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Herr Ritter, wird die Schweizer Landwirtschaft nun grün?

«Es liegen nun konkrete Ziele auf dem Tisch»: Markus Ritter, Präsident Schweizer Bauernverband. Foto: Keystone
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Wird die Landwirtschaft nun grün?

Die Schweizer Landwirtschaft ist schon jetzt nachhaltig. Dieser Auftrag steht seit bald 25 Jahren in der Bundesverfassung. Jetzt soll sie noch einmal bedeutend umweltbewusster werden. Das bedeutet vor allem viele Auflagen und Einschränkungen für die Bauern. Ob es etwas bewirkt, sehen wir dann.

Die Umweltverbände sind nicht zufrieden. Die Reduktion von Düngemitteln und Pestiziden geht ihnen zu wenig schnell.

Vom Schreibtisch aus kann man alles fordern. Wir müssen die Düngemittel um 20, die Risiken bei den Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent senken. Wenn wir das erreichen, dann ist das ein riesiger Schritt. Das wird einschneidende Massnahmen brauchen. Ich bin gespannt, ob die Gemeinden, die Kantone und das Gewerbe ihre Emissionen auch so stark reduzieren.

Reicht das, um die anstehenden Initiativen zu bekämpfen?

Es liegen nun konkrete Ziele auf dem Tisch. Das hilft der Umwelt mehr als radikale Volksinitiativen. Zudem: Der Tierbestand wird zurückgehen, die Erträge ebenfalls. Das bringt der Landwirtschaft neue Risiken und Mindererträge. Und Sie müssen sehen, welcher Mehraufwand auf die Bauern zukommt. Die Agrarpolitik wird immer komplexer. Statt zu arbeiten, verbringen wir immer mehr Zeit mit dem Ausfüllen von Formularen. Das wird in der Umsetzung noch Diskussionen geben.

Die Produktion werde abnehmen. Aber dann steigen die Preise, die jetzt schon doppelt so hoch sind wie im Ausland. Machen Sie Agrarpolitik auf Kosten der Konsumenten?

Nein. Der Bundesrat erhöht mit jeder neuen Agrarpolitik die Auflagen und die Bürokratie im Inland. Aber wenn er ein Freihandelsabkommen wie mit den Mercosur-Staaten in Südamerika abschliesst, dann hat es da keinerlei solche Bestimmungen drin. Das geht doch nicht. Ich verstehe immer mehr, dass die Grünen dagegen das Referendum ergreifen wollen. Diese Entwicklung ist für die Landwirtschaft gefährlich.

Wenn die Produktion sinkt und die Preise steigen, dann kaufen noch mehr Leute im Ausland ein.

Nein, die Folge ist mehr Import, und das ist auch gut möglich, weil die Importkontingente genügend gross sind. Für viele Nahrungsmittel sind die Zölle tief, oder sie müssen gar nicht verzollt werden.

Warum erhalten auch jene Direktzahlungen, die ein volles Einkommen haben und nur nebenbei einen Bauernhof führen?

Die Landwirtschaft ist sehr vielfältig, viele Bauernfamilien können gar nicht voll von ihrem Betrieb leben, denken sie an das Berggebiet. Die Betriebe müssen sich aufgrund ihres Standortes unterschiedlich entwickeln können, und es wäre falsch, den Zugang zu den Direktzahlungen einzuschränken. Tatsache ist: Der Bundesrat will die Direktzahlungen um 100 Millionen Franken senken. Das macht mir Sorgen.