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Finanzierung in Hollywood
Wann ist ein Film heute erfolgreich?

Retten auch das Kino: Batman Robert Pattinson (rechts) und Catwomen Zoe Kravitz. 
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134 Millionen Dollar. So viel hat das Superhelden-Spektakel «The Batman» am ersten Wochenende an den nordamerikanischen Kinokassen umgesetzt; so viel wie noch kein Film in diesem Jahr. Das Studio Warner Bros. hatte mit lediglich 90 Millionen Dollar gerechnet . 

Es ist der erst zweite Film seit Beginn der Corona-Pandemie, der die 100-Millionen-Marke am ersten Wochenende geknackt hat. Der andere, und das wird noch wichtig: «Spiderman: No Way Home» mit 260 Millionen kurz vor Weihnachten. «The Matrix: Resurrections» dagegen, auch das wird noch wichtig, war mit 21,1 Millionen Dollar angesichts einer 40-Millionen-Prognose enttäuschend.

Debatte um variable Ticketpreise

Man muss die Zahlen mit Vorsicht geniessen: Denn Die Kinokette AMC hat ihre Preise für «The Batman»  erhöht, wie Geschäftsführer Adam Aron beim Gespräch mit Journalisten bestätigte: In der Filiale in Los Angeles zum Beispiel kostete ein Ticket 19,49 Dollar, gleichzeitig konnte man im gleichen Multiplex-Kino den Abenteuer-Film «Uncharted» für 17,99 Dollar sehen. Eine Abkehr von der amerikanischen Tradition, dass jedes Ticket zur gleichen Zeit gleich viel kostet. 

Knapp ein Drittel der «Batman»-Erlöse in Nordamerika stammte von den 620 AMC-Kinos: 38,9 Millionen Dollar. Es lohnt aber nicht auszurechnen, wie viel mehr über erhöhte Preise zustande gekommen ist; man weiss ja nicht, wie viele Leute bei niedrigeren Preisen gekommen wären. Was in den USA zählt, ist der Gesamtumsatz, Punkt. Deshalb sagt Aron: «Wir haben diese mutige Entscheidung getroffen, und wir werden das auch künftig tun, wenn wir uns davon etwas versprechen.»

 AMC hat seine Preise nicht erst für «The Batman» erhöht, und war zudem nicht die einzige Kinokette, die das getan hat - wie die Zahlen der Box-Office-Analysefirma EntTellgence zeigen: Für «The Batman» verlangte AMC über Nordamerika-Filialen hinweg durchschnittlich 1,28 Dollar mehr, bei den Konkurrenten Regal Cinemas und Cinemark Theaters waren es 77 und 84 Cent. Auch beim Spiderman-Film verlangten die Kinderbetreiber Zuschläge auf die Ticketpreise. 

Klage wegen «Matrix»-Flop

Man muss all das im grösseren Zusammenhang betrachten, der letztlich in der einen Frage gipfelt: Wie misst man heutzutage den finanziellen Erfolg von Filmen? Was bewerten die Produzenten als Erfolg? Und wie nimmt man überhaupt am meisten ein?

Das führt zu «The Matrix: Resurrections», und eines vorneweg: Es ist völlig egal, ob man den Film im Kinosaal oder daheim auf der Couch sieht; die Handlung ist an beiden Orten unoriginell, uninspiriert und unlogisch. Daran kann es nicht liegen, dass die Village Roadshow Entertainment Group (VREG) ihren langjährigen Partner, das Filmstudio Warner Bros. (ja, das von «The Batman») verklagt hat.

Film-Szene aus «The Matrix Resurrections»: Der Film mit Keanu Reeves (links) and Carrie-Anne Moss floppte in den Kinos. Das hat ein juristisches Nachspiel. 

Ganz konkret geht es darum, dass die Renaissance des «Matrix»-Franchise in nordamerikanischen Kinos bislang insgesamt 37,6 Millionen Dollar eingespielt hat - ein scheinbar verheerendes Ergebnis angesichts von Produktionskosten in Höhe von 190 Millionen Dollar; da hilft es auch nicht, dass die Einnahmen im Rest der Welt bei 118,9 Millionen Dollar liegen.

Vorfahrt für Streaming 

In der Klageschrift, die dieser Zeitung vorliegt, heisst es, das schlechte Ergebnis in Nordamerika liege daran, dass Warner den Film gleichzeitig beim Streaming-Kanal HBO Max veröffentlicht hatte – um dieses Portal zu stärken, das wie das Filmstudio zum Telekom-Konzern AT&T gehört.

Vereinfacht ausgedrückt wurden Filme bis vor zehn Jahren so finanziert: Produzenten sammelten Geld ein für ein Projekt, und hofften, dass dieses Geld über die traditionellen Vertriebswege eingespielt wird (Kino, Home-Entertainment wie DVD-Verkauf, TV-Rechte – bei Franchises wie «Matrix» noch zusätzlich: Spielzeug, Videospiele, Spinoffs wie TV-Serien).

Wenn Netflix 75 Millionen Dollar für den Film «Don't Look Up» zahlt, dann bedeutet das vor allem Planungs­sicherheit für die Produzenten.

Es entstanden Partnerschaften wie jene zwischen Filmproduzenten VREG und Warner, die innerhalb von 25 Jahren insgesamt 91 Projekte gemeinsam finanzierten – für mehr als 4,5 Milliarden Dollar. Das war wichtig, weil auf diese Weise Mega-Erfolge wie etwa die erste «Matrix»-Trilogie, «Sherlock Holmes» oder «Joker» die Verluste von Flops wie «King Arthur: The Legend of the Sword» oder «Jupiter Ascending» ausglichen.

Für die Produzenten veränderte sich wegen der Disruption der Unterhaltungsbranche durch Streamingportale das Geschäftsmodell. Wenn Netflix etwa 75 Millionen Dollar für den Film «Don't Look Up» zahlt, dann bedeutet das Planungssicherheit für die Produzenten, aber auch kaum Aussicht auf höheren Gewinn. Es heisst, dass es Boni gebe, allerdings ist Netflix da nicht besonders gesprächig, so wie das Unternehmen nur dann Zuschauerzahlen veröffentlicht, wenn es in die Konzern-Kommunikation passt.

Dann kam die Corona-Pandemie und rüttelte alles noch mal viel stärker durcheinander.

«Project Popcorn» 

Die Leute konnten nicht ins Kino, viele Konzerne beschleunigten deshalb ihre Digital-Strategie. Warner Bros. gehört seit 2018 zu AT&T, im April soll es mit Discovery fusionieren. Das ist Teil von «Project Popcorn», um mit HBO Max einen Konkurrenten zu Netflix, Amazon Prime und Hulu aufzubauen.

Die «Matrix»-Fortsetzung war die ideale Gelegenheit für einen Schubser in diese Richtung. Das Ergebnis in nordamerikanischen Kinos, einst die Heilige-Gral-Zahl, ist da mittlerweile nur noch eine Nummer von vielen.

Die Branche befindet sich noch immer im Umbruch, und, das zeigen diese Debatte über variable Preise und die Klage gegen Warner Bros wegen des «Matrix»-Ergebnisses: Die Protagonisten ziehen nicht an einem Strang, geschweige denn in eine Richtung.