteo die Gefahrenstufe 2 von 3 gemäss europäischen Standards, zudem hatten Wetterdienste davor gewarnt.
Immer wieder Unfälle
In der Schweiz ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Canyoning-Unfällen gekommen. Das schwerste Unglück ereignete sich 1999, als im Saxetbach im Berner Oberland 18 Touristen und drei Guides ums Leben kamen.
Als Folge dieses Unglückes wurden Sicherheitsmassnahmen beim Canyoning in der Schweiz verschärft. 2014 trat das Risikoaktivitätengesetz in Kraft. Dennoch kam es auch danach immer wieder zu Canyoning-Unglücken, namentlich im Tessin. Beim Canyoning werden enge Gebirgsschluchten mit Flüssen durchwandert und durchklettert.
/cpm
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