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Umfrage zu US-Wahl
«Trump ist ein Freak» – «Trump ist ein Christ»: Zürich arbeitet sich am neuen US-Präsidenten ab

Von links oben im Uhrzeigersinn: Luca Hofmann, Laura Guffanti, Jacopo Bruno und Margherita Franzini, Schüler Fabian, Rolf Moser und Pia Brandenberger.
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In Kürze:
  • Der Sieg Donald Trumps bei der US-Wahl wird auch in Zürich kontrovers diskutiert.
  • Bei einer Strassenumfrage am Paradeplatz zeigen sich vielfältige Meinungen.
  • Einige finden Trumps Rassismus und Frauenhass schrecklich.
  • Es gibt aber auch deklarierte, religiöse Trump-Unterstützer.

Die bisher wichtigste Wahl dieses Jahrzehnts ist entschieden. Der deutliche Sieg Donald Trumps über Kamala Harris beschäftigt auch die Zürcherinnen und Zürcher, wie eine nicht repräsentative Strassenumfrage zeigt.

Auf dem Paradeplatz unterhält sich Laura Guffanti angeregt mit einer Zufallsbekanntschaft. Die Zürcherin hat wie Trump-Intimus Elon Musk auch einen südafrikanischen Pass. Politisch denkt sie diametral anders: «Trump ist ein Freak – ich bin gar nicht glücklich mit seiner Wahl.» Denn der designierte US-Präsident habe sich schon so viel zuschulden kommen lassen und sei oft vor Gericht gestanden. «Er kann kein Land führen», ist sich Guffanti sicher.

Reaktionen auf US-Wahl und Stimmungsbild bei ZürcherInnen am Paradeplatz. 06.11.24

Ihre Zufallsbekanntschaft, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, unterbricht sie: «Mir geht es anders. Ich bin beruhigt, dass die breite Unterstützung der Stars Kamala Harris nicht geholfen hat», sagt sie und steigt ins Tram. Die unterschiedlichen Einstellungen der beiden Frauen zeigen, wie weit die Meinungen über den Ausgang der US-Wahl auch in einer linken Stadt wie Zürich auseinandergehen.

«Ein blödes Land braucht einen blöden Präsidenten»

Der Schüler Fabian ist gerade auf dem Weg zum Kampfsporttraining. Wirklich beschäftigt habe er sich mit der US-Wahl nicht. Von Trumps Sieg habe er eher zufällig in der Schule erfahren. «Unsere Lehrerin ist schlecht gelaunt in den Unterricht gekommen. Da wussten wir, was los ist», sagt der 14-Jährige. Er findet es gut, dass der Republikaner die Wahl gewonnen hat. «Trump unterstützt den Kampfsport und ist ein Christ – das ist auch mir wichtig.»

Reaktionen auf US-Wahl und Stimmungsbild bei ZürcherInnen am Paradeplatz. 06.11.24

Für Rolf Moser hat jedes Land genau die Anführer, die es verdient. «Man könnte auch sagen: Ein blödes Land braucht einen blöden Präsidenten», spitzt der 63-jährige Zürcher zu. Viele US-Amerikaner seien stockkonservativ und hätten deshalb Trump gewählt. Dessen überraschend deutlicher Wahlsieg sei seiner Meinung nach auch die Schuld des amtierenden Präsidenten Joe Biden. «Er hat mit seiner Senilität zu spät das Feld für Harris geräumt, die dadurch zu spät in den Wahlkampf eingestiegen ist», sagt Moser. Über mögliche negative Konsequenzen für Europa macht er sich keine Sorgen. «Auch ein Trump kocht nur mit Wasser», sagt der Pensionär.

«Sein Rassismus und sein Frauenhass sind schrecklich»

Jacopo Bruno und Margherita Franzini sind extra für ein Konzert aus dem Grossraum Mailand nach Zürich gereist und sind zum ersten Mal überhaupt in der Limmatstadt. Von Trumps Sieg sind die Touristen enttäuscht. Der 19-jährige Bruno befürchtet, dass der Republikaner die Kriege in Nahost und in der Ukraine weiter anheizen könnte. Für Franzini arbeitet Trump nicht für die Menschen, sondern in seine eigene Tasche. «Und er bewertet Frauen nur nach ihrem Äusseren. Sein Rassismus und sein Frauenhass sind schrecklich», sagt die 20-Jährige.

Reaktionen auf US-Wahl und Stimmungsbild bei ZürcherInnen am Paradeplatz. 06.11.24

Ähnlich geht es der Nordamerikanerin Liv Brown. Die Kanadierin lebt in Basel und ist zum Sightseeing in Zürich. «Meine US-amerikanischen Freunde sind betrübt von Trumps Sieg», sagt die 17-Jährige. Vor allem für Frauen befürchtet sie negative Folgen durch Trumps Politik.

Ganz anders sieht das Pia Brandenberger. Die Zürcherin findet es gut, dass Trump das Recht auf Abtreibung abschaffen will. «Für mich als Christin sind Abtreibungen Mord.» Dennoch sei Trump nicht ihr Favorit gewesen. «Beide Kandidaten waren nicht gerade das Gelbe vom Ei», findet die 61-Jährige. Auch Gott hätte sich wohl einen anderen Präsidenten gewünscht, lasse es aber geschehen. «Ich finde das ganze politische System in Amerika schlecht, weil nur Präsident werden kann, wer genug Geld hat», sagt Brandenberger.

Reaktionen auf US-Wahl und Stimmungsbild bei ZürcherInnen am Paradeplatz. 06.11.24

90-Jährige: «Harris wäre mir als Präsidentin lieber gewesen»

Für Luca Hofmann sind die USA einfach zu gross, als dass ein Mann so viele Menschen gut regieren könnte. «So einer wie Trump wäre in der Schweiz nicht optimal – wir haben das beste politische System weltweit», ist der 24-Jährige überzeugt.

Zurück auf dem Paradeplatz. Zwei Seniorinnen, 90 und 96 Jahre alt, tragen bunte Kopftücher wie anno dazumal und stützen sich auf ihre Rollatoren. Trotz ihres hohen Alters hätten die beiden Stadtzüricherinnen, die nicht namentlich genannt werden möchten, die US-Wahlen verfolgt: «Aus ethischen Gründen wäre mir Harris als Präsidentin lieber gewesen», sagt die 90-Jährige. Trump sei zwar ein guter Geschäftsmann und habe bereits einmal bewiesen, dass er das Präsidentenamt ausüben könne. «Aber moralisch gesehen hat er, gelinde gesagt, viele Tolggen im Reinheft.»