Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Der dummdreiste Italiener
Warum dieser Hobbyläufer für sagenhafte 36 Jahre gesperrt wurde

Alessandro Braconi mit Hund und Medaille.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die neusten Kommentare auf dem Strava-Account von Alessandro Braconi sind wenig schmeichelhaft. «Ende der Karriere», schrieb einer. Ein anderer teilte mit: «Das alles für 1:19 Stunden im Halbmarathon?» Der Kommentator garnierte seine Bemerkung mit vier Smileys, die weinten und lachten zugleich.

Um die Bemerkungen zu verstehen, muss man Folgendes wissen: Alessandro Braconi ist ein Hobbyläufer aus Pallanza im Piemont. Dass er gern läuft, teilt er in den sozialen Netzwerken regelmässig mit. Nun aber wurde bekannt, dass der passionierte Hobbyläufer gleich für 36 Jahre gesperrt wurde. Der 36-Jährige muss also bis 2058 warten, ehe er als Senior zum nächsten (offiziellen) Lauf antreten darf.

Darum die Bemerkung, Braconi habe das Ende seiner «Karriere» erreicht. Darum auch die Anspielung auf seine Bestzeit über 21,1 km, also diese 1:19 Stunden. Die ist ordentlich, aber für einen so eifrigen Läufer wie Braconi eher irdisch. 

Privattrainer, Masseur und Teil eines Dopingrings

Dass er gleich für 36 Jahre gesperrt wurde, hängt direkt mit seiner Laufleidenschaft zusammen. Es hat aber vor allem auch damit zu tun, dass der Privattrainer und Masseur (Spezialgebiet unter anderem: Cellulite-Behandlungen) einst in einem Fitnessclub arbeitete – und seinen Kunden dort sehr viel mehr als nur Wissen anbot. Braconi war Teil eines Dopingrings, den die Polizei 2016 aushob. So ziemlich alles, was sich der chemiefreudige Bodybuilder bzw. Sportler einverleibt, bot dieser Ring an.

Braconi erhielt eine Sperre von 12 Jahren, die er auf rund 10 Jahre runterhandeln konnte. Bloss war da diese Leidenschaft fürs wettkampfmässige Laufen. Darum nahm er weiterhin und verbotenerweise an Rennen teil. Und weil man in Italien dafür eine Art Lizenz braucht, kann man nicht einfach schnell seinen Namen wechseln, weil man beispielsweise für rund 10 Jahre eigentlich gar keine Wettkämpfe bestreiten darf. 

Seine illegalen Starts stellte er freudig ins Netz

Braconi flog auf, auch weil er erstaunlich dummdreist handelte: So manchen seiner illegalen Starts dokumentierte er in den sozialen Netzwerken freudig. Aus seiner 10-Jahres-Sperre wurde darum eine von 24 Jahren. Doch Braconi konnte es nicht lassen – weder das Verticken von illegalen Substanzen noch das Rennen mit Startnummer. Erneut flog er im Frühling 2022 auf, zumal sich in der regionalen Laufszene herumgesprochen hatte, dass sich da einer seine schweisstreibende Leidenschaft partout nicht nehmen lassen wollte. 

Zu den 24 Jahren kamen weitere 12 Jahre hinzu, weshalb dieser Alessandro Braconi nun also für sagenhafte 36 Jahre gesperrt ist. Am Allzeitnegativrekord schrammt er bloss um zwei Jahre vorbei, ebenfalls von einem Italiener gehalten, allerdings einem früheren Profi namens Roberto Barbi. Dafür bringt sich Braconi nun in der Kategorie der Hobbyläufer in die erste Position – und hat tatsächlich geschafft, was ihm trotz ansprechender Zeiten als Amateur stets versagt blieb: so richtig aufzufallen. 

Seine Reaktion übrigens: «Ich habe 99 Probleme, aber ich gehe laufen und werde sie damit für eine Stunde ignorieren», teilte er auf seinem Instagram-Account mit.