Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Krawalle um Imran Khan in Pakistan
Warum die Polizei den gefallenen Sonnyboy jagt

Schutz vor der Polizei: Anhänger Imran Khans blockieren die Zufahrt zum Haus des früheren pakistanischen Premiers. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Mit jeder Stunde, die Imran Khan nicht verhaftet wird, wächst der Druck. Nicht nur auf die Polizei, sondern auch auf die aktuelle Regierung in Pakistan. Denn es ist nicht so, dass der ehemalige Premierminister sich verstecken würde vor den Beamten, die einen Haftbefehl durchsetzen sollen, während seine Anhänger sie daran hindern. Er sitzt in seiner Residenz in Lahore und gibt Statements ab: «Sie besprühen unsere Leute mit Tränengas und werden andere Dinge tun, aber ihr solltet wissen, dass sie dafür keinen Grund haben», sagte Khan in einer Videobotschaft aus dem Inneren seines Hauses, vor Pakistan- und Parteiflaggen sitzend.

Draussen spielten sich derweil Szenen ab, die an einen Strassenkampf erinnern. Die Beamten wurden von mindestens 200 Khan-Anhängern empfangen, von denen einige Stöcke schwangen und Steine warfen. Die Polizei feuerte mit Tränengas und Wasserwerfern zurück. Der arabische Nachrichtensender al-Jazeera richtete einen Liveticker ein, um für eine Eskalation gerüstet zu sein. «Ich bin hier schon seit gestern Nacht und kann noch ein, zwei oder viele Tage bleiben», sagte ein vermummter Khan-Anhänger in die Kamera.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Vor Gericht soll Khan, 70, sich wegen Verkäufen von Geschenken verantworten, die er während seiner Zeit als Premierminister von ausländischen Staatsgästen erhalten hat, darunter sieben Uhren, die einen Wert von bis zu 300’000 US-Dollar haben. Die pakistanische Wahlkommission befand ihn für schuldig, nachdem er im April vergangenen Jahres durch ein Misstrauensvotum abgesetzt worden war. Khan sagt, er habe keine Regeln gebrochen und die Gegenstände legal verkauft.

Während die amtierende Regierung unter Shehbaz Sharif mit den Folgen der Flutkatastrophe zu kämpfen hat und die harten Auflagen des Internationalen Währungsfonds erfüllen muss, um eine Staatspleite abzuwenden, treibt der Ex-Premier seine Nachfolger seit Monaten vor sich her und fordert sofortige Neuwahlen – in der Gewissheit, dass er und seine Partei gewinnen würden. Dabei trägt Khan an der wirtschaftlichen Misere des Landes mindestens ebenso viel Schuld wie die jetzige Regierung. Doch er versteht es geschickt, die Streichung von Subventionen, beispielsweise bei Treibstoff, als Attacke der Herrschenden gegen die Armen auszulegen.

Seitdem der ehemalige Kricketstar, der einst als Reformer angetreten war, nach nur vier Jahren aus dem Amt gedrängt wurde, hält er landesweit Protestkundgebungen ab. Sie finden stetig mehr Zulauf, vor allem von jungen, frustrierten Männern. Bei einem dieser Auftritte, im Rahmen eines langen Marsches auf die Hauptstadt Islamabad, wurde Khan im vergangenen November ins Bein geschossen. Ein Attentat, das er seinem Nachfolger Sharif und dem mächtigen Militär des Landes anlastete.

Zur Verhaftung ausgeschrieben: Imran Khan in seiner Residenz in Lahore. 

Weil er wiederholt nicht vor Gericht erschienen ist, wurde in der vergangenen Woche die Verhaftung angeordnet. Imran Khan begründet seine Weigerung mit Sicherheitsbedenken. In einem Tweet teilte er mit, er habe eine Bürgschaft unterzeichnet, die sein Erscheinen vor Gericht bis zum 18. März garantiere. «Wir haben die Polizei gebeten, die Entscheidung des Gerichts in dieser Angelegenheit abzuwarten», sagte Fawad Chaudhry, Khans enger politischer Berater und ehemaliger Informationsminister, der Nachrichtenagentur Reuters.

Die amtierende Informationsministerin Marriyum Aurangzeb erklärte hingegen, dass die Regierung nichts mit dem Haftbefehl gegen Khan zu tun habe. «Statt mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenzuarbeiten, bricht Imran Khan das Gesetz, widersetzt sich gerichtlichen Anordnungen und benutzt seine Parteimitarbeiter als menschliche Schutzschilde, um sich der Verhaftung zu entziehen und Unruhen zu schüren.»

Shehbaz Sharif hat Khans wiederholte Forderungen nach Neuwahlen zurückgewiesen. Er erklärte, die Wahlen würden wie geplant noch in diesem Jahr stattfinden, sie sind für November angesetzt. Im Fall einer Verurteilung droht Khan ein Verbot, öffentliche Ämter zu bekleiden. Khan wirft seinem Nachfolger vor, ihn mit fabrizierten Gerichtsverfahren aus dem Rennen nehmen zu wollen. Ein Narrativ, das bei seinen Anhängern greift und von Bildern wie denen am Dienstag befeuert wird.

Für den Fall, dass Khan tatsächlich verhaftet wird, hat sich seine Partei bereits darauf eingeschworen, die Proteste zu verstärken.

Dass die Sicherheitskräfte mit Tränengas und Wasserwerfern auf Khans Anhänger losgehen, könnte das gebeutelte Land mit über 230 Millionen Einwohnern noch weiter destabilisieren. Neben dem drohenden wirtschaftlichen Kollaps verschlechtert sich auch die Sicherheitslage von Monat zu Monat, durch eine Reihe von tödlichen Anschlägen auf Polizeizentralen durch die pakistanischen Taliban. Für den Fall, dass Khan tatsächlich verhaftet wird, hat sich seine Partei bereits darauf eingeschworen, die Proteste zu verstärken.

Am Mittwochabend wies ein Gericht die Polizei an, den Versuch zur Verhaftung des ehemaligen Kricketstars Khan vorläufig einzustellen und damit die Zusammenstösse mit dessen Anhängern zu beenden. Die offizielle Begründung: Die Sicherheitskräfte hätten sich zurückgezogen, um die Kricketmeiserschaft Pakistan Super League, das wichtigste Sportereignis des Landes, in einem nur wenige Kilometer entfernten Stadion zu sichern.