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Für oder gegen Albin Kurti
Wahlen in Kosovo: Reges Treiben vor dem Wahllokal in Zürich

Menschen stehen in einer langen Warteschlange vor dem Generalkonsulat von Kosovo in Zürich, um bei den Parlamentswahlen am 8. Februar 2025 abzustimmen.
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In Kürze:
  • Für die Wahlen in Kosovo haben sich 27’000 Stimmberechtigte in der Schweiz registriert.
  • Die kosovarische Diaspora in der Schweiz setzt mehrheitlich auf die Partei von Premierminister Albin Kurti.
  • Einige Wählende kritisieren Albin Kurti für seine Beziehungen zur EU und zu den USA.

Vor dem Wahllokal in Zürich-Altstetten herrscht reges Treiben. Schweizer Kosovarinnen und Kosovaren sind gekommen, um ihren Stimmzettel für die Parlamentswahlen vom Sonntag, 9. Februar, in Kosovo in die Urne zu werfen.

Remzije und Reshat Januzi sind aus dem Aargau angereist. Für sie ist der Fall klar: Sie wählen die sozialdemokratische Partei Vetëvendosje (Selbstbestimmung) von Kosovos Ministerpräsident Albin Kurti. «Er räumt mit der Korruption im Land auf», sagt Remzije. Das Paar lebt seit 32 Jahren in der Schweiz. Falls Kurti gewinnt, wollen sie am Montag nach Kosovo fahren für die Feier. «Wir sind optimistisch, dass sich das Land positiv verändern wird», sagen die beiden. Für das Foto formt sie ein Herz mit ihren Händen.

Remzije und Reshat Januzi lächeln und formen ein Herz mit den Händen, während sie im Generalkonsulat in Zürich wählen. 8. Februar 2025.

Eine andere Geste wählen die beiden Teenager Diar Morina und Arion Pajaziti. Sie machen den Doppeladler, der auf der Flagge Albaniens abgebildet ist. 

Diar Morina und Arion Pajaziti, beide in schwarzen Jacken, posieren lächelnd vor dem Generalkonsulat in Zürich, während Wahltag für das Parlament in Kosovo ist.

Mit dieser Geste sorgten die Nati-Fussballer Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri im Jahr 2018 für Aufsehen. Die Pose löste eine riesige Debatte darüber aus, wie ein «richtiger» Schweizer zu sein habe. Für Diar Morina und Arion Pajaziti eine Nichtigkeit. «Wir haben eine starke Verbindung zu Kosovo», sagen die beiden, obwohl sie in der Schweiz geboren wurden. Mehr noch: «Wenn Kurti das Land vorwärtsbringt, werde ich dorthin ziehen und Homeoffice machen für eine Firma in der Schweiz», sagt Arion Pajaziti.

Diaspora spielt entscheidende Rolle

Die meisten Wartenden in der Schlange vor dem Wahllokal setzen auf Albin Kurti. Gemäss Expertinnen und Experten kann der amtierende Premierminister mit einem weiteren Wahlsieg seiner Partei Vetëvendosje  rechnen. Auch die kosovarische Diaspora in der Schweiz wird für den Ausgang der Wahlen eine entscheidende Rolle spielen. Bei den letzten Wahlen unterstützten etwa drei von vier Kosovo-Albern im Ausland die Partei von Premierminister Albin Kurti.

Rund ein Drittel der Wahlberechtigten Kosovos befindet sich ausserhalb des Landes; in der Schweiz leben rund 250’000 Menschen kosovo-albanischer und albanischer Abstammung, die meisten aus Kosovo und den umliegenden Ländern. Sie bilden eine der grössten Gruppen der Diaspora in der Schweiz. Jedes Jahr lassen sich Hunderte von ihnen einbürgern – laut dem Bundesamt für Statistik haben seit 2018 fast 15’000 Kosovarinnen und Kosovaren den roten Pass erhalten.

Für die Wahlen in Kosovo haben sich hierzulande etwa 27’000 Stimmberechtigte registriert. Davon können 23’000 per Brief abstimmen, die übrigen 4000 stimmen vor Ort in einem der drei Wahllokale in der Schweiz, die sich in Bern, Zürich und Genf befinden.

Die Schweiz unterhält mit Kosovo eine enge Beziehung. Bern hat am 27. Februar 2008 Kosovo anerkannt, zehn Tage nach der Ausrufung der Unabhängigkeit. Seither wurden verschiedene bilaterale Verträge unterzeichnet. Auch im Januar hat Wirtschaftsminister Guy Parmelin in Davos ein Freihandelsabkommen mit Kosovo unterzeichnet. Der Bundesrat zeigte sich wegen der grossen kosovarischen Diaspora in der Schweiz besonders glücklich über den Vertrag. Das Abkommen führt zu einem Abbau des Zolls auf Gütern und Dienstleistungen.

Zerstörte Beziehungen zu EU und USA

Nicht alle Anwesenden sind begeistert von Kurtis Partei Vetëvendosje. Das Paar Kelmendi etwa, das beim Verlassen des Wahllokals stehen bleibt und Fragen beantwortet. Es möchte nicht verraten, wem es seine Stimme gegeben hat, sagt aber: «Unsere Stimme geht nicht an Kurti, er hat die Beziehungen mit der EU und den USA zerstört.» Die Kelmendis leben seit 1992 in der Schweiz. Die Frau sagt: «Ich habe wenig Hoffnung auf echte Veränderungen, wenn Kurti für eine zweite Amtszeit gewählt wird.»

Familie Kelmendi vor dem Generalkonsulat in Zürich beim Wählen für das Kosovo-Parlament, 8. Februar 2025.

Tatsächlich rief der amerikanische Sondergesandte der US-Regierung, Richard Grenell, kürzlich zur Abwahl des Ministerpräsidenten Kurti auf. Ausserdem hat Brüssel Sanktionen gegen Kosovo verhängt, weshalb nun viele von der Europäischen Union finanzierte Entwicklungsprojekte gestoppt wurden. Die westlichen Verbündeten stören sich an den Alleingängen von Albin Kurti im Streit mit Serbien. Dieser wiederum scheint kein Vertrauen in die Vermittlungsbemühungen des Westens zu haben.

Qorri Nergjivane zeigt ein Siegeszeichen vor dem Generalkonsulat in Zürich, wo schweizerisch-kosovarische Bürger:innen für die kosovarischen Parlamentswahlen abstimmen, 8. Februar 2025.

Für Qorri Nergjivane ist das aber kein Grund, nicht auf Kurti zu setzen: «Wir haben weniger Arbeitslosigkeit und Korruption im Land, was der Jugend dort zugutekommt.» Sie lebt seit zwanzig Jahren in der Schweiz und hat vier Kinder, die «regelmässig nach Kosovo reisen». Sie ist überzeugt: «Die Jungen brauchen Sicherheit, stabile Institutionen und eine gute Wirtschaft, sonst laufen sie dem Land weg.»