ESC goes USAUS-Version des Eurovision Song Contest kommt
2021 soll der American Song Contest in den Vereinigten Staaten stattfinden. 50 Bundesstaaten werden gegeneinander antreten. Wer steckt dahinter, wie läuft die Show ab?
Der Eurovision Song Contest (ESC) lockt jedes Jahr über 200 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer vor die TV-Bildschirme. Nun wird das Spektakel über den Atlantik exportiert. Wie das Branchenmagazin «Variety» gestern berichtete, erhält der europäische Musikwettbewerb eine US-Ausgabe: den American Song Contest.
Das einzigartige Erbe des Eurovision Song Contest reiche 65 Jahre zurück und der Wettbewerb werde immer populärer, so Martin Österdahl, Executive Supervisor des ESC, auf einem Portal der European Broadcasting Union (EBU), die den Contest organisiert. «Es ist Zeit für Amerika, dieses Spektakel zu erleben.»
Show für mehrere Zeitzonen
Das Konzept soll dabei ähnlich sein wie jenes der europäischen Ausgabe, nur dass statt Länder Bundesstaaten gegeneinander antreten. Die Kandidatinnen und Kandidaten qualifizieren sich in fünf bis zehn Runden für die Halbfinals und das grosse Finale. Dabei sollen Musikprofis aus verschiedenen Genres helfen.
Sie werden Mitglied der American Song Contest Academy und wählen wiederum Jurymitglieder aus – Künstlerinnen und Exponenten aus der Musikindustrie. Die Jurys werden anschliessend gemeinsam mit dem Publikum Talente aus allen 50 Bundesstaaten auswählen. Antreten dürfen Einzelpersonen ebenso wie Bands – bis maximal sechs Personen.
Offen sei derzeit noch die Frage, auf welchem Sender die Show ausgestrahlt und wie das Voting stattfinden werde, schreibt das Portal «wiwibloggs». Schliesslich gilt es zu bedenken, dass sich der Gesangs-Wettbewerb immerhin über sechs Zeitzonen erstrecken wird.
Fan produziert Show
Bekannt hingegen ist, wer die Sendung produziert: unter anderem der Schwede Christer Björkman, selbst grosser Fan der Show, 1992 Teilnehmer am ESC. «Eurovision war mein Traum, seit ich ein Kind war», so Björkman zu «Variety». Er war bis anhin langjähriger Produzent der europäischen Ausgabe des Wettbewerbes.
Ebenfalls beteiligt ist der US-Amerikaner Ben Silverman als Chef-Produzent. Er hat bereits TV-Formate wie «The Office» oder «Big Brother» von Europa in die USA gebracht. Dem amerikanischen Publikum den ESC zu bringen, sei jedoch besonders hart gewesen. «20 Jahre lang habe ich versucht, das zu bewerkstelligen», zitiert «Variety» Silverman.
Silverman lässt die Gelegenheit nicht aus, im US-Magazin zu betonen, welche einende Kraft der Musikwettbewerb in Europa entfaltet hat. Das sei für die USA gerade jetzt wichtig, da das Land zunehmend zerrissen sei. Der ESC zelebriere Diversität und schare alle um die Liebe zur Musik.
Ein dritter Produzent, Anders Lenhoff, fügt hinzu: «Wir hatten Teilnehmer aus Ländern, die gegeneinander Krieg führten, und nach ihren Auftritten haben sie sich umarmt oder gemeinsam geweint.» «Das entsprechende Pathos, das nie fehlen darf», schreibt der «Spiegel» zu diesem Statement.
Nicht alle sind begeistert
Ganz neu sind die Expansionspläne des ESC indes nicht. 1980 hatte Marokko am ESC teilgenommen. Seit 2015 nimmt Australien teil. In den Pausen vergangener Ausgaben der Finalshow traten Justin Timberlake und Madonna auf. Dieses Jahr verarbeitete Will Ferrell in seiner Komödie «Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga» den ESC als Netflix-Stoff. Der Hauptcharakter des Films wird nun natürlich mit Produzent Christer Björkman verglichen, beziehungsweise umgekehrt. Denn auch Lars Eriksson (gespielt von Will Ferrell) träumte als Kind davon, am Wettbewerb teilzunehmen – und schaffte es später tatsächlich selbst in die Reihe seiner Idole (lesen Sie hier mehr über die Parodie.)
Das Portal «Vulture» fragt sich derweil, ob es eine gute Idee sei, eine so «glorreich absurde, wundervoll seltsame und spezifisch europäische Perle» in die USA zu bringen – wo sie womöglich ruiniert werde. Zudem habe man bereits genügend Gesangswettbewerbe im Land: «The Voice», «American Idol», «The Masked Singer» und viele mehr.
Noch bleibt etwas Zeit, das Original in seiner vollen Pracht zu geniessen. Nämlich ebenfalls 2021, wenn der ESC in Rotterdam stattfindet. Einige Monate später, schreibt die EBU, soll dann die US-Version über die Bildschirme flimmern.
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