Sprinter Silvan WickiUnd plötzlich ist er die Nummer 1 Europas
Der Basler Silvan Wicki ist einer, der sich in der Nach-Lockdown-Zeit in den Vordergrund geschoben hat. Am ersten grossen Saison-Meeting aber sah er sich gebremst.
Optisch wirkte sein Kurvenlauf imposant. Mit Vorsprung bog Silvan Wicki beim ersten grossen Leichtathletik-Meeting der Saison in Luzern auf die Zielgerade ein. Dort aber vermochte der Basler den Rhythmus nicht hoch zu halten. William Reais zog an ihm vorbei. Wicky bedauerte: «Ich konnte es wiederum nicht durchziehen.» Nicht ideal waren die letzten 50 m schon vor einer Woche in Bern.
Dennoch hatte sich der 25-Jährige damals in eine neue Region der 200-m-Hierarchie vorgearbeitet. In Bern rannte er die halbe Bahnrunde bei idealer Rückenwind-Unterstützung von 1,9 m/S in 20,45 Sekunden. Damit verbesserte er seine Bestmarke aus dem vorletzten Jahr um nicht weniger als 15 Hundertstel. In der Schweizer Allzeit-Bestenliste schob er sich damit auf Position 5 vor – und vor allem: Er übernahm die Führung in der europäischen Jahresbestenliste.
2019 vergessen gemacht
Es war eine Leistung, welche den hervorragenden Saisoneinstand über die nur in der Vor- und Zwischensaison gelaufenen 150 und 300 m untermauerte. Vor allem über 150 m setzte er beim verspäteten Saisonstart in Langenthal mit der Verbesserung der Allzeit-Bestmarke von Alex Wilson ein frühes Ausrufezeichen. Um ein Zehntel verbesserte er die Vorgängermarke auf 15,05 Sekunden.
Und dabei war es für Wicki in der letzten Saison überhaupt nicht gut gelaufen. Der Grund: das Pfeiffersche Drüsenfieber. Im August wurde es beim Basler diagnostiziert. Er brach die Saison ab und regenerierte zweieinhalb Monate.
Es war bitter: «Die Trainingspartner rannten mir um die Ohren, und ich fühlte mich trotzdem immer am Limit.» Er vertraute dem Rat des Arztes und steigerte den Trainingsaufwand langsam. Ab Mitte Dezember kam er mit den ursprünglichen Belastungen wieder zurecht.
Und sein «Experiment Hallensaison» sollte zum Aufsteller werden. Schnell kehrte das verinnerlichte Gefühl zurück. An den Hallen-Meisterschaften verfehlte er bei seinem Goldsprint über 60 m den Schweizer Rekord lediglich um zwei Hundertstel. Im Nachhinein sagt er: «Mein Körper hat von der Pause profitiert.»
Betreut vom Erfolgscoach und von der Mutter
Der «verlorenen Saison» trauert er nicht mehr nach. Vielmehr sieht er das Hier und Jetzt, erkennt Vorteile: «Ich sprinte einfach, mit Spass und Freude.» Dass die Olympischen Spiele auf nächsten Sommer verschoben sind, kommt ihm gelegen. «Ich kann mir ein neues Selbstverständnis erarbeiten in diesen Monaten, die für die Qualifikation keine Bedeutung haben.»
Erstmals in den Fokus der Schweizer Leichtathletik-Szene schob sich Wicki 2018. In 10,17 Sekunden sprintete er die 100 m. Nur Alex Wilson und Dave Dollé liefen bis jetzt schneller. Es war die Leistung, welche Wickis Konsequenz unterstrich. Der Psychologiestudent an der ZHAW in Zürich hatte von seinem Stammverein OB Basel zum BTV Aarau gewechselt – wegen Coach Patrick Saile. Der Deutsche brachte ihn mit seinen Impulsen entscheidend weiter.
Und die Zusammenarbeit funktionierte auch, als Saile nach Stuttgart weiterzog und Mutter Sabine Wicki wieder wichtiger wurde. «Die Absprache funktioniert», sagt Wicki. Für den Höhepunkt des Meetings in Luzern sorgte am Freitagabend der Basler Hürdensprinter Jason Joseph, der mit guten 13,47 Sekunden gewann.
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