Viehschauen am ZürichseeJetzt müssen Kühe wieder von Horn bis Klaue überzeugen
Die Missenwahl von Vierbeinern am Zürichsee hat Tradition: Ab Mitte September werden einmal mehr die schönsten Kühe gekürt. Zwei Anlässe finden aber nicht mehr statt.
An diesem Wochenende finden rund um den See wieder die ersten Schönheitswettbewerbe der besonderen Art statt: Es geht dabei um Ausgeglichenheit, Fundament, Rahmen oder Beckenlage. Dass es sich dabei nicht um einen Wettbewerb für Zwei-, sondern Vierbeiner handelt, ist klar. Unter diesen Kriterien werden in den Bezirken Horgen und Meilen die Kühe beurteilt.
Um die Experten zu überzeugen, müssen die Kühe zu ihrer Hochform auflaufen. Hübsch geschmückt laufen die Kühe beim Schönheitswettbewerb im Kreis und reihen sich dann unter den prüfenden Blicken der Experten auf.
Wirtschaftlichkeit als Kriterium
Die Richter legen ihr Augenmerk bei ihrer Beurteilung dann auf sieben Merkmale. Den grössten Anteil an der Schlussnote hat das Euter. Gefolgt von Rahmen und Fundament. Ersteres bezeichnet das Verhältnis von Grösse und Bauch. Letzteres betrifft die Beine. Zudem gelten auch die Lage des Beckens und die Zitzen als Bewertungskriterium.
Die Kuh sollte zudem wirtschaftlich sein. Dies bedeutet, dass sie über einen längeren Zeitraum Kälber gebären kann und viel Milch gibt. An den Viehschauen werden die Kühe getrennt nach Alter und Rasse beurteilt.
Den Auftakt am See machen die Viehschauen in Meilen und auf dem Albis im September. Gefolgt von der Viehschau in Herrliberg, die zusammen mit dem Herbstmärt stattfindet. Im Oktober folgen die anderen Misswahlen am See. Abgeschlossen wird die Saison am Zürichsee mit der Viehprämierung in Wädenswil, wo am Schluss der Veranstaltung auch die Missen der umliegenden Gemeinden gegeneinander antreten.
«Aufwand zu gross»
Die Viehschau am Küsnachterberg ist hingegen Geschichte. Der Präsident des Viehzuchtvereins Küsnacht, Ueli Krebs, sagt: «Mittlerweile sind wir am Küsnachterberg nur noch drei Milchbauern.» 1997 waren es noch rund 20. Nach Corona hätten sie sich deswegen dazu entschieden, keine Viehschau mehr durchzuführen, da der Aufwand dafür zu gross sei.
Was erschwerend dazukommt: «Zwei unserer Landwirte melken ihre Kühe mit Melkrobotern. Die Kühe entscheiden jetzt frei, wann sie sich melken lassen wollen.» Würden sie an eine Viehschau gebracht, würde man ihren Rhythmus durcheinanderbringen. Deshalb organisiert der Landfrauenverein am Samstag, 7. Oktober, statt eines Schönheitswettbewerbs ein Forchfest. Geplant sei unter anderem ein Säulirennen,
Pächterwechsel als Grund
Und auch in Rüschlikon ist der Wettbewerb um die schönste Kuh vorbei. Der Traditionsanlass fand jeweils auf dem Hof Längimoos in Rüschlikon statt und wurde von der Familie Meier viele Jahre durchgeführt. Doch eine Stiftung verpachtete den Hof nicht an die dritte Generation, sondern einer neuen Familie, was in Rüschlikon für Empörung sorgte. Pächter Michael Glauser erklärt: «Die Viehschau war eine Herzensangelegenheit der Familien Meier.»
Gemäss Glauser, der den Hof Längimoos seit einem Jahr führt, hätten die Mitglieder des Viehzuchtvereins Thalwil und Umgebung sowie die Landfrauen den Anlass viele Jahre mitorganisiert. Es sei im Moment aber niemand «böse», wenn es eine Pause gebe.
«Vielleicht machen wir eines Tages wieder etwas Ähnliches», sagt Glauser. In diesem Jahr hätten sie schon einen 1.-August-Brunch organisiert und würden sich momentan auf den Betrieb konzentrieren.
Fehler gefunden?Jetzt melden.