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Skitouren im Prättigau
Unterwegs links hinter dem Mond

Kurz innehalten lohnt sich – um die Aussicht im Aufstieg zur Wiss Platte zu geniessen.

Links hinter dem Mond: So wirbt St. Antönien für sich als Ferienort. Und es stimmt: Die kleinen, verstreut liegenden Holzhäuser des typischen Walserdorfes an der nordöstlichen Grenze der Schweiz sind wirklich sehr abgelegen. Nur zwei Postautos fahren am Wochenende zu den Hofgruppen von Rüti, von dort geht es rund vier Kilometer auf dem Winterwanderweg weiter in den Talkessel von Partnun.

Doch Tourenfreund Urs hat sich eine besonders elegante Zustiegsvariante ausgedacht, die uns gleich am Anreisetag mit zwei hinreissenden Abfahrten beglückt. Und so stehen wir um 9 Uhr morgens bei der Talstation der Madrisabahn in Klosters. Zu dritt wollen wir mit Ski und Fellen das Gebiet erkunden. Die Bedingungen dafür sind perfekt: Die Schneedecke ist gut verfestigt und sehr sicher, das Wetter verspricht alle Tage Sonne – nur Pulver wird schwierig zu finden sein.

Flugs tragen uns Gondelbahn, Sessel- und zuletzt Bügellift vom grünen Talboden im Prättigau über 1500 Höhenmeter hoch zu den verschneiten Hängen unter dem Madrisahorn. Von hier starten wir zur Madrisa-Rundtour, die uns auf eine erste Grenzschlängelei ins österreichische Montafon und zurück in die Schweiz führen wird. Wir halten die Höhe und traversieren zum Schlappinerjoch. Dort sehen wir zum ersten Mal die Grenztafeln, denen wir in den kommenden Tagen auf zahlreichen weiteren Pässen wieder begegnen werden.

Und immer wieder stösst die Skitourengängerin auf Grenztafeln.

Über steile Nordhänge sausen wir auf der Rückseite hinab nach Gargellen. Die österreichischen Bergbahnen bringen uns wieder in die Höhe. Nach einem kurzen Aufstieg stehen wir auf dem St. Antönierjoch und sehen wieder die Grenztafeln, diesmal von der anderen Seite.

Zurück in der Schweiz ziehen wir zum Riedchopf weiter, zuletzt gehts mit dem Pickel in der Hand zu Fuss über den kurzen Grat zum Gipfelkreuz. Hier liegt uns der Talkessel von Partnun zu Füssen. Winzig klein verteilen sich die Maiensässe über den Hang.

Tourenplanung auf der Sonnenterrasse

Sulzfluh, Schijenfluh oder Wiss Platte: Wir haben alle Tourenziele der kommenden Tage vor Augen, und der Blick zurück zeigt die Madrisa im gleissenden Sonnenlicht. Eine rauschende Steilabfahrt führt uns direkt vor die Terrasse unseres Berghauses.

Bei Bier, Kaffee und hausgemachten Mandelgipfeln blinzeln wir in die Sonne, die langsam in den Taleinschnitt hinabsinkt, und planen unsere grosse Tour für den nächsten Tag: Wir wollen auf die Sulzfluh, nach der unser Berghaus benannt ist. Und wir wollen auf österreichischer Seite hinab durch den «Rachen».

Das Berghaus Sulzfluh – ein schmucker Rastplatz.

Anderntags packen wir Pickel und Steigeisen in den Rucksack, denn das macht den Reiz der anspruchsvollen Touren der Region aus: Mit rund 1000 Höhenmetern sind sie nicht sehr lang, doch sie führen durch das Kalkmassiv des Rätikons mit seinen abenteuerlichen Türmen, wilden Aufschwüngen und schroffen Abstürzen.

Im Aufstieg zur Sulzfluh müssen wir ein Felsband überwinden. Dazu binden wir die Ski auf den Rucksack und schnallen für ein paar Schritte die Steigeisen an. Unter einer eindrücklichen Felsflanke ziehen wir das Gemschtobel hinauf zum Gipfel.

Nun haben wir die gegenüberliegende Seite des Talkessels mit den Bergspitzen und Abfahrten des Vortags vor Augen. Hinter uns sehen wir die Einfahrt in den Rachen und weiter unten den grünen Talboden von Tschagguns. Ein Tourengänger, der aus dem Montafon aufgestiegen ist, ruft uns zu: «Heut’ fahr’n alle Schweizer durch den Rachen ab!» Na dann.

Die Ski auf dem Rücken und die Steigeisen an den Füssen geht es hoch und höher.

Doch wir wissen: Auf unserer heutigen Grenzschlängelei bringt uns keine Bergbahn zurück, für den Rückweg werden wir nochmals siebenhundert Meter aufsteigen müssen. Das ist bald vergessen: Zwischen gigantischen Felswänden stürzt sich der Schneehang in drei Stufen den Rachen hinab. Die erste Kurve braucht Mut: «Presspulver, er trägt!», juchzt Irene. Beim Blick zurück wirbelt ein Windstoss lockeren Schnee auf, die Luft glitzert zwischen den steil in den Himmel ragenden Wänden des Höllenschlunds.

Die Tour besser auf zwei Tage verteilen

Den dritten Tag gehen wir ruhig an. 2080 Höhenmeter Aufstieg hatte unser GPS am Vortag aufgezeichnet, wir waren gerade rechtzeitig zum Abendessen zurück – ohne Reserve. Und wir mussten uns eingestehen: Wir haben lausig geplant, an der Grenze zur Fahrlässigkeit.

Wir merken uns: Ein nächstes Mal verlängern wir die grosse Sulzfluh-Rundtour auf zwei Tage und gönnen uns bei dem Flirt mit dem Montafon ein Bett in der luxuriösen Lindauer Hütte, wo es diesmal nur für einen Apfelstrudel zur Stärkung gereicht hat.

Irene muss bereits abreisen. Und so begleiten wir sie an unserem Ruhetag auf den Girenspitz, eine der talauswärts gelegenen einfacheren Touren, die sich auch bei schwierigeren Schneeverhältnissen machen lässt.

Die Tour auf den Girenspitz ist auch bei schwierigeren Schneeverhältnissen gut machbar. 

Für den Nachmittag buchen wir den Hot Pot, blinzeln noch einmal in die Sonne über dem Tal und lassen uns vom Sprudelwasser die müden Muskeln massieren. Nur zwölf Gäste übernachten an diesem Sonntagabend im Berghaus. So ist es nach dem Rummel vom Wochenende in der Gaststube wohltuend ruhig.

Es gibt Fondue mit Käse von der Alp. Feuer flackert im Ofen und Petrollampen lassen das Zeitgefühl schwinden. In den Zimmern mit den alten Holzbetten gibt es nur Kerzenlicht. So kommt es uns an unserem letzten Tag vor, als seien wir schon eine Ewigkeit vor Ort.

Partnun ist nicht nur ein Schneeloch

Wir ziehen eine letzte Schlaufe gegen Norden, steigen über den gefrorenen See durch das Partnuntal Richtung Gruobenpass auf und über zwei Steilstufen auf die Wiss Platte. Noch einmal lassen wir den Blick über die Gipfel der vergangenen Tage ziehen bis hin zu den Bergspitzen von Piz Linard, Palü und Bernina, die sich am Horizont verlieren. Die Landschaft ist mythisch, wild und auf dieser Seite auch einsam.

In tiefen Zügen atmen wir sie ein. Es stimmt, was ein Gast bei Tisch gesagt hat: Partnun ist ein Schneeloch, und es ist einzigartig, man kann hier vom Gasthaus aus in alle vier Himmelsrichtungen losziehen und taucht in immer wieder neue Geländekammern ein. Wir haben noch längst nicht alle Aufstiege und Abfahrten entdeckt.

Diese Reportage wurde von Prättigau Tourismus unterstützt.