Zwischen Himmel und Erde Acht Hängebrücken für einen nervenkitzelnden Streifzug in luftige Höhen
Hängebrücken sind architektonische Meisterwerke und verleihen einer Wanderung einen Hauch von Abenteuer. Acht Tipps von der Passerelle à Farinet bis zur Hängebrücke Batöni.
Passerelle à Farinet – Saillon VS
Reben, Reben, Reben. Der Wanderer bekommt allein vom Schauen fast einen Rausch, während er am Hang aufsteigt. Zuvor hat er den Bourg von Saillon besichtigt, das Altstädtchen samt der Turmruine. Durch die Weinberge geht es danach aufwärts zur Kante der Salentse-Schlucht. Die Passerelle à Farinet, ein elegantleichtes Modell, überquert sie. Wer Nerven hat, geht langsam, alle anderen eilen. Beim Picknickplatz am andern Ende trinken die Einheimischen gern Weisswein. Der Weg führt jetzt hinab zum Ausgangspunkt, der Bushaltestelle unterhalb des Bourg. Die Hängebrücke ist benannt nach Joseph-Samuel Farinet, Falschmünzer und Volksheld. Von Gendarmen gehetzt, soll er 1880 in die Schlucht der Salentse abgestürzt sein. Der Roman «Farinet oder das falsche Geld» (1932) von Charles Ferdinand Ramuz erzählt die Geschichte.
Höhe: 136 Meter, Länge: 97 Meter
Route: Saillon, Collombeyres (Bus) – Bourg – Tour Bayart – Aux Corbassières – Brücke – Montagnon – Produit – Saillon, Collombeyres.
Wanderzeit: 3 Stunden. Je 515 Meter auf und ab.
Genussziel: Thermalbad in Saillon.
Panoramabrücke Sigriswil BE
In Gunten am Thunersee ist Wanderstart. Die Route führt am Guntenbach Richtung Gummischlucht und rechts hinauf nach Sigriswil. Apart: Kurz vor Sigriswil wird die Hängebrücke unterquert, die später überquert wird. In Sigriswil ist die Aussicht auf die Berner Oberländer Gipfelriesen vis-à-vis gewaltig. Nun ist es Zeit für das Abenteuer Brücke. Ihre Seitenwände reichen bis zur Brust, das kommt denen zugute, die zur Höhenangst tendieren. Das Hinabschauen in die Gummischlucht ist freiwillig. Am Westende der Brücke, die rege auch von Schulkindern benutzt wird, ist die Wanderung noch nicht zu Ende. Via Aeschlen steigt der Weg nach Lindezun und erreicht die Grabenmühle, um wieder nach Sigriswil hinabzuführen. Lust auf eine zweite Runde Hängebrücke? Nur zu!
Höhe: 182 m, Länge: 340 m
Route: Gunten Dorf (Bus) oder Gunten See (Schiff) – Richtung Gummischlucht zuerst östlich, dann westlich des Guntenbachs – Sigriswil, Brücke Ost – Brücke West – Aeschlen – Lindezun – Grabenmühle – Sigriswil Dorf (Bus).
Wanderzeit: 2 Stunden. 395 Meter auf, 165 Meter ab. Die Brückenbenutzung ist kostenpflichtig.
Genussziel: In der Grabenmühle Sigriswil kann man fischen und auch Gold waschen.
Peak Walk – Les Diablerets VD
Les Diablerets, das ist der Waadtländer Ferienort. So heisst aber auch das zugehörige Bergmassiv mit dem Sex Rouge, der per Seilbahn erschlossen ist. Oben kann der Tourist im eigenwillig designten Restaurant einkehren. Eventuell wagt er sich auf die Sommerrodelbahn «Alpine Coaster» mit krassen Steilkurven. Vor allem aber wartet der Peak Walk, die Hängebrücke vom Gipfel über abfallende Felsfluhen zu einem Nebengipfel. Der Peak Walk ist eine Mutprobe für Turnschuhwanderer. Wer Bergschuhe trägt, schlendert später von der Talstation des «Alpine Coaster» ebenaus über den Tsanfleuron-Gletscher auf signalisierter Route, das ist kinderleicht. Beim Felskegel Quille du Diable wartet das Minirestaurant Refuge de l’Espace. Von dort in die Tiefe schauen: der zweite Nervenkitzel des Ausflugs.
Höhe: nicht bekannt, Länge: 107 Meter
Route: Glacier des Diablerets, Sex Rouge (Bergstation) – Brücke zum Aussichtspunkt und retour – Talstation des «Alpine Coaster» – Tsanfleurongletscher – Refuge de l’Espace, Quille du Diable – retour zur Bergstation.
Wanderzeit: 2 Stunden. Je 235 Meter auf und ab.
Genussziel: Im Refuge de l’Espace gibt es eine herrliche Tarte Tatin aus dem Holzofen mit Doppelrahm.
Raiffeisen-Skywalk – Sattel-Hochstuckli SZ
Schön, wie sich die Gondel während der Fahrt auf den Mostelberg gemächlich dreht, sodass die Passagiere die Hügel und Berge rundum vorgeführt bekommen, ohne sich den Hals verdrehen zu müssen. Oben wartet eine Spielwelt für Kinder mit Hüpfburgen und dergleichen. Sowie der Raiffeisen-Skywalk, wie die Hängebrücke nach ihrer Sponsorin heisst. Lang ist diese Brücke, die seit zehn Jahren dem Freizeitparadies Sattel-Hochstuckli Sommergäste bringt. Also, durchatmen und los! Was aber, wenn die Brücke überquert ist? Eine hübsche Hügelhüpferei führt über die Bannegg zur Haggenegg und von dort hinab nach Brunni, dem Ort direkt unter den Mythen. Sie machen Eindruck.
Fitte Leute besteigen dann gleich noch den Grossen Mythen.
Höhe: 58 Meter, Länge: 374 Meter
Route: Sattel-Hochstuckli, Mostelberg – Brücke – Herrenboden – Bannegg– Haggenegg – Brunni (Bus).
Wanderzeit: 2½ Stunden. 410 Meter auf, 490 Meter ab.
Genussziel: Das Berggasthaus Haggenegg mit der rustikalen Küche.
Traversinersteg – Viamalaschlucht GR
Der Traversinersteg ist eine hängende Treppe im Raum Viamalaschlucht. 22 Meter beträgt die Höhendifferenz vom einen zum anderen Ufer, die aufgerauten Föhrenholztritte helfen, dass man nicht rutscht. Vorschlag: Sie starten in Sils, steigen auf zur mittelalterlichen Siedlung von Hohen Rätien und gehen auf der Veia Traversina, wie der instand gestellte historische Fussweg heisst, in die Viamala. Der Pfad quert im Folgenden einige Bäche und Seitentobel; das wildeste ist das Traversiner Tobel, das dank dem Traversinersteg bequem überwunden wird. Bei der Viamalaschlucht, wo die Touristencars halten, kann die Wanderung enden. Schöner ist es, dem Hinterrhein weiter zu folgen nach Zillis (Kirche mit berühmter Bilderdecke) und Andeer.
Route: Sils im D. (Bus) – Ehrenfels – Hohen Rätien – St. Albin–Brücke – Viamalaschlucht (Bus) – Davos Salegn – Reischen – Zillis – Pignia–Andeer.
Wanderzeit: 5½ Stunden. 1070 Meter auf, 770 Meter ab.
Genussziel: In Andeer gibt es ein Mineralbad mit Innen- und Aussenbecken.
Hängebrücke Grub – Grub SG/Grub AR
Erstaunlich, was es im sanften Hügelland südlich von Rorschach für Tobel gibt. Das des Mattenbaches etwa. Wollte man früher von Grub SG nach Grub AR, vom katholischen Land ins reformierte, beinelte man auf der einen Seite ins Tobel hinab und auf der anderen wieder hinauf. Erdrutsche setzten dem Weg zu. Seit April letzten Jahres ist alles einfacher. Eine Hängebrücke verbindet die Kantone, Gemeinden, Konfessionen. Sie lockt viele Wanderer und Wanderinnen. Routentipp: Start am Bahnhof Goldach. Vorbei am Schloss Sulzberg geht es aufwärts durch Wiesen und Wälder zum Kamm des Rossbüchel mit der Kapelle Fünfländerblick. Alsbald senkt sich der Weg wieder nach Grub SG. Die Hängebrücke ist ein Highlight, ein kurzes, starkes Stück. Das Schlussstück führt danach von der Frauenrüti auf Boden von Grub AR hinauf in den Kurort Heiden.
Höhe: 40 Meter, Länge: 180 Meter
Route: Goldach, Bahnhof – Schloss Sulzberg – Eschlen – Rossbüchel –Fünfländerblick, Kapelle – Grub SG – Frauenrüti, Grub AR–Heiden, Post (Bus).
Wanderzeit: 3¼ Stunden. 585 Meter auf, 225 ab.
Genussziel: Fein essen mit Aussicht im Restaurant Rossbüchel.
Hängebrücke Carsac – Monte Carasso TI
Die Sementina schiesst aus hohen Bergen talwärts. Ihr bewaldeter Felsschlitz ist auch ein Windkanal – gut, ist die Fussgängerbrücke, die den Fluss in grosser Höhe überquert und ein wenig durchhängt, sicher vertäut. So hält sich das Schwanken, wenn es mal wieder bös bläst, in Grenzen. Kühn wirkt das Bauwerk in seiner Landschaft, das Ensemble erinnert an einen Dschungel in Südamerika. Dabei liegt diese Steilflanke gegenüber dem Tessiner Hauptort Bellinzona. Die Wanderung startet im Bellenzer Ortsteil Monte Carasso, der Weg zieht nah und parallel zur Sementina den Hang hoch. Ihn meistert auch ein Seilbähnli. Dieses zu nutzen, ist möglich, mindert aber auch den Gehspass – die Vorfreude dauert dann weniger lang. Auf halber Höhe ist der Besuch des Mittelalterkirchleins San Bernardo zwingend. Es folgt bald die Brücke, die auch Abgebrühte schaudern lässt. Südlich der Sementina geht es wieder talwärts. Am Ende ist ein Gelato oder eine gute Pasta hochverdient.
Höhe: 130 Meter, Länge: 270 Meter
Route: Monte Carasso, Cunvént (Bus ab Bellinzona) – Pedemonte – San Bernardo – Monti Leone – Brücke – Pianello – Fontanella – Sementina – Monte Carasso, Cunvént.
Wanderzeit: 3½ Stunden. Je 685 Meter auf und ab.
Genussziel: Im Waldkirchlein San Bernardo durchatmen.
Hängebrücke Batöni – Weisstannen SG
Ruhesuchende werden Weisstannen, das abgelegene Dorf an der Seez im St. Galler Oberland, lieben. Es ist ein Idyll. Vollends paradieshaft mutet der Felsenkessel von Batöni an, erreichbar ab Weisstannen in einer mittelstrengen Wanderung. Gleich drei hohe Wasserfälle brausen dort über die senkrechten Felsen, sodass der Besucher gar nicht weiss, wo er zuerst hinschauen soll. Ihre Abflüsse und ein paar Rinnsale vereinigen sich zum Gufelbach, an dem entlang der Wanderweg von Weisstannen hinaufund wieder hinabführt. Batöni ist ein Spektakel aus Berg und Wasser. Seit 2017 ist eine Hängebrücke montiert, ein moderates Modell, das den ganz jungen Gufelbach überquert. Wer nicht sicher ist, ob er höhere Hängebrücken erträgt, kann sich hier zehn Meter über Boden erproben. Davor oder danach drängt sich ein Fussbad auf.
Höhe: 10 Meter, Länge: 51 Meter
Route: Weisstannen Oberdorf (Bus ab Mels) – Sässli – Heuschopf – Batöni, Hängebrücke, retour auf demselben Weg.
Wanderzeit: 3¼ Stunden. Je 610 Meter auf und ab. Einkehr: in Weisstannen.
Genussziel: Von Mels die Seez entlang hinauf nach Weisstannen: Dies ist eine der schönsten Postautostrecken im Land.
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