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Machtkampf mit China
Die USA rüsten Australien mit Atom-U-Booten aus – und mischen Europa auf

Sicherheitspartnerschaft mit den USA und Grossbritannien: Australien soll der Erwerb von Atom-U-Booten ermöglicht werden. (Archivbild)
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Mit keinem Wort erwähnten die drei Männer China. Dabei war die aufstrebende asiatische Grossmacht der Treiber dafür, dass US-Präsident Joe Biden am Mittwoch mit den britischen und australischen Premierministern Boris Johnson und Scott Morrison einen «historischen Schritt» verkündete.

Die USA und Grossbritannien werden Australien mit amerikanischer Technologie für nuklear betriebene U-Boote ausstatten. Noch ist das erst eine Absichtserklärung, der in den nächsten 18 Monaten konkrete Planungen folgen. Doch ernst ist es den drei Ländern: Sie wollen gemeinsam China im Südpazifik in die Schranken weisen.
Historisch ist der Schritt, weil die amerikanische U-Boot-Technologie eines der am besten gehüteten Staatsgeheimnisse ist. Bisher haben die USA nur Grossbritannien daran teilhaben lassen, nach einem Vertrag aus dem Jahr 1958. Nun stösst Australien zu der Partnerschaft, welche die drei Länder auf den Namen Aukus tauften.

Der Aufbau einer australischen U-Boot-Flotte ist zudem geeignet, das Gleichgewicht der militärischen Kräfte im umstrittenen Südpazifik zugunsten des Inselkontinents und seiner westlichen Verbündeten zu verändern.

«Es geht einzig und allein um China»

Der Schritt ist daher für die USA von strategischer Wichtigkeit: Sie hoffen, mit der engeren Einbindung Australiens und Grossbritanniens im Südpazifik die eigene Position zu stärken, ohne die volle Verantwortung oder die vollen Kosten dafür übernehmen zu müssen.

Die Allianz «soll nicht nur unsere Fähigkeiten im Südpazifik verbessern, sondern Europa, vor allem Grossbritannien, enger in unsere Strategie in der Region einbinden», erklärte ein hoher US-Beamter am Mittwoch. Aukus soll überdies die Zusammenarbeit in den Bereichen Cyber, künstliche Intelligenz und Quantentechnologie voranbringen.

Nuklear betriebene U-Boote ermöglichen längere Einsätze, ohne auftauchen zu müssen. Das steigert den Kampfwert gegenüber konventionell betriebenen Maschinen merklich. «Die Boote sind ruhiger. Sie sind stärker. Sie werden uns erlauben, die Abschreckung im Südpazifik zu erhalten und zu verbessern», erklärte ein hoher US-Beamter.

Auch er vermied es tunlichst, das Wort «China» in den Mund zu nehmen. Dabei ist für den Sicherheitsexperten Eric Sayers vom Think Tank «American Enterprise» Institute klar: «Das hier geht einzig und allein um China», wie er dem «Sydney Morning Herald» sagte.

Die Franzosen sind sauer

Der verbale Seiltanz der Amerikaner, Briten und Australier zeigt, dass sie die geopolitische Brisanz ihres Deals erkannt haben. Sie wollen China deshalb nicht zusätzlich erschrecken oder provozieren. Erst vor einer Woche hatte Biden mit Präsident Xi Jinping telefoniert, ihn dabei aber nicht konkret über den geplanten Pakt mit Australien informiert.

Biden, Morrison und Johnson beeilten sich nun zu versichern, Australien wolle nur nuklear betriebene U-Boote anschaffen, strebe aber keineswegs den Bau atomarer Bewaffnung an. Alle drei beteuerten, ihre Verpflichtungen gemäss dem Vertrag zur Nichtverbreitung von Kernwaffen einzuhalten und mit der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA zusammenarbeiten zu wollen.

Sauer stösst das neue U-Boot-Programm den Franzosen auf. Nicht nur, weil Erzfeind Boris Johnson damit einen Erfolg verbuchen kann in seinem Streben, sein Land nach dem Bruch mit der Europäischen Union als «Global Britain» neu zu positionieren. Amerikanische Beamte beeilten sich am Mittwoch, die neue Allianz als wichtigen Schritt auf diesem Weg zu preisen.

Jahrhundertauftrag storniert

Schwerer noch aber wiegt für die Franzosen, dass Biden und Johnson ihnen ein Jahrhundertgeschäft vermasseln: 2016 hatte Canberra bei der französischen Naval Group 12 U-Boote für rund 50 Milliarden Euro (56 Milliarden Franken) bestellt. Die Arbeiten haben sich dermassen verzögert, dass noch keines der Boote für Australien produziert wurde und auch das erste Exemplar für die französische Marine erst gerade vom Stapel gelaufen ist.

Trotzdem hatte der australische Premier dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron noch vor zwei Monaten versichert, er halte an dem Auftrag fest – nur um ihn am Mittwoch doch abzublasen. Das ist umso ärgerlicher für die Franzosen, als sie 2016 nuklear betriebene Maschinen offerieren wollten, die Australier jedoch bewusst darauf verzichteten.

Inwiefern sich nach diesem Manöver nebst Grossbritannien auch andere europäische Länder für die amerikanische Pazifik-Initiative motivieren lassen, ist offen. Weiterhin wollen sich die USA im Südpazifik auf ihre Partner Japan, Südkorea und die Philippinen stützen. Neu will Biden in engeren Kontakt mit Vietnam, Indonesien und Indien treten. Klar gemacht haben die Amerikaner aber bereits: Ihre Nukleartechnologie für U-Boote werden sie mit keinem weiteren Land teilen.

Update Samstag, 18. September, 15.12 Uhr: Eine frühere Version dieses Artikels erwähnte Sydney an Stelle von Canberra, der Hauptstadt von Australien.