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Corona-Test in der Apotheke
Mit dem warmen Wetter beginnt das grosse Testen

Bald sollen mehr Apotheken Corona-Tests anbieten: Untersuchung im Spital Neuenburg.
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Seit 15. März sind Corona-Schnelltests gratis verfügbar, für jede und jeden. Will man die betagte Mutter treffen, sucht man kurz vorher die nächstgelegene Apotheke auf und lässt einen Nasenabstrich über sich ergehen. Eine halbe Stunde später weiss man, ob ein gefahrloser Besuch möglich ist. So einfach läuft das – jedenfalls erweckte Gesundheitsminister Alain Berset (SP) diesen Eindruck, als er Anfang März die neue Teststrategie des Bundesrats erläuterte.

In der Realität ist es komplizierter, wie sich inzwischen zeigt. Etliche Testwillige berichten über Schwierigkeiten. Nur schon eine Apotheke zu finden, die Schnelltests anbietet, ist oft ein Problem. Tatsächlich haben von den schweizweit rund 1800 Apotheken derzeit nur etwa 280 solche Tests im Angebot, wie der Verband Pharmasuisse auf Anfrage bekannt gibt. Laut einem Bericht von SRF ging man im Vorfeld von doppelt so vielen Teilnehmern aus.

Warum es harzt

Warum harzt es? Pharmasuisse verweist auf Lieferengpässe, aber auch auf komplizierte kantonale Vorschriften. Einer, der die Probleme aus eigener Anschauung kennt, ist Lorenz Schmid, Inhaber der Apotheke Toppharm in Zürich. «Die Nachfrage hat sich fast verdoppelt. Das hat zum einen mit den Familientreffen an Ostern zu tun, zum andern mit der kostenlosen Verfügbarkeit», sagt Schmid. Im Moment seien die Kapazitäten knapp. Schmid hat Kundinnen und Kunden auch schon den Ratschlag gegeben, sich nicht testen zu lassen – «zum Beispiel Geimpften, bei denen ein Test nun wirklich nicht viel Sinn macht».

Auch Schmid führt Vorschriften an, die manchen Apotheken die Teilnahme am Testprogramm verunmöglichen. «Sie brauchen einen Raum, der gut durchlüftet ist. Er sollte auch gross genug sein, damit sich nicht zu viele Aerosole stauen. Sie brauchen ausserdem einen Réceptionsbereich, wo Getestete in sicherem gegenseitigem Abstand warten können.»

Noch gibt es erst wenig Apotheken, die Schnelltest anbieten: Container vor einem Einkaufszentrum in Balerna, wo man sich kostenlos auf das Coronavirus testen lassen kann.

Schmid, der den Apothekerverband des Kantons Zürich präsidiert, hält aber auch eine gute Nachricht parat: «Wir haben klare Anzeichen, dass in den nächsten Wochen deutlich mehr Apotheken die Tests anbieten werden.» Grund dafür ist der Frühling. «Wegen der kalten Temperaturen war es bisher schwierig, die Aussenbereiche für die Tests zu nutzen», sagt Schmid. Jetzt, wo die Temperaturen stiegen, werde das viel einfacher. «Dann werden sich auch Apotheken beteiligen, die nicht über geeignete Innenräume verfügen.» Beim Dachverband Pharmasuisse teilt man Schmids Einschätzung, wie es auf Anfrage hiess.

Selbsttests nach Ostern

Die Apotheker hoffen also buchstäblich auf besseres Wetter. Auch in anderer Hinsicht soll sich mit dem Frühling die Lage bessern. «Wir rechnen damit, dass nach Ostern Selbsttests in den Apotheken verfügbar sein werden», sagt Rahel Rohrer von Pharmasuisse. Anders als die herkömmlichen Schnelltests werden die Selbsttests, wie der Name sagt, von der Testperson selber durchgeführt. Wer will, hat gemäss Bundesratsbeschluss Anspruch auf fünf unentgeltliche Testsets pro Monat. Noch aber gilt es abzuwarten, bis das Bundesamt für Gesundheit (BAG) den Selbsttests die Zulassung erteilt.

Dafür eilt der Bund den Apotheken bei den Vorschriften zu Hilfe. An der Medienkonferenz vom Mittwoch sprach sich BAG-Direktorin Anne Lévy dafür aus, die Vorschriften zu lockern. Sie hält einen separaten Raum in den Apotheken für die Tests nicht für notwendig – zumal es jetzt ja um asymptomatische Personen gehe. Lévy will von den Kantonen bereits Signale empfangen haben, wonach diese bereit seien, die Vorgaben zu lockern. Die Gesundheitsdirektorenkonferenz reagierte auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA zunächst jedoch zurückhaltend. Die Auflagen dienten dem Schutz des Personals, und es liessen sich weiterhin auch Personen mit Symptomen testen.

Bleibt noch die Frage, ob es zuletzt eben doch auch am Geld liegt: Müsste man die Apotheken für die Tests besser entschädigen? Pharmasuisse-Präsidentin Martine Ruggli stellt in Abrede, dass finanzielle Anreize ausschlaggebend seien. Sie sieht die «kostendeckende Dienstleistung» als Beitrag der Apothekerinnen und Apotheker zur Bewältigung der Pandemie.

Mehr «Planungssicherheit» allerdings, das wünschte man sich schon, sagt Apotheker Lorenz Schmid. «Die Tarife wurden jetzt schon mehrfach gesenkt – meist mit dem Argument, dass dafür ja die Testmenge ausgeweitet werde. Doch mein Arbeitsaufwand pro getestete Person sinkt deswegen ja nicht.»