Nach dem UltimatumWarum funktioniert Whatsapp immer noch?
Übers Wochenende ist die Frist ausgelaufen, den umstrittenen Nutzungsbedingungen des beliebten Messengers zuzustimmen. Passiert ist aber nichts. Wie es jetzt weiter geht.
Wie drastisch sind nun die Folgen für alle, die den Whatsapp-Bedingungen nicht vor Ablaufen der Frist (15. Mai) zugestimmt haben?
Überhaupt nicht. Whatsapp informiert weiter mit einem zweiseitigen Pop-up-Text, dass man den neuen Bedingungen doch bitte zustimmen solle. Man kann entweder zustimmen oder weiterhin oben rechts mit einem X die Entscheidung auf später verschieben. Also alles wie in der letzten Woche vor dem Ablauf des Ultimatums.
Das ist nun aber etwas enttäuschend nach all der Aufregung in den letzten Tagen und Wochen.
Mag sein. Für Whatsapp und den Mutterkonzern Facebook ist es aber genau das, was nottat. Mit dem ersten Ultimatum im Februar und dann dem neuen Ultimatum Mitte Mai hat der Konzern die Sache viel dramatischer erscheinen lassen, als es nötig war und den globalen Aufschrei überhaupt erst verursacht.
Aber einfach zurückgezogen hat Facebook die neuen Whatsapp-Regeln ja nicht.
Nein. Die warten weiter darauf, angenommen zu werden. Nur hat Facebook still und heimlich alles schlauer aufgezogen. Statt die Nutzerschaft mit Ultimaten vor sich herzutreiben und zu Kurzschlusshandlungen zu motivieren, spielt der Konzern auf Zeit.
So sollte die App noch für ein paar Wochen weiter so funktionieren wie bisher. Erst danach wird die Nutzung eingeschränkt, und man kann nur noch auf eingegangene Anrufe und Nachrichten antworten. Eigene Anrufe tätigen oder eigene Nachrichten verschicken wird unmöglich. Nach noch mal ein paar Wochen sieht man dann nur noch den Hinweis, dass man den Bedingungen zustimmen soll. Gelöscht würde ein Nutzerkonto übrigens nicht. Insgesamt fällt auf, wie unpräzise Whatsapp die Fristen und zeitlichen Abläufe auf der eigenen Website beschreibt.
Was ist denn nun viel besser daran, schiebt es die Frist einfach weiter nach hinten?
Bei manchen dürften die Konsequenzen früher aktiviert werden als bei anderen. Mit dieser Individualisierung verhindert Facebook, dass es noch mal zu einem grossen kollektiven Aufschrei kommt. Wenn bei allen Nutzerinnen und Nutzern die Lage anders ist, sinkt das Risiko, dass sie sich organisieren.
Warum denn nicht gleich so?
Das ist das Überraschendste an der ganzen Causa Whatsapp. Man kann es sich eigentlich nur so erklären, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Whatsapp und Facebook die Lage sträflichst unterschätzt haben. Für sie war seit Jahren klar, dass Whatsapp und Facebook eng zusammenarbeiten, und dann war die Änderung der Bestimmung auch nicht sonderlich dramatisch.
Hätte Whatsapp auf diese Ultimaten und die Androhung drastischer Konsequenzen verzichtet und die neuen Bedingungen gestaffelt ausgerollt, hätten vermutlich die meisten längst zugestimmt, und der ganze Ärger wäre Facebook erspart geblieben.
Also weiter wie bisher?
Genau. Man kann also weiter oben rechts auf das X klicken, die Entscheidung vor sich herschieben und Facebook etwas ärgern. Aber vielleicht sollte man sich auch einfach mal entscheiden, ob man nun bei Whatsapp bleiben oder zur einer Alternative wechseln möchte. Das ewige X-Geklicke wird auf Dauer auch mühsam. Wer die Bedingungen schon angenommen oder Whatsapp bereits gelöscht hat, kann das alles kalt lassen. Die oder der braucht keinen Finger zu rühren.
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