Leichtathletik-Rekorde in SerieUnd wie sie drängen, die «jungen Schnuufer»
Mujinga Kambundji und Alex Wilson fehlten – Spitzenleistungen gab es in Magglingen dennoch zuhauf. Das lässt für die Hallen-EM in zwei Wochen vieles erhoffen.
Man konnte es nur erahnen, wie die Stimmung gewesen sein musste, in der leeren Halle in Magglingen, die in regelmässigem Rhythmus mit überbordenden Emotionen gefüllt wurde: Die Schweizer Meisterschaften der Leichtathleten, an denen es um die letzten Plätze an der Hallen-EM in zwei Wochen in Torun (POL) ging, fanden am Wochenende unter Ausschluss von Zuschauern und auch der Medien statt.
Doch bremsen liessen sich die Athletinnen und Athleten weder von diesen speziellen Umständen noch von der Tatsache, dass auch ihre Trainings in diesem Winter immer wieder neuer Lösungen bedurften.
Als Stabspringerin Angelica Moser am Samstag die Titelkämpfe mit der neuen Saisonbestleistung von 4,62 m eröffnete, war noch nicht absehbar, dass es die Tage der Sprinterinnen und Sprinter werden würden. Moser wird neu vom französischen Spitzentrainer Damien Inocencio betreut, der seinen Landsmann Renaud Lavillenie 2012 zum Olympiasieg führte. In zwei Wochen wird die 23-Jährige in Polen versuchen, ihren überraschenden 4. Platz von 2018 in Glasgow (4,65 m) zu übertreffen.
Zbären hat sich zurückgearbeitet
Für die weiteren Glanzpunkte, die vor allem Jüngere setzten, fand die 26-jährige Hürdensprinterin Noemi Zbären die beste Zusammenfassung: «Di junge Schnuufer drücke, aber si beläbe s Gschäft!» In 8,10 Sekunden war die Emmentalerin über 60 m Hürden eine persönliche Bestzeit gelaufen, erst drei Schweizerinnen waren je schneller gewesen. Aber: Das reichte nur zu Silber. Denn noch sechs Tausendstel oder ein Minimü eher im Ziel war Ditaji Kambundji. Die 18-jährige Schwester von Mujinga Kambundji sprintete natürlich zum U-20-Rekord, und Zbären fand, selber habe sie nach schwierigen Jahren Silber gewonnen und nicht Gold verloren. Ihr Steigerungslauf Richtung Hallen-EM stimme.
Das sahen auch die schnellsten Sprinter so. Der Basler Silvan Wicki (26), der im vergangenen Sommer Rekordhalter Alex Wilson über 100 m bis auf drei Hundertstel nahe gekommen war, erfüllte sich seinen Traum vom 60-m-Rekord in 6,59 Sekunden in einem Endlauf, den er als «nicht perfekt» bezeichnete. Er unterbot die Marke seines Vorgängers Pascal Mancini um ein Hundertstel. Wickis EM-Finalchancen sind intakt, sechs Europäer waren in dieser Saison gleich schnell oder schneller. Er wird seit Jahren von Patrick Saile trainiert, der nach einem Engagement in Deutschland im Herbst als Nationaltrainer Sprint in die Schweiz zurückkehrte.
Profitieren vom Pilotprojekt
Einen anderen Weg haben William Reais und Ricky Petrucciani vom LC Zürich eingeschlagen, die zusammen mit Charles Devantay einer hoffnungsvollen Gruppe junger Athleten angehören. Devantay siegte über 400 m in 46,66, besser war in den vergangenen 20 Jahren einzig Rekordhalter Alain Rohr (45,92).
Und Reais’ Exploit über 200 m konnte in Magglingen nicht mehr überraschen. In 20,97 Sekunden verbesserte er die 23 Jahre alte Marke von Kevin Widmer um zwei Hundertstel – im letzten Sommer war der 21-Jährige in 20,24 schnellster Europäer über diese Distanz gewesen. Weil die 200 m an einer Hallen-EM nicht ausgetragen werden, startet der Churer nur über die Kurzdistanz.
Wie der 20-jährige Petrucciani, der in 46,82 über 400 m einen U-23-Rekord lief, trainiert Reais seit kurzem nicht mehr nur im Letzigrund, sondern auch im ultramodernen neuen Leistungszentrum OYM (On Your Marks) in Cham. «Weltklasse Zürich» und das Athletikzentrum haben in der vergangenen Woche ein Pilotprojekt vorgestellt, von dem fünf Athletinnen und Athleten profitieren. Bindeglied ist dabei Trainer Flavio Zberg, am OYM Athletikchef und beim LCZ weiterhin Trainer.
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