Sagan an der Tour de SuisseDer Velorockstar kämpft sich zurück
Der dreifache Radweltmeister Peter Sagan wurde von Covid gebeutelt. Bedeutet sein 18. Etappensieg an der Tour de Suisse, dass man ihn doch noch nicht abschreiben darf?
Es ist ruhig geworden um Peter Sagan. Sehr ruhig. Rennen beendete er unter «ferner liefen», eine aktive Rolle spielte der einstige Dominator bei den Frühjahrsklassikern nie. Kein Wunder: Sagan hatte mit verschiedenen Blessuren zu kämpfen, dazu erkrankte er Anfang Jahr zum zweiten Mal an Covid. Ganz gesund ist er auch jetzt noch nicht. «Ich würde gerne sagen, es sei alles vorüber. So ist es aber nicht. Ich fühle mich aber viel, viel besser. Auch im Kopf wieder», sagt Sagan nach dem Etappensieg in Grenchen am Dienstag. Angesprochen auf seine Covid-Erkrankung, wird der Slowake, der sich lange allein über Erfolge definiert hat, philosophisch: «Letztlich sind nicht Siege das Wichtigste im Leben, sondern das Leben.»
Es passt zu seiner Karriere, dass er ausgerechnet an der Tour de Suisse zum Erfolg zurückfindet, nach langer Durststrecke. 2011 gewann er als 21-Jähriger gleich zwei Etappen, die erste nach einer waghalsigen Abfahrt von der Grossen Scheidegg. Im Jahr darauf hamsterte er gleich vier Tagessiege, insofern ist es nichts als logisch, dass er mit nunmehr 18 Etappenerfolgen klarer Spitzenreiter der Tour de Suisse ist.
268 Tage war er ohne Sieg geblieben. Für ihn eine sehr lange Zeit. In diese fiel auch Sagans Teamwechsel. Nach vier Jahren beim deutschen Team Bora-Hansgrohe fährt er nun im zweitklassigen französischen Team Total Energies. «Ich brauchte einen Wechsel. Der Radsport ist aber immer noch derselbe. Du trägst einfach ein anderes Trikot», so Sagan.
Er wechselte nicht allein. Sagan hat bereits seit einigen Jahren eine ganze Entourage um sich geschart. So gehörte es zu seinen Bedingungen, dass mit dem Italiener Daniel Oss und dem Polen Maciej Bodnar zwei langjährige Teamkollegen ebenfalls verpflichtet wurden, dazu ein Sportlicher Leiter. Und, als wichtigster Faktor, Radsponsor Specialized, der letztlich auch für Sagans weiterhin stolzes Salär aufkommt. Entsprechend glücklich ist man im Team nach Sagans erstem Sieg in den neuen Farben. «Im Radfahren kann man zwar nichts voraussagen. Es ist aber ein starkes Zeichen, dass Peter nach seiner schweren Zeit und den Covid-Erkrankungen wieder auf gutem Weg ist», sagt Teamkollege Oss.
Oss tut alles für Sagans Erfolg bei der Tour
Ist Sagan also auf gutem Weg zurück zu jener Stärke, die ihn zu seinen grossen Siegen befähigte? «Ich arbeite für Sagan bis zum Umfallen, damit es auch bei der Tour de France wieder mit einem Sieg klappt», sagte Oss. Es täte dem Team auch gut. Der letzte Etappensieg an der Tour liegt für Total Energies fünf Jahre zurück. 2017 gewann der Franzose Lilian Calmejane das achte Teilstück.
Ein Team mit Sagan in den eigenen Reihen muss sich nicht fürchten, zu wenig Aufmerksamkeit zu erhalten. Sagan ist ein Entertainer. In jungen Jahren pflegte er mit seinen langen Haaren ein rebellisches Rockstar-Image, mittlerweile ist er etwas ruhiger geworden. So will er bei den Franzosen auch etwas von seiner Erfahrung weitergeben. «Ich bin happy mit meinen neuen, jungen Teamkollegen, die auch von mir lernen wollen. Das ist auch eine schöne Motivation für mich», sagt er.
Die Jungen tun gut daran, sich eher das Sportliche von Sagan abzuschauen. Schliesslich ist der Slowake dreifacher Weltmeister, gewann die Flandern-Rundfahrt, Paris–Roubaix sowie 18 Etappen bei der Tour de France, dem Giro d’Italia und der Vuelta. Ebenso viele Etappensiege holte er sich auch allein an der Tour de Suisse. Total hat er in seiner Karriere bisher 120 Siege feiern können.
Bei der Zahl soll es nicht bleiben. Auch wenn Sagan gerade eine sportlich etwas dürrere Zeit hinter sich hat: Mit 32 Jahren dürfte noch eine Weile mit ihm zu rechnen sein.
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