Von «Lunggesüüdern», Täufern und Zollikern
Spät, aber umso herzlicher stiessen die Zolliker Einwohner auf das neue Jahr an. Kredenzt wurde diesmal der «Lunggesüüder», der kurioseste Wein am See.
Der «Lunggesüüder» ist seit mehr als 50 Jahren ein edler und begehrter Tropfen. Der Weisswein ist unverkäuflich, er wird nur an öffentlichen Anlässen ausgeschenkt. So auch anlässlich des Neujahrsapéros am Dienstagabend im Zolliker Gemeindesaal.«Lunggesüüder» ist auch der Spitzname für die Einwohner von Zollikon, den sie einst von den Stadtzürchern bekommen haben. Er bedeutet «Lungensieder», was Leute bezeichnet, die Lungen zum Essen kochen. Was den Zollikern den abschätzigen Übernamen eintrug, ist sagenhaft. Es gibt die Mär, wonach ein Scharlatan einst den Zollikern versprach, ihr Gold zu vermehren. Als sie die grössere Goldmenge abholen wollten, hätten sie jedoch einen Topf mit gekochten Lungen vorgefunden. Das Gold war verschwunden.
Redselige Runde
Eine gewisse Habgier auf das Edelmetall war den Zollikern offenbar auch an früheren Neujahrsfeiern eigen. Der Anlass hiess lange Zeit Dreikönigsapéro, Dreikönigskuchen wurden aufgetischt. Wer Glück hatte, biss auf ein Goldvreneli. «Die Leute assen Dreikönigskuchen wie wild», sagt Alexander Spaar, Interimspräsident des Zolliker Vereinskartells, dem Veranstalter des Anlasses, und lacht. «Also verzichteten wir auf das Gebäck und änderten den Namen auf Neujahrsapéro.»
Der Einladung des Vereinskartells, dem Zusammenschluss Zolliker Vereine und der Gemeinde, zur siebten Auflage des Neujahrsapéros folgten zahlreiche Zolliker. Um die runden Tischchen herum wurde viel geredet und gelacht. «Wie war es im Toggenburg?», wollte einer von seinem Kollegen wissen, wie er die Ferien über die Festtage verbracht hatte. Andere erkundigten sich über das Befinden der Familienangehörigen ihrer Gesprächspartner; vor allem ältere Semester tauschten Jugenderinnerungen aus und stellten fest, dass die Grosskinder nun gemeinsam zur Schule gehen.
Parliert wurde auch auf Englisch und Hochdeutsch. Wohl möglich, dass sich dabei Neuzuzüger unterhielten, die ebenfalls herzlich eingeladen waren.
Beifall für Kull-Benz
«Man merkt, wir sind in einem Wahljahr», wagte ein Besucher die etwas spitze Bemerkung angesichts der Tatsache, dass der Zolliker Gemeinderat fast in corpore dem Anlass seine Aufwartung machte. Gemeindepräsidentin Katharina Kull-Benz (FDP) heimste für ihre Ansprache aber viel Beifall ein. Sie erwähnte, dass 2018 auch von den Feierlichkeiten zum 500-Jahr-Reformationsjubiläum in Zürich geprägt sei und wies auf die wichtige Rolle von Zollikon in dieser Zeit hin.
Die Zolliker Täufer standen damals aber mit der Zürcher Regierung und Reformator Huldrych Zwingli bald einmal auf Kriegsfuss. «Die Täuferbewegung hat sich aber trotzdem ausgeweitet.» Zahlreiche Baptisten und Mennoniten würden jedes Jahr den Geburtsort ihres Glaubens an der Zolliker Gstadstrasse besuchen.
Zur Gegenwart fügte sie an: «Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass Zollikon attraktiv und lebendig bleibt, für bisherige und neue Bewohnerinnen und Bewohner.»
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