Vier Fehlentscheide beim Davoser 2:0-Treffer
Nicht alltäglich: Beim zweiten Davoser Treffer gegen den ZSC passierten vier Fehler der Refs, davon zwei entscheidende.
Davos – ZSC, die Rückkehr Arno Del Curtos zu seiner früheren Wirkunsstätte. Da war Pfeffer drin am Samstagabend in der Vaillant Arena. Der HC Davos verspielte eine zwischenzeitliche 4:1-Führung, die ZSC Lions verschossen beim Stande von 4:4 einen Penalty, die Bündner siegten nach einer wilden Overtime und einem Treffer Luca Hischiers mit 5:4.
Das hochemotionale Spiel, oft einem Playoff-Fight ähnelnd, bot auch für die Referees diverse Herausforderungen, die je nach Sichtweise auch anders hätten beurteilt werden können. Da gab es zum Beispiel den Kampf zwischen Andres Ambühl und Raphael Prassl, als die beiden mit Stöcken und Fäusten aufeinanderschlugen und es für beide durchaus auch härtere Bestrafungen (Ambühl erhielt 2 + 5 Minuten plus Spieldauer, Prassl 2 + 2 Minuten) hätte geben können.
Das Drumherum vor dem 2:0
Und dann gab es dies hier: Das ganze Drumherum vor dem 2:0 Ambühls, das den Treffer doppelt irregulär machte, wobei dieser aber dennoch gegeben wurde. Den Referees unterliefen vor dem Tor gleich vier Fehler:
Es begann mit der Szene hinter dem Davoser Tor, als zunächst HCD-Verteidiger Sven Jung den Zürcher Stürmer Prassl per Beinstellen foult (bei 0:02 im unten folgenden Video) und dann dessen Teamkollege Jérôme Bachofner per Crosscheck in Jungs Rücken (bei 0:09) zur Rache schreitet.
Hier hätte das Spiel also schon unterbrochen und Jung sowie Bachofner für je 2 Minuten auf die Strafbank geschickt werden können – oder sollen. Alles, was nun folgt, wäre dann gar nicht mehr passiert.
Doch es gab keine Strafen, alles lief weiter. Zum Beispiel das Privatduell Jung – Bachofner. Bei Bachofners Kinnhaken gegen Jung zeigte der Referee die erste Strafe an (im unten folgenden Video bei 0:02), er sah bei Jungs Revanche-Crosscheck (bei 0:07) zu Recht ebenfalls ein zu ahndendes Vergehen. Spätestens hier hätte das Spiel abgepfiffen und Jung und Bachofner für je 2 Minuten auf die Strafbank geschickt werden müssen.
Doch das Spiel lief eben weiter. Zeitgleich lief der Davoser Konter, den Ambühl erfolgreich zum 2:0 abschloss. In der Wiederholung der Hintertorkamera (ab 0:09 im unten folgenden Video) ist hinten rechts zu erkennen, wie HCD-Goalie Anders Lindbäck wegen der gegen Bachofner angezeigten Strafe sein Tor verlässt, während Jung und Bachofner nach ihren Vergehen nebeneinander weiterlaufen.
Das Tor zählte aber. Und nun folgte der nächste Fehler, der allerdings nicht mehr wirklich entscheidend war. Die Referees entschieden nach Diskussion untereinander, mit 4-gegen-4-Feldspielern weiterzumachen, Strafen gegen Jung und Bachofner auszusprechen:
Das ist doppelt falsch, denn: Wäre nur das Vergehen Bachofners angezeigt gewesen, wäre das Tor zwar regulär gewesen (wenn wir kurz die Vergehen Jungs und Bachofners ganz am Anfang ausblenden …), hätte die angezeigte Strafe gegen den Zürcher wegen des Treffers aber wieder gelöscht werden müssen. Waren aber beide Vergehen angezeigt gewesen (und das war der Fall, siehe Fortsetzung), hätte das Tor nicht zählen dürfen. Es kann im Eishockey kein Tor fallen, während gegen beide Teams Strafen angezeigt sind.
Und damit nicht genug, es folgte Fehler Nummer 4, der dann wirklich nur noch eine Randnotiz ist: Auf die Strafbank mussten Bachofner und … Fabian Heldner. Heldner war der zweite Davoser Verteidiger auf dem Eis und wurde mit Jung verwechselt …
Schiedsrichter-Boss: «Fehlentscheid»
Bei den Referees wollte man tags darauf nichts beschönigen. Auf Anfrage sagte Schiedsrichter-Chef Andreas Fischer dies: «Wir haben die Bilder auch konsultiert. In dieser ganzen Situation ist für mich nichts nachvollziehbar. Darum handelt es sich hier um einen Fehlentscheid.»
Einen ZSC-Protest gab es … wegen einer anderen Situation …
Für den ZSC kommt dies zu spät. Doch damit nicht genug der umstrittenen Entscheide. Denn die Lions hatten einen Spielfeldprotest eingelegt, allerdings wegen einer anderen Szene: Beim verschossenen Penalty Fredrik Petterssons glaubten die Zürcher, um einen regulären Treffer gebracht worden zu sein. HCD-Goalie Anders Lindbäck hatte nach seiner Parade in der Tat den Puck mit dem Arm ins Tor gewischt. Allerdings erst, nachdem der Schiedsrichter per Handzeichen den Penalty als verschossen signalisiert hatte. Der Protest dürfte darum aussichtslos sein.
Der kuriose Penalty-(Nicht-)Treffer von Fredrik Pettersson gegen Anders Lindbäck. (Videos: MySports)
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