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Ungleicher Wettbewerb
Lohnpolitik der Stadtspitäler führt zu Unmut bei Spitälern am See

Impressionen vom Rundgang auf der Herzchirurgie Abteilung im Triemli Spital. 14.11.23

Zürich hat die Pflegelöhne stark erhöht: Was hat es gebracht?

Bilanz der Massnahmen zur Stärkung der Pflege
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Die Pflegeinitiative, die das Schweizer Stimmvolk 2021 angenommen hat, zielt vor allem auf die Erhöhung der Ausbildungszahlen. Den aktuell herrschenden Pflegenotstand hat man dadurch aber nicht gemindert. Spitäler suchen deshalb nach Lösungen.

Die Stadtzürcher Spitäler locken Pflegefachpersonen mittels der landesweit höchsten Löhne und flexibler Arbeitszeitmodelle. Dies führt jedoch in den Spitälern rund um den Zürichsee zu Unmut und hat auch Einfluss auf die Personalsituation.

Die Erwartungen steigen

Zürichs Spitäler werden von der Stadt mitgetragen, was eine andere Ausgangslage schafft, als sie regionale Spitäler haben. «Wir erachten es als sehr problematisch, dass sich die Stadtspitäler trotz eines gewaltigen Verlustes damit brüsten, die höchsten Löhne zu zahlen», sagt Stefan Metzker, CEO des Spitals Männedorf. Dies sei für die anderen Spitäler mit den aktuellen Tarifen schlichtweg nicht finanzierbar.

Metzker findet deutliche Worte für diese Handhabung: «Während die Zürcher Stadtregierung offensichtlich bereit ist, dafür Steuergelder einzusetzen, müssen die anderen Spitäler mit den verfügbaren finanziellen Mitteln auskommen.» Derartige Defizite könne sich ein Spital aber nicht leisten. «Dieses Vorgehen widerspricht klar dem KGV und verzerrt den Wettbewerb», gibt Metzker zu bedenken.

Zwar würde man in Männedorf keine Abwanderung der Pflegefachkräfte in die Stadtzürcher Spitäler feststellen, doch kommt man unter Zugzwang. «Die Erwartungshaltung, dass man sich lohnmässig an den Stadtspitälern orientiert, ist klar da», sagt Metzker. Daniela Thrier, Leiterin Marketing und Kommunikation des Spitals Zollikerberg, berichtet Ähnliches. Es sei eine Tendenz erkennbar, wohin Pflegefachkräfte abwandern, wenn andere Häuser das Lohnniveau massiv anheben.

Für die regionalen Spitäler ist es jedoch schwieriger, den Lohn zu erhöhen. «Solange die Tarife nicht kostendeckend sind respektive erhöht werden, gehen Lohnerhöhungen zulasten der Eigenmittel», sagt auch Frank Engelhaupt, der für das See-Spital kommuniziert. «Diesem ungleichen Wettbewerb müssen wir uns leider stellen.»

Offen bleibende Vakanzen

Das versuchen die Spitäler am See auch mittels verschiedener Massnahmen. Per 1. Januar 2023 hat das Spital Zollikerberg unter anderem den finanziellen Hebel in Bewegung gesetzt. So wurden die Löhne und die Schichtzulagen für Nacht-, Abend-, Pikett- und Wochenenddienste erhöht sowie die Zeitgutschrift für Nachtdienste angehoben. Der angespannten Stellensituation hat dies jedoch nur wenig Entlastung gebracht, denn vor den Massnahmen seien 35 Stellen offen gewesen. «Aktuell sind 33 Stellen im pflegerischen und pflegenahen Bereich offen», sagt Thrier. Die Situation habe sich also nur minim verbessert.

Im Spital Männedorf bewegten sich die «Vakanzen im üblichen Rahmen», wie Marco Stücheli, Leiter Marketing und Kommunikation, auf Anfrage erklärt. Das Horgner See-Spital konnte hingegen die Vakanzen seit Jahresbeginn um 50 Prozent senken, in der Pflege sind aktuell 17 Stellen offen. Auch habe sich die Fluktuation reduziert. «Ehemalige Mitarbeitende sind sogar ans See-Spital zurückgekehrt», sagt Engelhaupt. Auch hier wurden per Januar 2023 unter anderem die Löhne und die Nachtzuschläge erhöht.

Um die fehlenden Stellenprozente aufzufangen, wird auf Temporäre zurückgegriffen. Auf der Bettenabteilung des See-Spitals würden 8 bis 10 Prozent der Schichten mit Temporärpersonal gedeckt, «auf der Intensivstation sind es etwa 20 Prozent», sagt Engelhaupt. Gleiches gilt im Zollikerberg: «Um hochstehende Betreuungs- und Pflegequalität garantieren zu können, mussten wir kurzfristig mehrere temporäre Mitarbeitende engagieren», sagt Thrier. So seien auch die Kosten für das Temporärpersonal hoch und würden bei vier Prozent der gesamten Lohnkosten des Spitals liegen.

Verschiedene Massnahmen

Neben den finanziellen Aspekten werden auch andere Massnahmen getroffen. So hätten beispielsweise Teammitglieder die Umstellung des Pflegesystems in Arbeitsgruppen mitentwickelt. Diese Mitsprache, auch auf konzeptionelle Entscheide, werde geschätzt, erklärt Engelhaupt.

Das Spital Zollikerberg geht ebenfalls auf Wünsche des Pflegepersonals ein. «Wir ermöglichen beispielsweise ganz tiefe Teilzeitmodelle, um Leute im Beruf zu halten», sagt Thrier. Auch gebe es die Möglichkeit von Flexverträgen. «Das sind zeitlich befristete Ergänzungen zum gültigen Arbeitsvertrag, um zusätzliche Arbeitsstunden zu leisten, welche rund 20 Prozent höher vergütet werden.»

Auf die Frage, wieso die Vakanzen durch die Massnahmen nicht komplett gedeckt werden könnten, hat Thrier eine ernüchternde Antwort: «Die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt ist nun mal angespannt.»

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