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Tragischer Vorfall
Pflegerin stirbt bei Tigerangriff im Zoo Zürich

Amurtigerin Irina streift durch das Dickicht im Tigergehege des Zoo Zürich. (Archivbild)
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Am Samstagnachmittag kurz vor 13.20 Uhr ist es im Zoo Zürich zu einer Attacke im Tigergehege gekommen. Dabei wurde eine Tierpflegerin tödlich verletzt, wie die Verantwortlichen am Samstagabend an einer Pressekonferenz mitteilten.

Dank des Notfallkonzepts des Zoos habe die Tigerin von ihrem Opfer weg in den Stall gelockt werden können. Spezialisten von Schutz und Rettung kümmerten sich um die verletzte Frau. Jede Hilfe kam jedoch zu spät, wie Stapo-Sprecherin Judith Hödl sagte. Die Tierpflegerin verstarb noch auf der Unfallstelle. Warum sich die 55-Jährige im Gehege aufhielt, ist unklar. Die genauen Umstände des Vorfalls werden untersucht. Mehrere Besucher und Zoomitarbeiter haben den Vorfall mitbekommen. Ein Careteam betreut derzeit Mitarbeiter und Besucher.

Zoo bleibt am Sonntag zu

Aufgrund des tragischen Vorfalls bleibe der Zoo am Sonntag aus Pietätsgründen geschlossen, teilt der Zoo mit. «Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Mitarbeiterin», heisst es am Samstagabend auf Twitter.

Zoodirektor Severin Dressen, der sein Amt erst vor wenigen Tagen aufgenommen hat, wirkte gefasst in der schwierigen Situation, schien die richtigen Worte zu finden: «Es ist ein hochgradig tragisches Ereignis, eine Mitarbeiterin auf diese Art zu verlieren, wir sind alle tief betroffen.»

Tigerin war bisher nie aggressiv

Nach seinem Wissensstand hat es bisher im Zoo Zürich bisher noch nie einen vergleichbaren Vorfall gegeben. «Mein Mitgefühl gehört den Angehörigen des Opfers». Die Polizei arbeite mit Hochdruck daran, die Ereignisse aufzuklären. «Sobald wir weitere Informationen haben, werden wir informieren.»

Das Tier, das den Angriff verübt hat, lebt. Es handelt sich um die junge Tigerin Irina, 2015 geboren, die erst im vergangenen Sommer aus Dänemark nach Zürich kam. Sie sei bisher nie als aggressiv aufgefallen, so Dressen. Das Tier ist jetzt separiert. Was mit ihm weiter geschieht und ob es allenfalls eingeschläfert wird, könne man im jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Zuerst müsse die Untersuchung abgewartet werden.

Ein Missverständnis?

«Dass sich Tier und Pflegerin im selben Gehege befinden, sollte nicht sein», sagte der Zoo-Direktor. Eventuell habe es sich um ein Missverständnis gehandelt, bei dem die Pflegerin in dem Moment davon ausging, dass die Tigerin nicht dort ist. Gemäss Dressen handelte es sich um eine verdiente Mitarbeiterin. «Um die Angehörigen zu schützen, machen wir keine weiteren Angaben zur Person.»

«Ein hochgradig tragisches Ereignis»: Der neue Zoodirektor Severin Dressen und Stadtpolizei-Sprecherin Judith Hödl am Samstagabend an der Medienorientierung im Zoo. (4. Juli 2020)

Wie lange die Attacke im Gehege dauerte und welche Verletzungen das Raubtier der Pflegerin zufügte, wurde an der Medienkonferenz nicht bekannt gegeben. Das sei ebenfalls Gegenstand der Abklärungen, wie Stadtpolizeisprecherin Judith Hödl sagte. Die Spurensicherung sei noch im Gang. Auch die Staatsanwaltschaft sei involviert, sie müsse entscheiden, ob ein Verfahren eingeleitet wird.

Auch Hödl kann sich an keinen derartigen Vorfall im Zoo Zürich in der Vergangenheit erinnern.

«Mitarbeiter ging mit Gewehr zum Gehege»

Eine Augenzeugin, die mit zwei Kindern im Zoo war, sagt gegenüber «20 Minuten», sie habe mitbekommen, wie eine Frau vom Vorfall erzählt habe: «Die Frau hat eine Person mit einer Schaufel im Gehege gesehen, die um Hilfe schrie.» Später seien die Besucher weggeschickt worden. «Sie machten schockierte Gesichter, manche weinten.» Darauf seien bald schon Polizei und Krankenwagen gekommen. «Auch ein Mitarbeiter mit einem Gewehr in der Hand ging zum Gehege.»

Die Tigeranlage des Zoos, der nach dem Corona-Lockdown seit rund einem Monat wieder offen ist, beherbergt derzeit zwei erwachsene Amurtiger: Tigerin Irina und das viereinhalbjährige Männchen Sayan.

Das Tiger-Männchen Sayan im agesperrten Bereich. (4. Juli 2020)

Der Zoo war zunächst für Besucher weiterhin zugänglich, ein grosser Bereich rund um das Tigergehege blieb aber abgesperrt.

Erst im Dezember war es im Zoo zu einem Vorfall mit einem Philippinen-Krokodil gekommen: Dieses hatte eine Tierpflegerin während Reinigungsarbeiten im Terrarium in die Hand gebissen und nicht mehr losgelassen. Das Tier musste erschossen werden. Ob sich nach dem Vorfall vom Samstag nun weitere Massnahmen oder Änderungen im Zookonzept aufdrängen, kann laut Dressen noch nicht gesagt werden. Dafür sei es noch zu früh.

Der Bereich rund um das Tigergehege bleibt für die Besucher vorerst gesperrt: zwei Kastenwagen des Forensischen Instituts, das die Spuren sichert.

Zu einem ähnlichen Unglück kam es 2002 im Wiener Tiergarten Schönbrunn. Damals wurde eine junge Tierpflegerin vor den Augen von Zoobesuchern von drei Jaguaren getötet.

Der bekannte Magier und Dompteur Roy Horn (1944-2020) wurde 2003 während einer Show in Las Vegas lebensgefährlich von einem weissen Tiger verletzt.

oli/sda/mth/lop