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Missbrauch im Spitzensport
Unruhe beim STV – der umstrittene Chef ist noch immer da

Zwölf Jahre war er Geschäftsführer, davor lange Chef Spitzensport: Ruedi Hediger ist ein altgedienter Funktionär beim Schweizerischen Turnverband.
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Beleidigungen, Erniedrigungen, sogar Tätlichkeiten gegen Turnerinnen – und verantwortliche Personen, die von all diesen Verfehlungen wussten. Und trotzdem nichts dagegen unternahmen. Beim Schweizerischen Turnverband (STV) herrschte bis vor wenigen Monaten eine Kultur des Wegschauens.

2020 war das Jahr, in dem viele dieser Missbräuche im grössten Sportverband des Landes ans Licht kamen – dank der Recherche von Journalisten. Selbst Sportministerin Viola Amherd schaltete sich ein und verlangte im Interview mit dieser Zeitung einen Kulturwandel. Und: «Dass ein Neuanfang nicht mit Leuten bestritten wird, die verantwortlich waren, als solche Missstände auftraten.»

Er übernahm die Verantwortung

Gemeint waren damit – wenn auch namentlich nicht genannt – Ruedi Hediger und Felix Stingelin. Hediger, der Geschäftsführer, und Stingelin, der Chef Spitzensport. Beide sind langjährige Funktionäre beim STV, und wie eine externe Untersuchung zeigte, kommt ihnen in der Affäre die Rolle von Mitwissern zu. So wurden Trainerinnen angestellt, obschon sie eine problematische Vergangenheit hatten. Und beide liessen übergriffige Coachs zu lange gewähren. Wie die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt, beschäftigt sich die neu geschaffene Ethikkommission des STV derzeit mit rund zwölf Missbrauchsfällen. Darunter sind auch Vorwürfe gegen den Cheftrainer der Kunstturnerinnen, Fabien Martin.

Felix Stingelin hatte der STV nach Bekanntwerden von Übergriffen im Nationalkader der Rhythmischen Gymnastik schon Ende Sommer suspendiert, wenige Monate später erfolgte die endgültige Trennung. Ruedi Hediger wiederum kündigte seinen Abgang wenige Tage vor dem Interview von Viola Amherd per Ende Jahr an. Er übernehme die Verantwortung für die Missbrauchsfälle, liess er sich Mitte November zitieren.

Nun zeigt sich jedoch: Hediger ist noch immer da. Wie der neue STV-Zentralpräsident Fabio Corti gegenüber der NZZ bestätigt, bleibt der Aargauer bis Ende August angestellt. Zwar nicht mehr als Geschäftsführer, aber in beratender Funktion. Corti erklärt das so: «Wir hätten sonst in einer grossen Umbruchphase mit Wechseln auf drei Schlüsselpositionen einen zu massiven Kompetenzverlust riskiert.» Neben Corti hat der STV mit Béatrice Wertli eine neue Direktorin und seit wenigen Tagen mit David Huser einen neuen Chef Spitzensport.

Dabei wollten sie transparent sein

Die Aussage provoziert Unmut in der Turnszene, wie interne Mails zeigen, die dieser Zeitung vorliegen. Sie gingen auch an die Verbandsspitze mit der Bitte um eine Stellungnahme. Tenor: Die Weiterbeschäftigung des umstrittenen Funktionärs sei in Zeiten des Umbruchs nicht vertrauensfördernd. Dabei hatte Direktorin Wertli in einem Interview mit dieser Zeitung versprochen, es besser machen zu wollen als die alte Führungscrew: «Wir müssen zeigen, dass wir daraus lernen, es künftig wirklich anders machen und transparent sind.» Trotzdem wurde nun die Weiterbeschäftigung Hedigers nicht offiziell kommuniziert.

Doch Präsident Corti versichert: Hediger arbeite noch an einigen Projekten, habe aber keine Entscheidungskompetenzen mehr. Darüber hinaus ist der 63-Jährige weiterhin Vizepräsident des Europäischen Turnverbands (UEG), laut Corti trete er 2022 aber nicht zur Wiederwahl an. Es sei im Moment auch nicht vorgesehen, ihn für ein weiteres Amt im internationalen Turnsport vorzuschlagen. Ende Juli 2022 erreicht Hediger, im Nebenamt SVP-Lokalpolitiker und Gemeindeammann der Aargauer Gemeinde Rupperswil, das Pensionsalter.

In einer früheren Fassung des Artikels hiess es, Ruedi Hediger sei weiterhin Geschäftsführer angestellt. Diese Funktion gab er Ende Jahr ab. Seither ist er in einem Vertragsverhältnis in beratender Funktion tätig.

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