Kommentar zum Abgang der Ruag-ChefinVon Anfang an die falsche Wahl
Nach nur einem Jahr geht Brigitte Beck als CEO des Bundesbetriebs von Bord. Sie war als politisches Greenhorn auf den exponierten Posten gehievt worden.
Brigitte Beck sei eine «ausgewiesene Finanzexpertin», sie verfüge über «langjährige nationale und internationale Erfahrung in der Maschinen- und Energieindustrie» und bringe auch «umfangreiche Erfahrung und Expertise in Transformationsprozessen mit».
Mit so vielen schönen Worten empfing die Eidgenössische Waffenschmiede Ruag ihre neue Chefin. Das war vor einem Jahr. Jetzt muss Beck gehen. Denn ihr ganzer Rucksack an Managerin-Erfahrung hatte sie für eines nicht vorbereitet: Dass die Chefin eines Rüstungsbetriebs, der zu 100 Prozent im Besitz der Eidgenossenschaft ist, über ein Minimum an politischem Gespür verfügen muss.
Mit ihrer öffentlichen Kritik an der Haltung des Bundesrats zu Waffenexporten («Liefert dieses Zeug doch in die Ukraine») hatte sich Beck schon im Mai als Ruag-Chefin absolut unmöglich gemacht. Insofern kommt ihr Abgang heute reichlich spät.
«Die Verantwortung für das Debakel liegt indirekt auch bei Wehrministerin Viola Amherd.»
Das aber kann man nicht der glücklosen Ruag-Chefin allein in die Schuhe schieben. Zuständig ist der Verwaltungsrat und letztlich der Besitzer, also der Bund. Die Verantwortung für das Debakel liegt damit indirekt auch bei Wehrministerin Viola Amherd.
Der Verwaltungsrat – damit in letzter Verantwortung auch Amherd – haben es versäumt, Brigitte Beck im Auswahlverfahren auf zwei Dinge hin abzuklopfen: ihr Verständnis für politische Hierarchien und ihre Kommunikationsfähigkeiten. Wahlweise hätte ihr auch von Anfang an ein fähiger Coach zur Seite gestellt werden müssen, um dieses Manko auszugleichen. Entweder ist weder das eine noch das andere geschehen – oder Brigitte Beck war beratungsresistent.
So oder so: Becks Berufung war von Anfang an fragwürdig. Man kann nur hoffen, dass sie damals nicht aus einem falsch verstandenen Verständnis für Frauenförderung auf den Chefposten gehievt wurde.
Insofern ist die Mitteilung zu Becks Abgang schönfärberisch: Der Verwaltungsrat habe seine «Aufsichtspflichten» wahrgenommen, heisst es darin. Dabei ist offensichtlich, dass er schon bei Becks Anstellung seine Pflichten höchst schlampig wahrgenommen hat.
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