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Von «Lunggesüüdern», Täufern und Zollikern

Stiessen mit Katharina Kull-Benz an: Gemeinderäte Fellmann, Raggenbass, Hoss , Ullmann und Ecklin sowie Alexander Spaar (von links).
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Der «Lunggesüüder» ist seit mehr als 50 Jahren ein edler und begehrter Tropfen. Der Weisswein ist unverkäuflich, er wird nur an öffentlichen Anlässen ausgeschenkt. So auch anlässlich des Neujahrsapéros am Dienstagabend im Zolli­ker Gemeindesaal.«Lunggesüüder» ist auch der Spitzname für die Einwohner von Zolli­kon, den sie einst von den Stadtzürchern bekommen haben. Er bedeutet «Lungensieder», was Leute bezeichnet, die Lungen zum Essen kochen. Was den Zolli­kern den abschätzigen Übernamen eintrug, ist sagenhaft. Es gibt die Mär, wonach ein Scharlatan einst den Zolli­kern versprach, ihr Gold zu vermehren. Als sie die grössere ­Goldmenge abholen wollten, hätten sie jedoch einen Topf mit gekoch­ten Lungen vorgefunden. Das Gold war verschwunden.

Redselige Runde

Eine gewisse Habgier auf das Edel­metall war den Zolli­kern offen­bar auch an früheren Neujahrsfeiern eigen. Der Anlass hiess lange Zeit Dreikönigs­apéro, Dreikönigskuchen wurden aufgetischt. Wer Glück hatte, biss auf ein Goldvreneli. «Die Leute assen Dreikönigskuchen wie wild», sagt Alexander Spaar, Interimspräsident des Zolli­ker Vereinskartells, dem Veranstalter des Anlasses, und lacht. «Also verzichteten wir auf das Gebäck und änderten den Namen auf Neujahrs­apéro.»

Der Einladung des Vereins­kartells, dem Zusammenschluss Zolli­ker Vereine und der Gemeinde, zur siebten Auflage des Neujahrsapéros folgten zahlreiche Zolli­ker. Um die runden Tischchen herum wurde viel geredet und gelacht. «Wie war es im Toggenburg?», wollte einer von seinem Kollegen wissen, wie er die Ferien über die Festtage verbracht hatte. Andere erkundigten sich über das Befinden der Familien­angehörigen ihrer Gesprächspartner; vor allem ältere Semester tauschten Jugend­erinnerungen aus und stellten fest, dass die Grosskinder nun gemein­sam zur Schule gehen.

Parliert wurde auch auf Englisch und Hochdeutsch. Wohl mög­lich, dass sich dabei Neuzuzüger unterhielten, die ebenfalls herzlich eingeladen waren.

Beifall für Kull-Benz

«Man merkt, wir sind in einem Wahljahr», wagte ein Besucher die etwas spitze Bemerkung ange­sichts der Tatsache, dass der Zolli­ker Gemeinderat fast in corpore dem Anlass seine Auf­wartung machte. Gemeindepräsidentin Katharina Kull-Benz (FDP) heimste für ihre Ansprache aber viel Beifall ein. Sie erwähnte­, dass 2018 auch von den Feierlichkeiten zum 500-Jahr-Reformationsjubiläum in Zürich geprägt sei und wies auf die wichtige Rolle von Zolli­kon in dieser Zeit hin.

Die Zolli­ker Täufer standen damals aber mit der Zürcher Regierung und Reformator Huldrych Zwingli bald einmal auf Kriegsfuss. «Die Täuferbewegung hat sich aber trotzdem ausgeweitet.» Zahlreiche Baptisten und Mennoniten würden jedes Jahr den Geburtsort ihres Glaubens an der Zolli­ker Gstad­strasse besuchen.

Zur Gegenwart fügte sie an: «Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass Zolli­kon attrak­tiv und leben­dig bleibt, für bisherige und neue Bewohnerinnen und Bewohner.»